Trotz Krise: Firmengründer schauen positiv in die Zukunft

Markt / 12.06.2023 • 19:10 Uhr
Eröffnungen wie das Spezialitätengeschäft Is(s), neue Firmen und neue Ideen sind gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Herausforderung, aber auch ein Versprechen an die Zukunft. <span class="copyright">VN</span>
Eröffnungen wie das Spezialitätengeschäft Is(s), neue Firmen und neue Ideen sind gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Herausforderung, aber auch ein Versprechen an die Zukunft. VN

Rückgang von Gründungen im Firmenbuch, aber Vorarlberger Firmengründer setzen Schritte in schwieriger Zeit.

Feldkirch, Wien Die vergangenen Jahre und die derzeitige Wirtschaftslage sind nicht unbedingt die ideale Grundlage, die zur Gründung eines Unternehmens animiert. Waren es früher vor allem die bürokratischen Hemmnisse, die von Unternehmensgründern beklagt wurden, gilt es jetzt auch die Stimmungslage potenzieller Kunden einzubeziehen, die Inflation nicht aus den Augen zu lassen und die Lage am Arbeitsmarkt zu berücksichtigen.

Malermeister Johannes Dolp freut sich über einen guten Start. <span class="copyright">FA</span>
Malermeister Johannes Dolp freut sich über einen guten Start. FA

Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gründungsaktivitäten: Dun & Bradstreet (D&B), international agierender Analyst von Wirtschaftsdaten, hat das Gründungsgeschehen in der DACH-Region zum einen und das der österreichischen Bundesländer zum anderen verglichen. Das Ergebnis lässt aufhorchen: Im ersten Quartal 2023 wurden in Österreich 4711 Unternehmen neu ins Firmenbuch eingetragen. Gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres entspricht dies einer Abnahme der Neugründungen um 25 Prozent. Der größte Rückgang war in Vorarlberg (161 Gründungen) mit einem Minus von 33,2 Prozent zu verzeichnenhttps://api-nordstern.vn.at/dach_studie_neugruendungen_q1_2023_de-2. Die Wirtschaftskammer widerspricht den Analysten allerdings vehement. In Österreich und in Vorarlberg.

<p class="caption">Heike Böhler-Thurnher: Gründungen weiterhin auf hohem Niveau. <span class="copyright">FA</span></p>

Heike Böhler-Thurnher: Gründungen weiterhin auf hohem Niveau. FA

Recht haben Wirtschaftskammer und Dun & Bradstreet. Die von D&B veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf das Firmenbuch, weist das Unternehmen hin und sind in diesem Bereich richtig. Die große Mehrzahl der Gründer sind allerdings Einzelunternehmer und scheinen gar nicht im Firmenbuch auf, so die Leiterin des Gründerservices der WKV, Heike Böhler-Thurnher im Gespräch mit den VN. Sie spricht von ungefähr 90 Prozent der Neugründerinnen und -gründer. Mit den bisherigen Zahlen könne man jedenfalls zufrieden sein, von einem negativen Ausreißer will sie nichts wissen. Doch das große Minus bei den im Firmenbuch eingetragenen Neugründungen ist, so D&B, nicht wegzudiskutieren: “Die Gründerinnen und Gründer Österreichs schauen in eine dunkle Zukunft. Offenbar schätzen sie das Marktumfeld aktuell so negativ ein, dass sie das Risiko einer Gründung nicht eingehen wollen.”

Rückgängig sind Gründungen auch beim großen Nachbarn Deutschland, während in der Schweiz “ein historisch einmaliger Höchstwert, der bisher noch nie erreicht wurde” zu verzeichnen ist.

Manuela Baumann hat die beiden Geschäfte des Traditionsunternehmens Doris Diem in Bregenz übernommen und will Kunden gute Beratung zu gutem Preis bieten. <span class="copyright">FA</span>
Manuela Baumann hat die beiden Geschäfte des Traditionsunternehmens Doris Diem in Bregenz übernommen und will Kunden gute Beratung zu gutem Preis bieten. FA

Nicht aus der Ruhe bringen lassen sich aber jene, die ein neues Unternehmen gegründet haben. Johannes Dolp, “der ein Zeichen für das Handwerk setzen will” und als “freier Mann unabhängig über seine berufliche Zukunft” entscheiden will, hat seine Firma am 1. März gegründet. Das macht der gelernte Malermeister in seinem in Dornbirn angesiedelten Unternehmen “Dolp Wand- & Bodendesign e.U.”, das seinen Schwerpunkt auf “einzigartige Räume, fugenlose Bäder, Böden und Treppen” legt und das mit nachhaltigen Materialien. Der Start ist jedenfalls geglückt, die ersten Kunden sind mit der Arbeit zufrieden und er kann bereits Referenzen vorweisen, berichtet der engagierte Malermeister, im nächsten Jahr hat er bereits die Einstellung eines Mitarbeiters angedacht, bang sei ihm nicht.

Das ist auch Manuela Baumann nicht, die ein etabliertes Unternehmen übernommen hat. Sie ist die neue Eigentümerin und Geschäftsführerin der beiden Doris Diem-Schmuck- und Uhrengeschäfte in Bregenz. “Ich wollte schon immer in der Branche was machen, da ich in einer Juwelier-Familie aufgewachsen bin. In der Familie hat sich keine Möglichkeit ergeben.” Die frühere Besitzerin Doris Diem habe ihr diese Möglickeit eröffnet, sie kenne die Zahlen und den Markt, so Baumann, und wenn das Unternehmen so wie derzeit laufe, dann funktioniere das. Sie wolle mit einem soliden Sortiment und gutem Service den Kunden ein gutes Angebot offerieren, dafür sei die Firma Doris Diem seit vielen Jahren bekannt.