Wieso Reinigungsartikelhersteller Enjo zwei harte Jahre hinter sich hat

Markt / 02.02.2023 • 17:12 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Wieso Reinigungsartikelhersteller Enjo zwei harte Jahre hinter sich hat
Johannes Engl hat mit Enjo zwei schwierige Coronajahre hinter sich. enjo/canva

Umsatz runter, Kosten rauf: Direktvertrieb verträgt sich nicht mit Pandemie.

Altach Die auf die Entwicklung und Herstellung von chemiefreien Reinigungs- und Pflegeartikeln spezialisierte Firmengruppe Enjo hat mit 2021 und 2022 zwei vergleichsweise schwierige Wirtschaftsjahre absolvieren müssen.

Umsatz ging runter, Kosten stiegen

Wie der geschäftsführende Gesellschafter Johannes Engl und Prokuristin Daniela Böhler erklären, sei man im ersten Pandemiejahr 2020 noch mit einem leichten Umsatzminus von etwa sechs Prozent auf rund 7,1 Millionen Euro gegenüber 2019 davongekommen. Im Jahr 2021 betrug das Umsatzminus gegenüber Vor-Corona-Zeiten dann jedoch schon 22 Prozent und im Vorjahr gegenüber 2019 noch immer minus 16 Prozent. “Geld haben wir in dieser Zeit leider auch nicht verdient”, so Engl. Denn diametral zu den sinkenden Umsätzen seien die internen Aufwände und die Kosten auf der Einkaufsseite mitunter deutlich gestiegen. Der Personalstand der fix Beschäftigten in Altach sei über natürliche Fluktuation von vormals 60 auf nunmehr 50 Personen reduziert worden.

Johannes Engl, geschäftsführender Gesellschafter. <span class="copyright">Enjo</span>
Johannes Engl, geschäftsführender Gesellschafter. Enjo

Onlinevertrieb ist keine Alternative

Für Engl und Böhler brachte die Pandemie-Zeit zwei zentrale Erkenntnisse mit sich. Erkenntnis Nummer eins: “Unser Geschäftsmodell Direktvertrieb mit sehr viel persönlichem Kundenkontakt wird von Beschränkungen der Sozialkontakte massiv getroffen und eigentlich verhindert. Im Jahr 2020 hat man noch von den Kontakten unmittelbar vor den Lockdowns und ähnlichen Maßnahmen profitiert. Aber je länger diese Unberechenbarkeit und die Zeit ohne Kontakte anhielten, desto mehr ließ auch das Geschäft nach.” Es brauche dann sehr viel Einsatz, um es wieder zum Laufen zu bringen. Die zweite Erkenntnis: Das Online-Geschäft samt Vertrieb über das Internet sei für Enjo keine Alternative. “Es ist maximal eine Ergänzung. Aber die persönliche Beratung vor Ort und das Angreifen der Produkte sowie das unmittelbare Ausprobieren kann man dadurch nicht ersetzen.”

Enjo-Prokuristin Daniela Böhler. <span class="copyright">enjo</span>
Enjo-Prokuristin Daniela Böhler. enjo

Märkte unter direkter Enjo-Vertriebskontrolle stabiler

Die vergangenen beiden Jahre hat Enjo auch dazu genutzt, den Vertrieb teilweise neu zu organisieren und den Fokus vermehrt auf bestimmte Zielgruppen zu legen. Beim Vertrieb habe man festgestellt, dass jene Länder wie Deutschland, Schweden, Norwegen und Finnland – aber auch Vorarlberg -, deren Vertriebsgesellschaften zu Enjo gehören und von hier gesteuert werden, deutlich stabiler waren als jene Länder, deren Vertrieb über selbstständige Vertriebspartner läuft. Deshalb werde man jetzt schrittweise in naher Zukunft auch mehrere dieser Länder auf eine Vertriebsleitung durch Enjo umstellen beziehungsweise die dortigen Vertriebsgesellschaften übernehmen, so Engl.

Vertrieb mit neuem Fokus

Beim Vertrieb wolle man sich zukünftig verstärkt auf weniger Kunden fokussieren, diese dafür aber umfassend beraten und deren Haushalt – sofern gewünscht – zur Gänze auf Enjo-Reinigungsartikel umstellen. “Solche Kundinnen und Kunden bleiben deutlich länger treu als jene, die nur hin und wieder einzelne Artikel von uns kaufen.” Man habe sich also für eine “Weniger-ist-mehr”-Strategie entschieden, erklärt Engl. Zukünftig sollen Enjo-Berater aber nicht nur die Produkte verkaufen, sondern auch interessierte neue Beraterinnen und Berater für das Unternehmen gewinnen.

Der Enjo-Stammsitz in Altach. <span class="copyright">Enjo</span>
Der Enjo-Stammsitz in Altach. Enjo

Zuversicht für 2023

Aufgrund der internen Neuerungen und dem Geschäftsverlauf der vergangenen Wochen gehe man für 2023 davon aus, dass der Umsatz von 2022 jedenfalls gehalten werden könne. Außerdem werde man mit ziemlicher Sicherheit wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren, sofern es keine ungeahnten Überraschungen gebe, so Engl. 

Made in Vorarlberg

Die chemiefreien Reinigungs- und Pflegeartikel von Enjo werden fast zur Gänze in Vorarlberg produziert beziehungsweise konfektioniert. Die textilen Teile werden in Altach produziert und die Plastik-Teile wie Stiele oder Bodenwischplatten stammen aus recyceltem Kunststoff und werden bei Ländle-Zulieferern hergestellt. Zu den insgesamt rund 60 fix Beschäftigen kommen in Österreich und auf den internationalen Absatzmärkten noch etwa 1700 selbstständige Vertriebsmitarbeiter.

Führung erweitert

In den vergangenen drei bis vier Jahren hat sich Firmengründer und Inhaber Johannes Engl etwas aus dem operativen Tagesgeschäft zurückgezogen. Die Leitung von Marketing & Vertrieb hat seither Prokuristin Daniela Böhler inne. Sie arbeitet seit über 20 Jahren für Enjo.

Johannes Engl ist für heuer wieder optimistischer. <span class="copyright">vn</span>
Johannes Engl ist für heuer wieder optimistischer. vn

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