Streik: Ein Recht mit Tücken

Metaller-Kollektivvertrag: Warnstreiks haben auch in Vorarlberger Industriebetrieben begonnen.
Höchst, Nenzing Was Streiks betrifft, ist man in Österreich und Vorarlberg etwas ungelenk. Kein Wunder bei einer Streikrate, die über die Jahre in Minuten gemessen wird. Deshalb tun sich auch verschiedene Arbeitgeber mit den derzeitigen Warnstreiks der Gewerkschaften PRO-GE und GPA bzw. dem Streikrecht nicht ganz leicht. Die Firma Grass, die am Montag als erste bestreikt wurde und die in den vergangenen Wochen und Monaten gezeigt hat, dass sie Probleme mit Betriebsräten hat, untersagte dem Gewerkschaftsvertreter den Zutritt zur Mitarbeiterversammlung im Firmengebäude – erst als auf die Gesetzeslage hingewiesen wurde, durfte PRO-GE-Geschäftsführer Erich Nagel seinen Input bei der Versammlung geben. Der Landesvorsitzende der GPA hatte wegen der Teilnahme kein Problem: Wolfgang Fritz ist gleichzeitig Betriebsratsobmann bei Grass.
Das gesetzlich verbriefte Streikrecht ist auch beim Nenzinger Aluspezialisten Hydro nicht in ganzem Umfang bekannt. Denn nur so kann sich Betriebsratsobmann Klaus Willi erklären, dass das Unternehmen alle Teilnehmer der heute, Dienstag, stattfindenen Streikversammlung aufgefordert hat, die drei Stunden Warnstreik am Samstag hereinzuarbeiten. „Ich habe die Geschäftsleitung über die Bestimmungen informiert, sie ist aber nicht einsichtig“, so Willi. Er fürchte sich aber nicht, denn er sei gewohnt, dass man – auch direkt aus der Zentrale in Oslo – versuche, Druck auf die Mitarbeiter und ihre Vertreter auszuüben. Die Versammlung finde statt, und eingearbeitet werden die drei Stunden nicht, betont er. Bei Grass sei die Zustimmung der Mitarbeiter groß, berichtet Wolfgang Fritz, es seien alle Mitarbeiter und sogar welche aus der Nachtschicht bei der Versammlung gewesen: „Die Produktion steht still“, so Fritz, „die Mitarbeiter lassen sich dieses Angebot nicht gefallen.“ Eine ähnlich hohe Zustimmung erwarte er auch bei den Warnstreiks, die bereits am Montag und an den nächsten Tagen bei Blum, Collini, König, Liebherr und weiteren Betrieben stattfanden bzw. stattfinden. Die Warnstreiks seien nur ein Vorgeschmack – komme es bei der nächsten Verhandlungsrunde zu keiner Einigung mit den Arbeitgebern, werde die Arbeit länger niedergelegt.
Arbeitgeber-Sprecher Christian Knill bezeichnet die Streiks, die bundesweit stattfanden, als „unverantwortlich“. Die Rezession lasse sich nicht wegstreiken. „Streiks belasten Betriebe zusätzlich, und die Streikenden verlieren Geld, weil Betriebsversammlungen nicht als Arbeitszeit gelten.“ VN-sca


Ich stehe hinter dem Streik für mehr Lohn und hoffe, das bringt das entsprechende Ergebnis. Die geschäftliche Lage ist kritisch, aber wir brauchen dringend mehr Geld, um das Leben zu finanzieren. Emel Ümal, Produktion

Wir werden entschlossen streiken, denn wir haben bisher am Erfolg mitgearbeitet. Alles wird teurer, wir brauchen zumindest den Ausgleich der Inflation. Abak Murat, Produktion (Mitarbeiter seit 17 Jahren)

Ich hoffe, dass wir das von unseren Vertretern geforderte Ergebnis erzielen, das wäre das Beste. Wir wollen von unserem Arbeitgeber mit unseren Sorgen ernstgenommen werden. Alexander Stanojevic, Lehrling (2. Lehrjahr)
