In welche Branchen ein Götzner mehr Würze bringt

Vorarlberger Gewürzspezialisten sind in weiteren Branchen auf der Erfolgsspur.
Moosdorf, Götzis, Bildstein Helmut Gstöhl fühlt sich im wiedereröffneten Gasthaus Taube in Rankweil sichtlich wohl. Mit Freude führt er durch das Gasthaus, freut sich über den großen Andrang und vergisst nicht, das Team um Wirt Alex Milojevic zu loben. Gstöhl ist einer der Gesellschafter der Betriebsgesellschaft, genauso wie Wirt Milojevic. Und das Gasthaus ist nur eine der Aktivitäten des Götzners, der zusammen mit seinem Partner Helmut Lenz vor 20 Jahren eine Entscheidung getroffen hat, die ihr Leben veränderte.
“Alles eingesetzt”
Die beiden ausgewiesenen Lebensmittelspezialisten, der eine in der Käsereibranche, der andere in der Metzgerei, wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. Horst Zalto, wie Gstöhl in der Lebensmittelbranche tätig und Gründer des Gewürzspezialisten Zaltech bot diesem die Geschäftsführung seines Unternehmens an, kurz danach auch die Firma selbst. Gstöhl übernahm 2002 und holte Lenz ins Boot und sie überzeugten ihre Banker von ihrer unternehmerischen Vision. “Wir haben alles eingesetzt, was wir hatten. Dennoch glaube ich, dass wir mit den heutigen Vorschriften für die Banken wahrscheinlich keine Finanzierung bekommen würden”, sagt Gstöhl.

Helmut Gstöhl (li.) und Helmut Lenz managen den Gewürzspezialisten Zaltech. FA
Die Übernahme der Firma bedingte auch, dass die beiden pendeln mussten und das tun sie bis heute. Damals war die Firma, die Lebensmittelproduzenten mit Gewürzmischungen beliefert, in Salzburg beheimatet, heute ist der Sitz der Firma im oberösterreichischen Moosdorf. Zaltech für sich ist schon eine Erfolgsgeschichte. Der Umsatz des Unternehmens von Gstöhl und Lenz hat sich auf rund 50 Millionen Euro mehr als versechsfacht. Die Gewürzmischungen für die Lebensmittelbranche werden in 40 Ländern verwendet.
Das Hauptquartier in Moosdorf ließen sich die Vorarlberger rund 30 Millionen Euro kosten, ca. 50 Mitarbeiter arbeiten vor Ort. Weitere Standorte gibt es in Osteuropa, derzeit nicht gerade der “Place to be”. Die Firma hat sich trotz dieser Schwierigkeiten prächtig entwickelt, ist gut finanziert und deshalb gut aufgestellt, erzählt Gstöhl. Es gibt auch keine Lieferengpässe, die Lager sind bis unter die Decke gefüllt, “die Auftragsbücher so voll wie noch nie”. Man war immer lieferfähig, ein Umstand, der das Standing weiter verbessert hat.
Expansion in anderen Bereichen
Auf Zaltech-Basis entwickelten Gstöhl und Lenz weitere Geschäftsmodelle. Für die Firma Spiceworld, die sich direkt an die Endverbraucher wendet, gewann der Götzner Spitzenkoch Roland Trettel als Partner. Das Geschäft läuft. Seine Erfahrungen gab und gibt er als Business Angel weiter. Ergebnis: Er wurde Gesellschafter der Wanderhuhn GmbH, die tiergerecht Eier produziert. Eine Erfolgsgeschichte, die er mit Wolfgang Wallner schrieb, die allerdings eine längere Anlaufzeit brauchte. “Die Gesellschaftsanteile (ca. 36 Prozent) will ich an die Landwirte, die zuliefern abgeben”. Das Unternehmen Vitus Vitality GmbH, das in großem Umfang in der Pilzzucht engagiert ist, braucht noch Management-Knowhow, berichtet Gstöhl.
Immobilien und Wein
Inzwischen – und in diesen Bereich fällt auch das Engagement in der Taube – sind Gstöhl und Lenz auch im Immobiliengeschäft engagiert und errichten mit den Projektentwicklungs-Profis Egon Hajek und Gero Riedmann sowohl in Oberösterreich als auch in anderen Bundesländern und in der Heimat Projekte. Wichtig ist dem begnadeten Netzwerker die Zusammenarbeit auf Augenhöhe in den verschiedenen Firmen – das gilt für Mitarbeiter genauso wie die Partner. Und der Stolz, den er auf die gemeinsamen Aktivitäten hat, ist nicht gespielt. Neueste Errrungenschaft des Götzners: In Toplage hat er im Kamptal ein Weingut erworben, von einem langjährigen Freund, der einen Nachfolger suchte. Benannt sind Riesling und Grüner Veltliner nach seinen frühesten Vertrauten: Der früh verstorbenen Mutter und seiner Ziehmutter: Aus Anna und Ida wurde so das Weingut “Anida”. “Ich wollte immer schon einen eigenen Wein haben”, sagt er, doch was er nicht wollte, ist einfach auf einen gekauften Wein ein eigenes Etikett kleben.