Staffelübergabe nach 62 Jahren

Markt / 03.08.2022 • 18:44 Uhr
Neuer Herr auf der Kommandobrücke bei  Stauss Recyclinganlagen GmbH in Dornbirn ist Dieter Stauss. VN/KH
Neuer Herr auf der Kommandobrücke bei  Stauss Recyclinganlagen GmbH in Dornbirn ist Dieter Stauss. VN/KH

Nächste Generation übernimmt beim Recyclinganlagen-Hersteller und Baumaschinenhändler Stauss das Ruder.

Dornbirn Die Betriebsübergabe ist in vielen Unternehmen ein Unterfangen, das genaue Planung und oft auch Begleitung braucht, gerade wenn ein Gründer an Nachfolger übergibt. Denn das Loslassen des Lebenswerks fällt diesen Pionieren erfahrungsgemäß nicht leicht. Da ist der Dornbirner Recyclingmaschinenspezialist Stauss keine Ausnahme.

Nun aber hat sich Anton Stauss, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau im Jahr 1960 gegründet hat und seither die Geschäfte durch alle Wellentäler der Konjunktur führte, in die zweite Linie zurückgezogen. Kurz vor seinem 86. Geburtstag hat er den Betrieb an seinen Sohn Dieter übergeben, wiewohl er schon noch mit Rat und Tat zur Seite stehe, wie er im Gespräch mit den VN betont. Dass das Abgeben nicht einfach ist, hat er am eigenen Leib erfahren, dass es aber auch sein Nachfolger nicht immer leicht mit ihm hatte, das sieht der Unternehmer, der sich auch im Vereinswesen engagiert, allerdings auch selbst.

In der Nische erfolgreich

Das Unternehmen war lange Zeit einer der größten Baumaschinenhändler in Vorarlberg mit Kunden weit über die Landesgrenzen hinaus. Die Baumaschinenbranche war in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine boomende, doch von den früheren Mitbewerbern haben sich die meisten – auch einige unfreiwillig – verabschiedet. Stauss hat auf die veränderte Situation in der Branche reagiert und schon sehr früh Gerätschaften selbst entwickelt. Inzwischen konstruiert das Unternehmen Recyclinganlagen, gebaut werden sie wie in den vergangenen Jahrzehnten beim Lochauer Metallbauunternehmen Diem, denn die regionale Wertschöpfung sei für die Firma Stauss immer wichtig gewesen, sagt der nunmehrige Ex-Chef, der seine ersten Kunden nicht mit dem Auto besuchte, sondern mit dem Puch-Roller vorfuhr, wie er von den Anfängen berichtet. Die Herausforderungen sind in den 62 Jahren nicht weniger geworden, sondern andere. Mit der Konzentration auf die selbst entwickelten Recycling-Sortieranlagen und dem Vertrieb von mobilen Brech- und Siebanlagen namhafter Hersteller konnte sich das Unternehmen in der Nische, die freilich größer wird, behaupten.

Seit 1. Juli hat Dieter Stauss die Fäden im Unternehmen in der Hand. Er kennt das Unternehmen und die Ansprüche der Kunden aus dem Effeff. Der neue Chef ist erstmals im Jahr 2004 in das Familienunternehmen eingetreten, wo er für die verschiedenen Bereiche verantwortlich war. Doch der gelernte Ingenieur hat seine Expertise von 2005 bis 2009 auch bei Liebherr in Nenzing als Projektmanager für „mobile Cranes“ unter Beweis gestellt und ist vor 13 Jahren wieder in das Familienunternehmen zurückgekehrt.

Zur richtigen Zeit

Die Container-Sortieranlagen sind das richtige Produkt zur richtigen Zeit. Die transportablen Containersortieranlagen zur Trennung und Sortierung von Rohstoffen, Baurestmassen und Abfall treffen den Bedarf der Kunden: Große Recycler wie der französische Veolia-Konzern, der weltweit über 170.000 Mitarbeiter beschäftigt, oder Remondis, das größte deutsche Unternehmen für Recycling, Wasserwirtschaft sowie kommunale und industrielle Dienstleistungen haben bereits mehrere Sortieranlagen aus Dornbirn im Einsatz. Auch andere große Recyclingfirmen zählen zu den Kunden. Das wachsende Bewusstsein für Recycling sowie der zunehmende Rohstoffmangel sind Garanten für eine positive Geschäftsentwicklung in diesem Bereich, blickt man bei Stauss auch nach dem Generationenwechsel optimistisch nach vorne. VN-sca

„Die Wertschöpfung im Land zu halten, war mir bei der Produktion immer wichtig.“

Gründer Anton Stauss war 62 Jahre an der Firmenspitze.VN/Rhomberg
Gründer Anton Stauss war 62 Jahre an der Firmenspitze.VN/Rhomberg