Wie hört man auf? Mit Würde und etwas Getöse

Rueff Textil schließt, zuvor ließ man die Dessins hochleben.
Muntlix Rueff Textil schließt in Muntlix bald die Türen für immer. Für den geschäftsführenden Gesellschafter Bertold Bischof (62) stellte sich deshalb die Frage: „Wie hört man auf?“ Wichtig war ihm, den Abschied in Würde und Anstand, aber auch mit etwas „Getöse“ zu gestalten. So waren Wegbegleiter und Mitarbeiter am Freitag eingeladen, gemeinsam in Dessins, alten Fotoalben und weiteren Erinnerungsstücken zu stöbern und zu erleben, womit sich das Unternehmen die vergangenen sechzig Jahre beschäftigt hat.
Bei Bischof schwingt viel Wehmut mit. „Es ist so ähnlich wie am letzten Tag eines Pfadfinderlagers. Man erinnert sich gerne an die schöne Zeit, man räumt auf. Jeder geht gut gelaunt seines Weges und erzählt von seinen schönen Erlebnissen.“
Die Schließung der Stoffdruckerei wurde laut Bischof nötig, weil sich die äußeren Umstände immer stärker gegen den Standort gewendet hätten. Die Kostensteigerungen seien im Exportgeschäft nicht mehr durchsetzbar. Bis Ende März werden nun noch einzelne letzte Aufträge abgewickelt. Danach wird der Standort, bekannt durch die Gestaltung durch Friedensreich Hundertwasser, verkauft.
Froh ist Bischof darüber, dass die meisten der 30 Mitarbeiter in anderen Unternehmen unterkommen. „Wir haben 70 konkrete Jobangebote aus der Branche und der Region bekommen.“ Dennoch wird er das Miteinander vermissen. „Viele haben die Lehre hier gemacht, waren Jahrzehnte im Betrieb. In den Jahren sind wir als Familie zusammengewachsen. Das macht es sehr schmerzhaft. Aber man muss auch einsehen, wenn es nicht mehr geht.“
Dessins in die Welt tragen
Eine Auswahl an Musterzeichnungen der vergangenen Jahre wurde gestern gegen einen kleinen Obolus an die Anwesenden abgegeben. „Damit wollen wir zeigen, Design hat einen Wert.“ Da würde ihm bestimmt auch Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinderbewegung, zustimmen, der sagte: „Leben ohne Würdigung der Schönheit ist wie ein trüber Tag ohne Sonne.“ VN-reh

