Nach Streiks und harten Worten doch Einigung

Markt / 30.11.2023 • 22:01 Uhr
Pro GE-Landesvorsitzender Wolfgang Fritz (beim Streik bei Grass): War immer mein Ziel, dass die unteren Einkommensbezieher mehr bekommen als die Gutverdiener. VN/Paulitsch
Pro GE-Landesvorsitzender Wolfgang Fritz (beim Streik bei Grass): War immer mein Ziel, dass die unteren Einkommensbezieher mehr bekommen als die Gutverdiener. VN/Paulitsch

Metaller einigen sich auf Kollektivvertrag: plus 8,5 Prozent.

Wien Die achte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie (MTI) brachte eine vorläufige Einigung und damit das Ende des Arbeitskampfes, der heuer auch in Vorarlberg besonders intensiv geführt wurde. Vorläufig deshalb, weil die konkrete Ausgestaltung der neuen Wettbewerbssicherungs-Klausel erst Anfang nächster Woche erfolgen wird.

Soziale Staffelung

Durch eine Staffelung bekommen die unteren Einkommensbezieher zehn Prozent mehr. Die Einigung gilt für zwei Jahre, wobei im zweiten Jahr ein Prozent auf die rollierende Inflation draufgeschlagen wird, teilten die Arbeitgeber in einer ersten Information mit. Bis zu einem Bruttoeinkommen von knapp 4200 Euro gilt die Erhöhung von zehn Prozent, danach schmilzt sie ab. Bei knapp 8000 Euro sind es 5,5 Prozent brutto.

„Wir können mit dem Abschluss zufrieden sein, weil wir eine soziale Staffelung ausverhandeln konnten, die besonders die niedrigen Einkommensgruppen berücksichtigt“, erklärt Marcel Gilly, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, in einer ersten Reaktion. Der Abschluss habe auch Signalwirkung für alle Branchen, die ihren Kollektivvertrag derzeit noch verhandeln, ist er sich sicher. Auch der Landesvorsitzende der Produktionsgewerkschaft Pro GE, Wolfgang Fritz, ist zufrieden: „Ich bin mit dem Abschluss sehr zufrieden, die Vorarlberger Variante hat sich durchgesetzt. Bei der heurigen Verhandlung war es immer mein Ziel, dass die unteren Einkommensbezieher mehr bekommen als die Gutverdiener.  Mit zehn Prozent mehr Lohn und Gehalt kann die Inflation gut abgefedert werden und die Kaufkraft bleibt erhalten. Durch den degressiven Abschluss profitieren auch die Unternehmer, Gutverdiener können es sehr gut verkraften, wenn sie max. 400 Euro Brutto bekommen.“

Die Arbeitgeber haben sich gestern noch zurückgehalten und verweisen auf ihren Sprecher Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), der ebenfalls Gutes in der Einigung sieht: „Mit dem erstmaligen Abschluss über zwei Jahre schaffen wir Planungssicherheit für die Unternehmen. Mit Lohn- und Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 8,6 Prozent erhalten wir die Kaufkraft der Beschäftigten, wobei die soziale Staffelung untere Einkommensgruppen besonders stärkt.“ VN-sca

Marcel Gilly, GPA Vorarlberg: Wichtiges Signal für weitere Branchen. vn
Marcel Gilly, GPA Vorarlberg: Wichtiges Signal für weitere Branchen. vn
Arbeitgeber-Sprecher Christian Knill: KV-Einigung ist fair und innovativ. APA
Arbeitgeber-Sprecher Christian Knill: KV-Einigung ist fair und innovativ. APA

Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie

Abschluss 2023:

» Die IST-Löhne und -Gehälter steigen rückwirkend ab 1.11.2023 um zehn Prozent, maximal jedoch 400 Euro/Monat. Das bedeutet für die Mitarbeiter im Schnitt 8,6 Prozent, sozial gestaffelt. Die Lohn- und Gehaltsgruppen steigen von 3,3 Prozent (höchste Beschäftigungsgruppe) bis zu zehn Prozent (unterste Beschäftigungsgruppe). Die KV-Entgelte steigen generell um 8,5 Prozent.

» Zulagen, Diäten und Aufwandsentschädigungen steigen um 8,5 Prozent, Vorrückungsbeträge werden eingefroren.

» Für personalintensive Betriebe, die im internationalen Wettbewerb stehen, gilt eine Wettbewerbssicherungs-Klausel für Härtefälle: Abhängig von der Personalkostenbelastung des jeweiligen Unternehmens kann für einen Teil der nachhaltigen Erhöhung auf betrieblicher Ebene im Rahmen eines Interessenausgleiches eine Kompensation in Form von Einmalzahlungen, Freizeit oder Aus- und Fortbildungsmaßnahmen vereinbart werden. Details dazu sind in den nächsten Tagen noch zu vereinbaren.

Außerdem wurde beschlossen, in den nächsten Monaten die Rahmenbedingungen für eine Qualifizierungsoffensive der Branche zu entwickeln.

 

Abschluss 2024:

» Ab 1.11.2024 steigen die IST-Löhne und Gehälter in Höhe des zugrundgelegten VPI-Verbraucherpreisindex (1.10.2023 – 30.9.2024) plus 1 Prozent.

» Die KV-Entgelte, Zulagen, Diäten und Aufwandsentschädigungen steigen

in Höhe des VPI. Auch eine Wettbewerbssicherungs-Klausel wird zur Anwendung kommen.

 

Diese Grundsatzeinigung gilt vorbehaltlich der konkreten Ausgestaltung der Wettbewerbssicherungs-Klausel, die Anfang nächster Woche erfolgen wird.