Das Ende des Zinstiefs ist eingeläutet

Europäische Zentralbank kündigt erste Zinserhöhung an.
Frankfurt Europas Währungshüter leiten angesichts der Rekordinflation einen Kurswechsel ein. Die milliardenschweren Netto-Anleihenkäufe laufen zum 1. Juli aus, bei der Sitzung am 21. Juli will die Europäische Zentralbank (EZB) dann die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte anheben. Es wäre voraussichtlich der Anfang einer Serie von Zinsschritten nach oben.
Größerer Zinsschritt
„Der EZB-Rat geht davon aus, dass er die EZB-Leitzinsen im September erneut anheben wird“, teilte die Notenbank nach der auswärtigen Sitzung des Gremiums am Donnerstag in Amsterdam mit. Dann sei auch „ein größerer Zinsschritt“ möglich, sollten die mittelfristigen Inflationsaussichten unverändert bleiben oder sich verschlechtern, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde erläutert. Die Normalisierung der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik sei „nicht nur ein Schritt, es ist eine Reise“, so die Französin.
In den vergangenen Wochen hatte der Druck auf Europas Währungshüter zugenommen, mit Zinsanhebungen die rekordhohe Teuerung einzudämmen. Während andere Notenbanken wie die Federal Reserve in den USA oder die Bank of England wegen steigender Inflationsraten ihre Leitzinsen bereits mehrmals erhöhten, hielten Europas Währungshüter lange an der Einschätzung fest, die steigende Teuerung sei von Sonderfaktoren getrieben und daher vorübergehend.
Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im Mai 2022 um 8,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonates. Mittlerweile rechnet die EZB für das laufende Jahr mit 6,8 Prozent Inflation im Euroraum. Im März war die Notenbank noch davon ausgegangen, dass die Verbraucherpreise im Schnitt um 5,1 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen würden. Die EZB strebt für den Währungsraum der 19 Länder mittelfristig stabile Preise bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an.
2,8 Prozent Wachstum
Die Wirtschaft im Euroraum wird nach der neuesten EZB-Vorhersage in diesem Jahr um 2,8 Prozent zulegen (März-Prognose: 3,7 Prozent). 2023 soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,1 Prozent wachsen und ein Jahr später, 2024, ebenfalls um 2,1 Prozent.