Kleinbesitzer bis „Top Owner“

Arbeiterkammer-Studie zeigt, wem die Flächen in Vorarlberg gehören.
Feldkirch Wem gehört Vorarlberg? Dieser Frage geht eine umfassende Studie von Telesis und vom ISK-Institut im Auftrag der Arbeiterkammer Vorarlberg nach. Sie zeigt: 58 Prozent der Vorarlberger besitzen keinen Grund und Boden. „Zehn Prozent der Eigentümer besitzen drei Viertel der gesamten bebauten und unbebauten Wohnbaugrundstücksflächen, 16 Prozent verfügen über noch unbebaute Wohnbauflächen“, erklärt AK-Präsident Bernhard Heinzle.
Eigentumsverhältnisse
Die Studie ist sehr komplex, Tausende Daten wurden dazu über einen Zeitraum von fast einem Jahr ausgewertet. So verfügt Vorarlberg über eine Gesamtfläche von 267.095 Hektar. Davon sind 11.895 Hektar als Bauland gewidmet, davon 10.413 als Wohngebiet. Betriebsgebiete umfassen lediglich 1482 Hektar. „Das entspricht nur 0,6 Prozent der Fläche. Davon ist die Hälfte bereits verbaut. Der Eindruck täuscht also, dass alles mit Unternehmen verbaut ist“, so die Studienautoren Paul Stampfl und Gerald Mathis. Neue Flächen seien kaum verfügbar. „Das sage ich als Arbeiterkammer-Präsident: Betriebsflächen sind Teil der Daseinsvorsorge, weil sie Arbeitsplätze schaffen. Aber Industrie und Gewerbe haben wenig Platz für ihre Entwicklung“, bricht Heinzle eine Lanze für Betriebe.
Zu den größten Grundstückeigentümern zählen Agrargemeinschaften, Gemeinden, Bund, Land, die Kirche sowie die gemeinnützigen Wohnbauträger. Wobei hier auch Waldgebiete dazuzählen. Bei den Wohnbaugrundstücken seien die Besitzverhältnisse eher klein strukturiert. 75 Prozent der Eigentümer hätten Grundstückgrößen unter 654 Quadratmeter. Aber natürlich gebe es auch „Hidden Owners“. Dazu zählen, so Stampfl, Menschen, die Wohnbaugrundstücke im Ausmaß zwischen 1500 und 10.000 Quadratmetern besitzen. Das seien in Vorarlberg 14.030 Personen mit insgesamt 4122 Hektar – das sind 40 Prozent der gesamten Wohnbauflächen im Land.
Und es gibt die „Top Owners“, also jene 428 Eigentümer mit Flächen über 10.000 Quadratmetern, die gesamt auf 1323 Hektar kommen.
Schwer mobilisierbar
Das Fazit der Studienautoren: Die gewidmeten Flächen seien insgesamt schwer mobilisierbar. Das erhöhe den Preisdruck sowie den Widmungsdruck auf landwirtschaftliche Flächen.
Das Interesse der AK sei es, so Heinzle, Wohnen leistbar zu machen und Lösungswege aufzuzeigen. Man habe kein Interesse daran, eine Neiddebatte zu schüren. Vielmehr fordert die Interessenvertretung von der Politik Maßnahmen, um der Baulandhortung entgegenzuwirken. Denn abgesehen davon, dass es an verfügbaren Betriebsgrundstücken mangele, gebe es in Vorarlberg per se eigentlich keine Bodenknappheit. 40 Prozent aller für den Wohnbau gewidmeten oder vorbehaltenen Grundstücksflächen seien noch unbebaut – gesamt 4116 Hektar. „Grundstücke sollten nur bei nachgewiesenem Bedarf gekauft werden dürfen. Ähnlich wie in der Landwirtschaft, wo ein Nicht-Landwirt auch keine Landwirtschaftsflächen kaufen darf.“
Zudem fordert Heinzle die Einrichtung eines Bodenfonds. Dieser kaufe Grundstücke und gebe sie bedarfsorientiert und nach Absprache mit der Gemeinde an gemeinnützige Wohnbauträger oder Gewerbebetriebe weiter. „Ich hoffe“, so der AK-Präsident, „dass ich das noch erlebe.“ VN-reh