Groß wohnen auf kleiner Fläche

Markt / 05.12.2023 • 22:07 Uhr
So viel oder etwas weniger Raum braucht das System. FA
So viel oder etwas weniger Raum braucht das System. FA

Dornbirner Architekt entwickelte Wohnkonzept – in der Schweiz wird es umgesetzt.

Dornbirn, Bregenz Vorarlberg hat einen großen Bedarf an Wohnbau. Mit der Leistung, die derzeit aufgrund verschiedener Einflüsse auf kleinster Flamme kocht, ist der Wohnungsnot allerdings nicht beizukommen. Zumal in Vorarlberg auch der Boden, auf dem gebaut werden kann, knapp ist. Die 300 angekündigten „Wohnen 550“-Wohnungen sind ein wichtiger Impuls. Es werden einheitliche Zwei-Zimmer-Wohnungen mit einer Größe von 50 Quadratmetern mit einer Basic-Ausstattung sein. Wenig Raum – wie man es auch dreht und wendet.

Allerdings gibt es eine Möglichkeit, aus wenig Raum viel Platz zum Wohnen zu machen. Und die Vogewosi hat das auch schon getestet, erhielt bereits 2014 sogar den Anerkennungspreis für innovative Architektur in Österreich für das im Dornbirner Oberdorf umgesetzte Projekt nach Plänen des Dornbirner Architekten Angelo Roventa.

Applaus für Konzept

Applaus für das Konzept, von Roventa als Marke „Elastic Living” auch markenrechtlich geschützt, gab es auch auf der berühmtesten Möbelmesse der Welt, dem Salone de Mobile Milano, sowie im Jahr 2019 bei der „BCN-NYC Affordable Housing Challenge“ in Barcelona, bei der das Konzept ins Finale kam. Während es in Dornbirn bei der „Pionierwohnung“ im Dornbirner Oberdorf sowie einigen privaten Wohnungen blieb, wurden in der Schweiz bereits rund 200 „Elastic Living“-Wohnungen in Betrieb genommen.

Roventa hat die typische Nutzung einer Wohnung analysiert, bevor er sein Wohnmodell entwickelte, das auf 50 Quadratmetern die Möglichkeiten einer Wohnung in der Größe von 150 Quadratmetern bietet. Und er hat Anleihen genommen – bei Archiven, die auf kleiner Fläche ein effizientes Platzsystem bieten. „Die elastische Wohnung macht immer dort Platz, wo er gebraucht wird“, so der Architekt.

„Elastic Living“ bietet verschiebbare Räume, die mit Kurbeln einfach und ohne Kraftanstrengung verschoben werden. Bei dem modularen Möbelsystem sind Küche und Bad an den Wänden jeweils fix installiert – alle anderen Wohnfunktionen können je nach Verwendung vergrößert oder verkleinert werden. Was das eine Zimmer nicht nutzt, wird dem belebten zugeschlagen. Es braucht nur eine Raumhülle mit mindestens 20 Quadratmetern und Geometrie.

Effizient bauen

Neben den Vorteilen für die Bewohner kann damit auf kleinen Grundstücken gebaut werden, so der Architekt. Neben diesem Vorteil in Vorarlberg mit seinen begrenzten Flächen brauche man zudem weniger Energie, auch fallen z. B. weitere Flächen für Fenster weg. „Man muss nur 50 Quadratmeter heizen, kühlen, lüften, beleuchten und reinigen, bewohnt jedoch ein Vielfaches!“, schildert Roventa weitere Vorteile seines Wohnkonzepts. Das „Elastic Living”-Modul könne von Handwerkern vor Ort erzeugt werden und schlägt mit rund 50.000 Euro zu Buche, informiert er weiter. Noch ein Vorteil: Wolle man die Wohnfläche anders nutzen, könne das Modul problemlos transportiert werden und woanders Verwendung finden, etwa in einer Ferienwohnung, wie es z.B. in Lech umgesetzt wurde. VN-sca

Auf unsichtbaren Schienen lässt sich elastisch wohnen. Der Wohnraum ist verschiebbar.FA
Auf unsichtbaren Schienen lässt sich elastisch wohnen. Der Wohnraum ist verschiebbar.FA
Architekt Angelo Roventa hat „Elastic Living“ bereits 2009 entwickelt.
Architekt Angelo Roventa hat „Elastic Living“ bereits 2009 entwickelt.