Vorarlberg sichert sich Erdgas

Markt / 17.05.2022 • 18:47 Uhr

Oberösterreichischer Speicher 7Fields soll ein Viertel des Bedarfs im Land decken.

Bregenz Die Versorgung mit Erdgas ist angesichts des Ukraine-Kriegs gefährdet. Deshalb gilt es, neue Strategien zu entwickeln, damit es nicht zu Engpässen oder sogar Ausfällen kommt. Hier sind nun auch kurz- und mittelfristige Lösungen gefragt.

Vorarlberg baut sich deshalb ein weiteres Versorgungsstandbein auf. Über den landeseigenen Energieversorger illwerke vkw hat man sich nun beim Erdgasspeicher 7Fields, situiert zwischen Salzburg und Oberösterreich, Kapazitäten gesichert. Betreiber ist das österreichische Energiespeicherunternehmen RAG Austria AG.

Deutsche Leitungen

Wieso die Wahl auf 7Fields fiel, hat einen einfachen Grund. Denn der Gasspeicher ist an das deutsche Fernleitungsnetz angebunden und von diesem aus wird Vorarlberg beliefert. „Wir hängen am deutschen Netz und haben keine direkte Leitung zu österreichischen Speichern“, betont Landeshauptmann Markus Wallner. Damit befindet sich Vorarlberg genauso wie Tirol in einer Sondersituation. Zudem verfügt Vorarlberg über keinen eigenen Gasspeicher.

Die Speicherkapazität von 500 Gigawattstunden (GWh) wurde über eine Laufzeit von drei Jahren gesichert. Die Befüllung beginnt mit 1. Juni.

47 Prozent des Erdgases werden im Gebäudesektor verwendet, 52 Prozent in der Industrie. Zwei Drittel des Gases werden im Winter verbraucht, der Rest in den warmen Monaten. Das Volumen von 7Fields entspricht rund einem Viertel (23 Prozent) des Vorarlberger Bedarfs an Erdgas. Der Vertrag löst somit nicht alle Probleme, sei aber, so Wallner, ein hilfreicher Schritt. Zudem wolle auch der Bund eine strategische Gasreserve aufbauen. Allerdings müsse die Lieferung nach Vorarlberg funktionieren. Denn auch diese müsste dann über deutsche Netzbetreiber erfolgen.

Bis Herbst soll die Einspeicherung abgeschlossen sein, so Helmut Mennel, Vorstand der illwerke vkw. Das Gas stehe somit für den Winter zur Verfügung. Diese Gasspeicherkapazität biete auch den Vorteil, dass man für die Beschaffung des restlichen Gasbedarfs andere Möglichkeiten habe. Denn nun könne man auch am liquiden Spotmarkt sowie am kurzfristigen Terminmarkt einkaufen.

Totaler Ausstieg

Neben diesem Standbein brauche es aber auch mittel- und langfristige Strategien, bekräftigt Landesrat Daniel Zadra. Hier gebe es nur einen Weg: „Den totalen Ausstieg aus Gas und Öl und den Ausbau von Wasser-, Sonnen- und Windkraft“. Auch das Energiesparen werde wieder ein großes Thema. VN-reh

„Dadurch schaffen wir uns in unsicheren Zeiten ein zusätzliches Standbein für die Versorgung.“

Stichwort

Gasspeicher

Der Gasspeicher 7Fields an der Grenze Salzburg-Oberösterreich zählt neben dem führenden Speicher Haidach nahe der bayerischen Grenze zu den größten Speichern Mitteleuropas. Beide Erdgasspeicher wurden unter der Konzession der RAG AG geplant und errichtet.

In Haidach ist RAG technischer Speicherbetreiber für die Partner – die zwei Gazprom-Töchter Gazprom export und Wingas. Bei 7Fields für den deutschen Partner Uniper Energy Storage (ehem. E.ON Gas Storage).

Haidach sorgte zuletzt für großen Unmut, weil er so gut wie leer ist. Wegen der ausbleibenden russischen Lieferungen will die Bundesregierung nun Maßnahmen ergreifen. Haidach dient zwar der Versorgung Deutschlands, ist aber auch für Österreich von strategischer Bedeutung, weil mit einem Teil des nach Deutschland fließenden Gases wiederum die Bundesländer Tirol und Vorarlberg versorgt werden.