“Sonst steht Österreich still”

Ganztägige Streiks in Vorarlberger Leitbetrieben sollen beim KV Druck machen.
Nenzing Die winterlichen Temperaturen konnten den Mitarbeitern des Nenzinger Baumaschinenbauers Liebherr am Mittwochmorgen nichts anhaben. Denn die Stimmung beim Streik, zumindest beim Marsch durch das Firmenareal, war hitzig. Am Mittwoch stand der Betrieb still – und das soll erst ein Vorgeschmack gewesen sein, so der Obmann des Arbeiterbetriebsrates, Wolfgang Partel, im Gespräch mit den VN. „Der 30. November ist die letzte Chance für die Arbeitgeber, sonst steht Österreich still“, droht er, was von den streikenden Mitarbeitern lautstark begrüßt wurde.
Nur kleine Zugeständnisse
Warum die sonst eher streikscheuen Vorarlberger bzw. österreichischen Arbeitnehmer heuer die Arbeit niederlegen, ist bekannt. Auch in der siebenten Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie wurde nämlich keine Einigung erzielt. Außer einigen kleinen Zugeständnissen von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern war nichts zu berichten. Die Gewerkschafter wollen zumindest einen Inflationsausgleich, die Wirtschaft will, so Sprecher Christian Knill am Mittwoch, im Schnitt 8,2 Prozent Lohnerhöhung zahlen, für die unteren Beschäftigungsgruppen bis zu zwölf Prozent. Die Crux zumindest aus Sicht der Gewerkschaft ist, dass in diesem Angebot auch Einmalzahlungen inkludiert sind. Davon wollen die Gewerkschaften nichts wissen, weil sie bei den nächsten KV-Verhandlungen nicht schlagend würden.
Angebot der Arbeitgeber
Weiter am Tisch sei das Angebot der Arbeitgeber, das Letztangebot vom Montag noch einmal nachzubessern, wenn es dafür Änderungen beim Rahmenrecht gibt, also etwa eine Reduktion der Überstundenzuschläge. Weiterhin gewünscht wird ein längerer Durchrechnungszeitraum als ein Jahr, das sei in vielen anderen westeuropäischen Ländern durchaus üblich, verlauteten Knill und Chefverhandler Stefan Ehrlich-Adám, als sie am Mittwoch ihre Sicht der Dinge darstellten.
Bei den Streikenden in Nenzing – ein großer Streik wird am Freitag auch bei Collini in Bludesch den Betrieb lahmlegen – ist das aber keine Option – sie wird ausgepfiffen. Als „Schweinerei“ bezeichnen die sonst zurückhaltenden Arbeitskräfte das Angebot und versprechen: „Wir werden das durchdrücken“. Betriebsratsobmann Partel: „Wir haben schon noch Ideen, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.“ Und auch wenn er nicht rausrückt, welche Ideen das sind, liegt eine Art Generalstreik, an dem sich alle Metalltechnikbetriebe beteiligen, nahe. Aber nicht nur: Denn dabei sein müsste laut Partel auch der Handel. Und weil der KV-Abschluss der Metaller für viele Branchen als Vorbild für ihre Abschlüsse dient, kann er sich vorstellen, dass weitere Branchen sich anschließen. Wie gesagt: Als letzte Chance zum Einlenken gebe man den Arbeitgebern noch eine Woche. VN-sca

Ich hoffe, dass sie in Wien endlich die Augen öffnen. Wir haben immer wieder zurückgesteckt für die Firmen, jetzt ist es aber an der Zeit, dass wir auch ein Stück vom Kuchen bekommen. Sophia Berkmann, Lager

Ich erwarte mir eine faire Steigerung des Lohnes. Die Gewinne vieler Firmen sind auch gestiegen. Ich möchte aber auch dazusagen, dass ich nicht nur für mich, sondern für alle zusammen streike. Benjamin Mitrakovic, Verwaltung

Ich will, dass wir endlich einen gescheiten Lohn bekommen, den Lohn der uns zusteht, sonst werden wir die Arbeit niederlegen und weiterstreiken, bis es ein Ergebnis gibt. Mia Pont, Qualitätskontrolle