Befreiungsschlag in Holz

Lieferengpässe und Preisrallye sorgen für Vorarlberger Lösung bei Holzhalbfertigprodukten.
Schwarzach „Handwerk kämpft mit explodierenden Kosten und Lieferengpässen“ war im März 2021 in den VN zu lesen. Binnen Wochen waren die Preise für Halbfertigprodukte im Holzbau um bis zu 60 Prozent nach oben geschossen. Und das war erst der Anfang einer Preisrallye, die zwar den Waldbesitzern endlich höhere Preise für ihren klimaschonenden Rohstoff bescherte, doch vor allem in die Taschen der wenigen österreichischen Großbetriebe floss, die die drei Halbfabrikate Konstruktionsvollholz (KVH), Brettschichtholz (BSH) und Brettsperrholz (BSP) produzierten und vertrieben.
Holzengpass
Der Holzengpass, der den Markt aufgewirbelt hat, war dem weltweiten Boom des Baustoffes Holz geschuldet. Länder wie die USA und China entfachten einen echten Bauboom, um beim klimafreundlichen Bauen in die Pole-position zu kommen. Das Nachsehen hatten, wie die Öffentlichkeit erfahren musste, Zimmerer und Hausbauer gleichermaßen – die Baukosten stiegen deutlich. Die Situation sorgte in Vorarlberg für Politikergipfel und Diskussionen. Aber auch für ein ehrgeiziges Projekt, um unabhängig zu werden.
Vorarlberger Lösung
Die Branche sondierte die Realsierung einer eigenen Produktion der Halbfertigprodukte. Alleine: Wirtschaftlich machte eine solche Produktion keinen Sinn. Für eine eigene Produktion bei einem angenommenen Einschlag von 80.000 bis 100.000 Efm (Erntefestmeter) Holz und 30.000 Kubikmeter zur Weiterverarbeitung hätte zuerst ein 30.000-Quadratmeter-Grundstück gefunden werden müssen. Die Investition wurde mit 30 Millionen berechnet. Der Plan wurde verworfen, die Idee nicht.
Besonders der Dornbirner Architekt Johannes Kaufmann und Holzbaukunst-Obmann Werner Flatz verfolgten die Idee weiter . mit anderen Vorzeichen. Vor Kurzem konnte Kaufmann das Ergebnis beim Holzbautag vorstellen, quasi einen „Befreiungsschlag in Holz“ aus den globalen Lieferketten – eine Lösung nach Vorarlberger Art: In zahlreichen Sitzungen, Workshops und Diskussionen haben sich der Forst, Säge, Weiterverarbeitung und der Holzbau auf ein „Vorarlberger Modell“ geeinigt, auf einen „ersten Gehversuch“, so Kaufmann, mit folgenden Eckdaten: Produziert werden sollen 5000 Kubikmeter BSH, 2000 Kubikmeter KVH. Verarbeitet würden 20.000 Efm Rundholz zu 10.000 Kubikmeter Sägeeinschnitt. Als Partner für die Verarbeitung wurde Mayr Melnhof in Reuthe gewonnen, berichtet Kaufmann. Und er nennt auch das übergeordnete Ziel.
Regional statt global
„Die Produktion im Land sorgt für Preisstabilität“, so der Architekt, „es gibt für die Zimmerer eine Versorgungssicherheit und für Forst wie Sägen eine Abnahmegarantie.“ An sich schon hohe Werte, doch vor allem sorgt diese Lösung für „eine ehrliche Ökologie und Nachhaltigkeit“. Das Holz werde so ohne lange Transportwege vor Ort weiterverarbeitet, also bleibt der ökologische Fußabdruck wirklich klein, außerdem werden die regionalen Betriebe in der gesamten Lieferkette damit unterstützt – Betriebe, die Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land schaffen. Was jetzt noch fehlt? Neben den Pionieren weitere Zimmereibetriebe, welche verbindliche Abnahmezusagen geben. Und natürlich Häuslebauer, die Wert auf Holz aus Vorarlberg legen. VN-sca
