„2023 war gar nicht so schlecht“

Kontrollbank-Vorstand Helmut Bernkopf zieht Bilanz über herausforderndes Jahr und berichtet über ambitionierte Exportvorhaben.
Schwarzach Die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) ist Österreichs zentrale Finanz- und Informationsdienstleisterin für die Exportwirtschaft und den Kapitalmarkt. Das im Jahr 1946 gegründete Spezialinstitut steht im Eigentum von zahlreichen österreichischen Bankinstituten. Zuständig ist die OeKB für elementare Dienstleistungen für die exportierende Wirtschaft sowie Zulieferer zu diesen Betrieben, wie Helmut Bernkopf, Vorstand des Instituts im Gespräch mit den VN erklärt.
Guter Überblick
Die Kontrollbank ist ein wichtiges Instrument im Export – sie übernimmt Bundeshaftungen und die Refinanzierung für Exporte und Auslandsinvestitionen. Im weiteren Sinn fallen auch die Förderungen und Finanzierungen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft durch die mehrheitlich im Eigentum der OeKB stehenden Österreichischen Hotel- und Tourismusbank darunter, die auch, wenn die Geschäftstätigkeit im Inland erfolgt, ebenfalls dank ausländischer Gäste in den Exportbereich fällt. Auch die Finanzierung von österreichischen Projekten in Entwicklungs- bzw. Schwellenländern ist im Portfolio der Bank ebenso wie Services für den Strom- und Gasmarkt.

Die Kontrollbank hat also in unsicheren Zeiten, wie wir sie gerade erleben, einen relativ guten Überblick über die aktuelle Wirtschaftslage. Und die sei gar nicht so schlecht gewesen im zu Ende gehenden Jahr, so Bernkopf. Wobei er relativiert: Es war nicht das schlechteste Jahr, doch der Export österreichischer Waren ist im Jahresvergleich August 2022 bis August 2023 um 1,2 Prozent zurückgegangen. Die Stimmung sei aufgrund der geopolitischen Lage deutlich depressiver nach den aktuellen Krisen und jener der letzten Jahre. Es gebe viel Nachzieheffekte, die der Wirtschaft zu schaffen machen, etwa die Nachwirkungen der Lieferkettenengpässe, die Energiepreise, die immer noch und wahrscheinlich weiterhin hoch sind, was vor allem Produktionsbetrieben Schwierigkeiten mache. Energie koste bei uns das Vierfache wie in den USA und Asien, in Österreich außerdem acht Prozent mehr als im EU-Schnitt.
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ESG-Transformation
Die moderate Rezession werde die österreichische Wirtschaft aber noch weiter begleiten. „Wir setzen auf die ESG-Transformation“, betont Bernkopf. Dafür hat die Kontrollbank auch einen ESG-Data-Hub geschaffen, auf den Firmen ihre Daten laden können und jedes Mal, wenn sie oder ihre Banken diese benötigen, freischalten können. Bernkopf verweist darauf, dass Österreich „in Sachen Clean Tech und Umwelt tolle Firmen“ habe, die auch international sehr gut positioniert seien. Man habe bei der Kontrollbank attraktive Werkzeuge auch für kleinteilige Exporte, also auch für KMU in diesem Bereich geschaffen. Jetzt gelte es, Land für Land bei der Chancensuche für Österreichs Firmen anzuschauen.
„Keine Ausfälle“
Ein Greentech-Schwerpunkt ist bereits spezifisch für Indonesien geplant, so der Banker, der darauf hinweist, dass von Exportabsicherungen bzw. -förderungen nicht nur die direkt exportierenden Betriebe profitieren können, sondern auch Zulieferer von Exporteuren, kleine Unternehmen, die erste Schritte ins Ausland wagen, und Tourismusbetriebe im Land, die auch heuer im Gegensatz zur produzierenden Wirtschaft durch starke Saisonen die Wirtschaft im Land gestützt haben. Und noch eins untermauert Bernkopfs Einschätzung des vergangenen Jahres: „Wir haben keine Ausfälle bei den Krediten und Garantien für die Exporteure.“ Wenn das keine gute Nachricht für den Standort ist …
Unterstützung im Exportgeschäft
Das Portfolio der Kontrollbank:
Die Exportgarantien des Bundes, womit Projekte in schwierigen Märkten abgesichert werden können, wurden heuer nochmals attraktiviert, beispielsweise durch eine Anhebung der Deckungsquoten. Bei nachhaltigen Projekten gibt es zudem flexiblere Wertschöpfungsregeln.
Mit Shopping Lines bekommen österreichische Exportunternehmen ohne großen Aufwand einen Wettbewerbsvorteil: eine besonders einfache Form der Abnehmerfinanzierung: Durch Bündelung von mehreren/vielen kleineren Geschäften unter einen Kreditvertrag sollen gerade auch KMU verstärkt ins internationale (Projekt-)Geschäft gebracht werden, die allein vielleicht nicht dorthin kommen.
OeKB > ESG-Data-Hub
Zentrale Online-Plattform, auf der Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsdaten gemäß den aktuellen regulatorischen sowie auch bankenspezifischen Anforderungen einfach sammeln und managen können.
Wurde gemeinsam mit österreichischen Kreditinstituten erarbeitet, gemessen am Firmenkundenkreditvolumen nutzen bereits rund 60 Prozent des heimischen Bankensektors den OeKB > ESG-Data-Hub (darunter Raiffeisen-Sektor, Erste Bank und Sparkassen sowie Oberbank). 500 Unternehmen bereits registriert.
Inlandsinvestitionen für heimische Exporteure und deren Zulieferer:
Seit 2019 Exportinvest Green für Neu- und Ersatzinvestitionen zur Umweltentlastung.
Seit Februar 2023 Exportinvest Green Energy für Umstieg auf Erneuerbare Energien.
Bei der Finanzierungshöhe und bei der Risikoübernahme gezielte Anreize – bei der Green Energy kommt bereits ab einer Exportquote von über 50 Prozent 100 Prozent der Finanzierungshöhe sowie eine Risikoübernahme von bis zu 70 Prozent und eine lange Laufzeit von bis zu 18 Jahren ab Inbetriebnahme zum Tragen.
OeKb Fakten
Kennzahlen 2022:
Bilanzsumme 33,5 Milliarden Euro
Eigenkapital inkl. Fremdkapital 900,6 Millionen Euro
Gesamtergebnis des Konzerns 68 Millionen Euro
Kernkapitalquote 119,1 %
Anzahl der Mitarbeitenden 516