Passion für Shiitake und Seitlinge

Paul Kerschbaumer und Vladimir Dublyanskiy haben in Höchst eine Pilzzucht aufgebaut.
Höchst Von allen Jahreszeiten mögen Pilze den Herbst am liebsten. Wenn die Temperatur kühler und die Luft feuchter ist, gedeihen sie am Besten. Diese Wohlfühlatmosphäre finden sie in Vorarlbergs einziger Pilzzucht. In einer alten Stuhlfabrik in Höchst haben Paul Kerschbaumer und Vladimir Dublyanskiy (beide 25) zwei Räume geschaffen, in denen Shiitake, Austernpilze und Kräuterseitlinge wachsen.
Tägliche Ernte
Geerntet wird täglich. So kommen die beiden Jungunternehmer derzeit im Monat auf einen Ertrag zwischen 800 Kilo und einer Tonne.
Bis sie allerdings so weit waren, dass die Ernte stimmt, mussten sie einen ordentlichen Lernprozess durchmachen. „Es gibt zwar Anleitungen für Hobbyzüchter, aber keine Literatur darüber, wie man eine Pilzzucht profitabel betreibt. Niemand sagt dir, wie es geht. Wir haben letztlich ein Jahr lang probiert, um das herauszufinden. Es ist also vor allem ‚learning by doing‘“, erzählt Paul Kerschbaumer.
Vor zwei Jahren starteten sie in die Selbstständigkeit. Sie liehen sich das Startkapital von Familie und Freunden, mieteten die Räume in Höchst an und rüsteten diese mit entsprechender Technik so um, dass sie auf zwei professionelle Zuchträume zurückgreifen können. „Sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit und CO2-Wert müssen stimmen“, sagt Kerschbaumer über das Erfolgsgeheimnis.
Allerdings erwischte auch sie der Ausbruch der Coronapandemie. „Wir hatten damals schon sehr zu kämpfen, denn als wir gute Erträge und dementsprechend Bestellungen aus der Gastronomie hatten, kam wieder ein Lockdown.“ Kerschbaumer und Dublyanskiy machten aus der Not eine Tugend, verkauften ihre Pilze auf dem Feldkircher Markt, suchten sich einzelne Supermärkte als Partner und bauten ein Netzwerk an Privatkunden auf. Auch wenn das wirtschaftlich mehr oder weniger ein Nullsummenspiel war.
Alle Hände voll zu tun
Die schwierigen Zeiten scheinen nun aber hinter der Pilzfabrik zu liegen. Seit Neuestem ist die Handelskette Sutterlüty als Abnehmer an Bord und die Pilze in Bioqualität in allen 26 Märkten verfügbar. Somit kann die Kapazität zur Gänze ausgeschöpft werden. „Wir haben also mit ernten und verpacken wirklich alle Hände voll zu tun.“
Auszuruhen gilt aber in keinerlei Hinsicht. Denn die Unternehmer wollen zusätzlich gastronomische Großabnehmer akquirieren. Eine große Kantine sowie ein Altersheim zählen bereits zu den Kunden. Auch soll die Zucht mittelfristig vergrößert werden, denn das Potenzial an heimischen Pilzen sei sehr groß.
Die Kräuterseitlinge sind übrigens die beliebteste Sorte. „Die anderen beiden sind vielen noch zu exotisch“, sagt Kerschbaumer. Dabei seien sie in der Küche genauso vielfältig einsetzbar. VN-reh

