Forum Alpbach und die Frage: Wer ist Europa?

Markt / 02.09.2022 • 18:46 Uhr
Im Gespräch mit der Luxemburger Politikerin und Gründerin Jana Degrott, die sich für eine neue Generation von Führungskräften stark macht. cav
Im Gespräch mit der Luxemburger Politikerin und Gründerin Jana Degrott, die sich für eine neue Generation von Führungskräften stark macht. cav

Was bleibt, sind Ideen und die Motivation, diese umzusetzen.

Alpbach Nach zwei intensiven Wochen wird das Tiroler Bergdorf Alpbach wieder zum idyllischen Urlaubsort, wenn die rund 4000 Teilnehmenden aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft – darunter 600 Stipendiaten – an ihre Arbeits- und Studienplätze in der ganzen Welt zurückkehren. Mit im Gepäck haben sie neue Ideen für eine bessere Zukunft und Inspiration, diese auch umzusetzen. Das diesjährige Generalthema des Forums lautete nicht umsonst „The New Europe“.

Wer ist Europa?

Der 24. Februar – der Ausbruch des Krieges in der Ukraine  – stellte einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte dar. Mehr als 70 Jahre konnten sich die Europäer in einer Sicherheit wiegen, die mit diesem Zeitpunkt ins Wanken geriet. Allerdings ist Europa nicht erst seit diesem Jahr Schauplatz eines Krieges. Man denke an den Jugoslawienkrieg, das gespaltene Zypern, die Annektierung der Krim oder den bewaffneten Grenzkonflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Die Uneinigkeit darüber, ob diese Kriege sich innerhalb oder außerhalb Europas zugetragen haben, führt zur Frage: Wer ist denn eigentlich Europa?

Die EU besteht aus 27 Mitgliedsstaaten, deren Grenzen klar gezogen sind, das geografische Europa lässt sich allerdings nicht so genau bestimmen. Aus Sicht der europäischen Wertegemeinschaft könnte man sagen, Europa ist, wer die europäischen Werte lebt und verteidigt. Doch auch hier stellt sich die Frage: Welche Werte und inwieweit hat die EU, die sich selbst in einer Wertekrise befindet, das Recht, diese für sich zu proklamieren?

Wertegemeinschaft in der Krise

Deutlich wird die Wertekrise vor allem am Beispiel der Asyl- und Migrationspolitik, bei der jeder EU-Staat primär eigene Interessen vertritt. Solidarität, Menschenwürde und Toleranz treten in den Hintergrund. Dabei ist Europa, wenn es den Wohlstand halten möchte, auf Immigration angewiesen. Ottilia Anna Maunganidze, Leiterin für Sonderprojekte am Institute for Security Studies, macht in einem Panel deutlich, dass Europa ein alternder Kontinent ist. Das Durchschnittsalter liegt bei rund 47 Jahren, die Geburtenrate ist rückläufig.

Zudem fehlt es auch an jungen Gesichtern in der Politik, die tragfähige Lösungen für die Generation(en) von morgen mitbringen. Eine, die sich schon früh politisch engagiert hat, ist die Luxemburgerin Jana Degrott. Sie ist Stadträtin und Mitbegründerin von „We Belong“, einer Initiative, die Europäerinnen of Color inspiriert, Führungsqualitäten zu entwickeln. Was motiviert sie? Eigene Diskriminierungserfahrung und die Überzeugung, dass niemand zu jung ist, um eine Führungsrolle zu übernehmen. Sie macht im Gespräch deutlich: „Wir sind nicht hier, um den Status quo zu erhalten.“

Aus Alpbach berichten die Stipendiaten des Clubs Alpbach Vorarlberg. Bericht: Mirjam Schiffer. Weitere Eindrücke auf Instagram (@clubalpbachvorarlberg).