Gewerkschaft trägt Lohn-Poker in Betriebe

Markt / 22.10.2023 • 19:58 Uhr
Gewerkschafter Dürtscher: „Werden nicht nachgeben.“VN/Rhomberg
Gewerkschafter Dürtscher: „Werden nicht nachgeben.“VN/Rhomberg

Heute beginnen Betriebsversammlungen in der Metallindustrie.

Wien, Höchst Harte Auseinandersetzungen gab es in der langen Geschichte der österreichischen Sozialpartnerschaft immer wieder – Betriebsversammlungen, Warnstreiks und bisweilen auch Streiks folgten bei besonders eingefahrenen Gesprächen zwischen Arbeitnehmer-Vertretern und Arbeitgebern, welche als weiteres Druckmittel mit Aussperrungen reagieren könnten. Neu im Repertoire sind anonyme Drohungen gegenüber den Arbeitgebern. Sie sorgten am Freitag für Empörung bei den Unternehmern und eine klare Abgrenzung und Ablehnung der Gewerkschaften gegenüber solchen Methoden. Für GPA-Geschäftsführer sind solche Mittel nicht nur „indiskutabel, sondern auch kontraproduktiv für die Verhandlungen“.

Kühles Klima

Die Drohung war nicht ausschlaggebend für den Abbruch der Gespräche nach drei Stunden, doch verbessert wurde das Klima durch die anonyme Post auch nicht. In der Sache bewegte sich jedenfalls nichts. Die Gewerkschaften GPA und PRO-GE blieben bei ihrer Forderung nach einer durchschnittlichen Erhöhung von Löhnen und Gehältern um 11,6 Prozent. Und die Arbeitgeber bei ihrem Angebot von 2,5 Prozent plus Einmalzahlung, was – so Arbeitgebersprecher Christian Knill – ein Lohnplus von durchschnittlich sieben bis neun Prozent netto bedeuten würde. Während die Unternehmen auf die schwierige Wirtschaftslage aufmerksam machen, will Verhandlungsführer Karl Dürtscher von der GPA davon nichts wissen und verweist auf die gut gefüllten Konten, die er bei den Betrieben vermutet.

„Nullnummer“

Nach der Nullnummer am Freitag beginnt nun der zweite Akt im KV-Konflikt. Ab heute und bis 1. November werden in ziemlich jedem Betrieb der Metalltechnischen Industrie in Österreich Betriebsversammlungen stattfinden, „um sich die Zustimmung für weitere Kampfmaßnahmen zu holen“, so Dürtscher im Gespräch mit den VN. Dass die Verhandlungsführer der Arbeitnehmer für Warnstreiks, die dann nach der nächsten Verhandlungsrunde am 2. November beginnen sollen, die Zustimmung bekommen, ist für den gebürtigen Schrunser „eine klare Sache“.

Los gehen die Betriebsversammlungen heute, Montagnachmittag beim Beschlägehersteller Grass am Hauptsitz in Höchst – dort ist der Landesvorsitzende der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Wolfgang Fritz, auch Betriebsratsvorsitzender, der mit dem Management des Unternehmens, das zum deutschen Würth-Konzern gehört, bereits seit Wochen harte Auseinandersetzungen wegen Kündigungen vor dem Arbeitsgericht ausficht. Betriebsversammlungen finden in rund 15 Betrieben statt, am Dienstag folgen die Arbeitnehmerinformationen und -abstimmungen beim Beschlägehersteller und Grass-Nachbarn Blum, bei Collini, dessen Gesellschafter und langjähriger Geschäftsführer Johannes Collini seit Jahren die KV-Verhandlungen für die Arbeitgeber führt, bei Elko-König, Liebherr, um nur einige zu nennen. VN-sca

In den vergangenen Jahren gehörten Betriebsversammlungen und Abstimmungen bei KV-Verhandlungen zum Repertoire. VN/Rauch
In den vergangenen Jahren gehörten Betriebsversammlungen und Abstimmungen bei KV-Verhandlungen zum Repertoire. VN/Rauch