Skifahren wird zum Luxus: Einheimische räumen Piste für internationale Gäste

Tourismusforscher Günther Aigner über Skikartenpreise, Schneesicherheit und das Image-Problem der Skigebiete.
Darum geht’s:
- Die Preise für Skifahren in österreichischen Skigebieten steigen auf Rekordniveau.
- Einheimische können sich die Preise oft nicht mehr leisten, internationale Gäste füllen die Lücken auf.
- Kleine Skigebiete sind aber weiterhin auf regionale Gäste angewiesen.
Innsbruck Die Preiskurve zeigt steil nach oben. Erstmals kostet in dieser Saison eine Skikarte am Arlberg 75 Euro. Auch in anderen Skigebieten liegen die Preise auf Rekordniveau. Tourismusforscher Günther Aigner (46) hat die Entwicklung in knapp einem Dutzend österreichischer Destinationen analysiert. “Die letzten beiden Jahre waren mit einem Anstieg von fast 20 Prozent beispiellos”, sagt der Experte. Skifahren werde zum Luxussport, den sich immer weniger Einheimische leisten können. Das sei aber nur die eine Wahrheit. Schaue man sich die Entwicklung aus der internationalen Perspektive und ohne Berücksichtigung der sozialen Verantwortung der Skigebiete an, so sei noch immer viel Luft nach oben. Am weltweiten Skimarkt ist etwa der Arlberg äußerst konkurrenzfähig. Das Preisleistungsverhältnis sei unerreicht. In Vail in den USA kostet eine Tageskarte demnach 200 Dollar und mehr.

Viele Einheimische können sich die Preise dennoch längst nicht mehr leisten. Für die Premium-Skigebiete dürfte das aber kein Problem sein. “Wenn weniger Österreicher auf der Piste sind, dann werden die freien Plätze mit Menschen aus der ganzen Welt aufgefüllt”, zieht Aigner Parallelen zum Münchner Oktoberfest. Trotz Rekordpreise für ein Maß Bier waren dort heuer mehr Besucher als je zuvor. Die Einnahmen sprudelten, weil internationales Publikum den bayerischen Gast ersetzt hat. Beim kleinen Zeltfest funktioniere das freilich nicht, da brauche es den Einheimischen weiterhin, setzt der Tourismusforscher seinen Vergleich fort. Das trifft eben auch auf kleine und mittelgroße Skigebiete zu.

Hannes Waldner (46) ist Geschäftsführer des Familienskigebiets Schetteregg. Er weiß um die Bedeutung des regionalen Gastes. Bleibe er aus, würde sich ein großes Loch auftun. “Wir können das mit internationalen Besuchern niemals abfedern”, so Waldner. Deshalb liegt ihm die Preisentwicklung auch schwer im Magen. “Den Kunden, die wir mit unserem Angebot bedienen, machen die Preise schon zu schaffen. Da ist die Kernfrage: Wie lange geht es, dass sich Familien das Skifahren noch leisten können?” Man versuche jedenfalls mit rabattierten Familienkarten und einem entsprechenden Angebot in der Gastronomie gegenzusteuern. Die Möglichkeiten sind aber begrenzt. Mit den erhöhten Tarifen könne man noch nicht einmal die gestiegenen Kosten kompensieren. “Der Strompreis hat sich zuletzt versechsfacht. Das lässt sich im Ticketpreis nicht abbilden”, so Waldner.

Skifahren wird in dieser Saison empfindlich teuer. Das große Geld verdienen die meisten Skigebiete wohl dennoch nicht. Skitourismusforscher Günther Aigner beziffert die Zahl derer, denen es finanziell richtig gut geht, mit maximal 20 in ganz Österreich. Alle anderen würden gerade irgendwie durchkommen oder müssten subventioniert werden. Daran würden auch die deutlich teureren Kartenpreise in der kommenden Saison nichts ändern. Gerade kleine Skigebiete bräuchten aber dringend finanzielle Mittel für notwendige Investitionen in die Schneesicherheit. “Aus dem laufenden Betrieb können wir das selbst jedenfalls nicht stemmen”, so Hannes Waldner.

Die Perspektiven sind je nach Größe und Positionierung höchst unterschiedlich. Die Kleineren würden es, wie in anderen Wirtschaftszweigen auch, schwerer haben. “Wir sehen im Skitourismus eine Tendenz in Richtung weniger, aber stärkere Anbieter”, so Günther Aigner. Für das Skigebiet Schetteregg ist Geschäftsführer Hannes Waldner dennoch guter Dinge. “Es wird enger und es wird sicherlich auch schwieriger. Wir sehen aber auch ungenutzte Potenziale im Sommer.” An einem Ganzjahresbetrieb führe daher kein Weg vorbei.
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Die Branche ist jedenfalls unter Druck. Zudem macht ihr der Klimawandel zu schaffen. Dabei würden Untersuchungen auf wissenschaftlicher Basis zeigen, dass auch im Jahr 2050 noch 80 Prozent der Skigebiete mit technischer Beschneiung schneesicher seien, so Aigner. Die öffentliche Wahrnehmung ist freilich eine andere. Das trifft auch auf das Image des Skisports zu, das nicht das Beste ist. “Tatsächlich hat das Skifahren auf den Klimawandel einen erstaunlich geringen ökologischen Fußabdruck”, sagt der Skitourismusforscher. Praktisch alle Skigebiete würden große Anstrengungen unternehmen, den CO2-Ausstoß zu minimieren. Nachhaltigkeit ist ganz unabhängig von der Größe der Skigebiete ein zentrales Zukunftsthema.