Wer den Makler bestellt, bezahlt

Markt / 28.06.2023 • 22:17 Uhr
Das Bestellerprinzip lässt leider Umgehungsmöglichkeiten zu. Wir haben davor schon vor Beschluss des Gesetzes gewarnt. Karin Hinteregger, AK-Konsumentenschutz

Das Bestellerprinzip lässt leider Umgehungsmöglichkeiten zu. Wir haben davor schon vor Beschluss des Gesetzes gewarnt. Karin Hinteregger, AK-Konsumentenschutz

Wohnungsmiete ohne Provision – Zweifel bei Maklern und Konsumentenschützern.

Schwarzach 77 Prozent der Vorarlberger wünschen sich Wohneigentum, 64 Prozent besitzen tatsächlich ihr eigenes Heim. Diese Zahlen haben jüngst die s Real und Sparkassen veröffentlicht. Und sie zeigen, was auch andere Untersuchungen und Erfahrungswerte im Immobiliengeschäft zeigen: Vorarlberg wird zunehmend zum Land der Mieter. Und just diesen Menschen soll die Novelle zum Maklergesetz einen entscheidenen finanziellen Vorteil bringen. Denn ab 1. Juli gilt das Bestellerprinzip, das regelt, dass die Person, die einen Makler zur Vermietung einer Wohnung bzw. zum Finden einer geeigneten Wohnung engagiert, dafür auch aufkommen muss. Bisher teilten sich im besten Fall Vermieter und Mieter diese Kosten.

Umgehungsmöglichkeiten

Was zumindest Mieter frohlocken lassen sollte, wird aber von Maklern, Vermieter-Lobbyisten und Mietervertretern gleichermaßen kritisiert. Wie das? Die SPÖ-nahe Mietervereinigung hat ein sehr ernüchterndes Fazit gezogen: Umgehungskonstruktionen seien weiterhin möglich und das beanstandete Beweisthema bleibe ebenso unverändert wie der Strafrahmen bei Verstößen niedrig. Die Arbeiterkammer hat sich der Kritik angeschlossen, stellt allerdings auch fest, dass man sich „über die Umsetzung des Bestellerprinzips freut und fordert, dass in einem nächsten Schritt Umgehungsmöglichkeiten gesetzlich ausgeschlossen werden“.

Der Sprecher der Vorarlberger Immobilienmakler, Günther Ammann, hegt Zweifel, ob das erwünschte Ergebnis erzielt werden kann. „Das Bestellerprinzip könnte das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt verstärken. In Regionen mit hoher Nachfrage und knappem Wohnungsangebot könnten die Kosten für provisionsfreie Wohnungen weiter steigen, da Vermieter weniger Anreize haben, über Makler zu vermieten. Dies könnte den Wettbewerb um Wohnungen verschärfen und zu höheren Mietpreisen führen.“ Auch Ammanns Kollege, Immobilienmakler Andreas Hofer, zweifelt am Erfolg der neuen Vorschrift, die auf Wiener Verhältnisse zugeschnitten sei und dazu führen könnte, dass dadurch die Mieten steigen werden. „Es gibt sicher Vermieter, die die Maklerkosten auf den Mietpreis umlegen.“

Die neue Situation, die übrigens erst für alle Aufträge, die ab 1. Juli erteilt werden, gelte, sei auch nicht dazu angetan, die vielen leerstehenden Wohnungen auf den Markt zu bringen. Ammann und Hofer verweisen auf Erfahrungen mit einem ähnlichen Gesetz im Nachbarland Deutschland. „Das Institut der deutschen Wirtschaft kommt zu dem Ergebnis, dass das Bestellerprinzip zu höheren Mietpreisen geführt hat. Die Zahl der provisionsfreien Wohnungen sei gesunken, während die Mietpreise gestiegen seien“, so Ammann.

AK-Konsumentenschützerin Karin Hinteregger hat ganz praktische Tipps: „Beachten Sie vor Vertragsabschluss, wer nachweislich Erstauftraggeber ist bzw. wer das Maklerhonorar zu bezahlen hat.“ Zur Sicherheit sollte man das auch vom Makler schriftlich festhalten lassen. VN-sca

Die Gesetzesnovelle ist ein Schritt in die falsche Richtung, der komplett nach hinten losgehen wird. Das zeigen auch die Erfahrungen in Deutschland. Andreas Hofer, Immobilienmakler

Die Gesetzesnovelle ist ein Schritt in die falsche Richtung, der komplett nach hinten losgehen wird. Das zeigen auch die Erfahrungen in Deutschland. Andreas Hofer, Immobilienmakler

Ab 1. Juli gilt das Bestellerprinzip bei Vermietungen - für Mieter eine Entlastung, die aber in Deutschland für höhere Mieten gesorgt hat. APA/Manhart
Ab 1. Juli gilt das Bestellerprinzip bei Vermietungen – für Mieter eine Entlastung, die aber in Deutschland für höhere Mieten gesorgt hat. APA/Manhart
Der Wohnungsmarkt wird sich intransparenter gestalten und es wird sich ein Qualitätsverlust bei der Vermietung einstellen. Günther Ammann, Sprecher Vorarlberger Immobilientreuhänder

Der Wohnungsmarkt wird sich intransparenter gestalten und es wird sich ein Qualitätsverlust bei der Vermietung einstellen. Günther Ammann, Sprecher Vorarlberger Immobilientreuhänder

Mehr Informationen und Beratung: AK Vorarlberg Konsumentenschutz, +43 (0) 50 258-3000, WKV, FG Immobilientreuhänder, +43 5522 305 246