Der Zwirn reißt zu Jahresende

Hard, Gossau (CH) Im Jahr 1873 kaufte die schwäbische Fabrikantenfamilie Faigle die Steurer Säge in Hard. Sie wollte nicht ins Sägereigeschäft einsteigen, die Faigles errichteten eine Seidenzwirnerei, in der bis zu 100 Personen beschäftigt waren. Das berichten Barbara Motter und Barbara Grabher-Schneider in ihrem Standardwerk zu historischen Industriebauten in Vorarlberg „Orte – Fabriken – Geschichten“. Der erste Standort wurde an die Kammgarn verkauft, die Faigles blieben in der Textilbranche, errichteten am Sägenkanal eine neue Fabrik. Doch die Textilkrise Anfang der 80er Jahre sorgte in dem Harder Traditionsbetrieb für einen Besitzerwechsel. Zwirnerei und Färberei Faigle Textil wurden 1983 an die C. Beerli AG in Thal verkauft, ebenfalls ein Traditionsunternehmen, das insgesamt laut eigenen Angaben rund 130 Menschen einen Arbeitsplatz gibt. Noch.

Denn Ende des Jahres ist dieses textile Kapitel beendet. Nach 149 Jahren schließt Faigle Textil den Betrieb in Hard ebenso wie die inzwischen  in der Istex-Holding, Gossau, zusammengefassten Betriebe C. Beerli in Thal und Gunold im deutschen Stockstadt. Das bestätigt auf VN-Anfrage Urs Isler, Präsident des Verwaltungsrates und Eigentümer der Istex-Holding. In Hard sind noch 13 Mitarbeitende bis Ende des Jahres beschäftigt. Bis dahin werde man noch die Aufträge abwickeln, so der Schweizer Unternehmer. „Wir haben uns entschlossen, uns von allen textilen Aktivitäten zu trennen“, erklärt er. „Wir fahren alles herunter.“ Die Rentabilität des Textilsektors in der Holding sei schon seit mehreren Jahren nicht mehr gegeben. Deshalb ziehe man jetzt einen Schlussstrich.

Die Mitarbeiter in Hard seien sehr gut ausgebildet. „Ich bin sicher, das sie mit ihren Qualifitkationen schnell eine neue Stelle bekommen.“ Das Unternehmen sei schuldenfrei, man werde den Betrieb deshalb ordnungsgemäß herunterfahren und schließen, erklärt Isler das Ende des Betriebes. Was mit der Immobilie geschehen soll, habe er noch nicht entschieden, das habe noch Zeit. VN-sca