Bei der Signa Holding hat das große Aufräumen begonnen

Hypo Vorarlberg-Kredit gibt Anlass für politische Debatte.
Wien Der Fall der Signa-Gruppe, der seit Wochen nicht nur die österreichische, sondern auch die europäische Öffentlichkeit in Atem hält, ist auch gut für politischen Schlagabtausch. Wobei bei der Signa fast alle politischen Parteien im Boot sitzen: Im Beirat sitzen Ex-SPÖ-Kanzler Gusenbauer und Ex-FPÖ-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn, da fällt es schwer, den gefallenen Investor René Benko ausschließlich der ÖVP zuzuordnen. Immerhin wartet Ex-Kanzler Sebastian Kurz noch auf sein Honorar, während Gusenbauer das seine bekommen hat, die Neos haben mit Peter Haselsteiner ebenfalls einen starken Link zur Signa. Nur die Grünen haben – zumindest augenscheinlich und -blicklich – keine Berührungspunkte zu Benko.
KIM oder Signa?
Doch dank einer Anfrage des Vorarlberger SPÖ-Nationalratsabgeordneten Reinhold Einwallner zu einem Kredit, den die Signa bei der Hypo Vorarlberg bekommen hat, wird jetzt im Zusammenhang mit der größten Pleite Österreichs auch Landeshauptmann Markus Wallner genannt. „Wie rechtfertigen Sie es als Eigentümervertreter, dass das landeseigene Kreditinstitut arbeitenden Menschen im Land kaum noch Darlehen vergeben kann, um ihren eigenen Wohnraum zu errichten bzw. zu kaufen, und die Bank gleichzeitig in einem derartigen Ausmaß Geldmittel an weltweit tätige Immobilienhaie vergibt?“, fragt der SPÖ-Politiker den Landeshauptmann, der umgehend darauf hinweist, dass die laufenden Geschäfte vom Management der Bank und mit Kontrolle des Aufsichtsrats durchgeführt werden.
Was auch Banker, die grundsätzlich mit der Landesbank einer Meinung sind, dass „die Finanzierung von Immobilien eines unserer Kerngeschäftsfelder ist“, anmerken, ist die Höhe des Kredits, die mit 200 Millionen Euro für eine regionale Bank doch hoch sei. Die Banker, die nicht namentlich genannt werden wollen, sind aber der Meinung, dass die Kreditmillionen nicht verloren sind. „Die Summe wird mit höchster Wahrscheinlichkeit mindestens zur Hälfte, vielleicht sogar zu 60 Prozent besichert sein“, schätzt ein Spitzenbanker im Gespräch mit den VN. Es könne sogar sein, dass gar kein Verlust verzeichnet werden müsse, vermutet ein in Wien tätiger Vorarlberger Banker. Und sein Vorarlberger Kollege kann sich nicht vorstellen, dass der Aufsichtsrat mit Jodok Simma an der Spitze einem unsicheren Geschäft in dieser Höhe zugestimmt hätte. Bei der Schweizer Privatbank Julius Baer z. B. sei der Fall anders gelagert: „Dort wurde der 600 Millionen-Franken-Kredit mit Aktien besichert. Und die sind jetzt nichts mehr wert“, so der Branchenexperte.
Eine Frage der Optik
Was anderes sei die Optik, die einer Bank, deren Mehrheitseigner das Land sei, nicht gut anstehe, vor allem weil die Hypo Vorarlberg immer wieder in die Schlagzeilen gerate, sei es durch die Panama Papers oder durch Oligarchen, mit welchen man Geschäftsverbindungen pflege. „Eine Landesbank steht immer im Lichte der Politik und der Öffentlichkeit“, und ob man unbedingt bei den Großen mitmachen müsse, sei ebenfalls einmal zu klären.
Viel zu klären gibt es nach der Insolvenzanmeldung am Mittwoch für Insolvenzverwalter Anwalt Christof Stapf. Er traue sich erst in einigen Wochen eine Einschätzung zu, ob der Plan, die mit fünf Mrd. Euro verschuldete Firma zu sanieren, hält. Erst bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember „wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann“, erklärte Stapf auf Anfrage der APA.
Nach der Insolvenz der Signa Holding hat es am Donnerstag auch die Signa-Tochter SportScheck getroffen. Die deutsche Sportartikel-Kette muss Insolvenz anmelden. Die geplante Übernahme von SportScheck durch den britischen Modehändler Frasers kann deshalb erst einmal nicht vollzogen werden. Die Insolvenzanmeldung von SportScheck sei erforderlich, da die Signa Holding ihrer „vertraglichen Zahlungszusage“ wegen des am Mittwoch eingereichten Insolvenzantrags nicht mehr nachkommen könne, begründete SportScheck, der nun zahlungsunfähig ist, den Schritt. VN-sca, APA
