Diese Abfahrverbote sollen den Ski-Reiseverkehr auf der S16 bändigen

Nach einem Pilotversuch vor einem Jahr haben die Verantwortlichen nun ein neues Maßnahmenpaket vorgestellt.
Bludenz Das Wetter passt: In der Nacht hat es geschneit und schon am Morgen scheint die Sonne. Also die Skier ins Auto und los geht’s. Dann die Ernüchterung: Stau statt Skivergnügen heißt die Realität. Ein ebenso trauriges wie regelmäßiges Bild an den Februarwochenenden auf der S16 rund um Bludenz. Der vermeintlich gewiefte Autofahrer weicht dann auf die kleineren Straßen in den Ortschaften aus, um den Stau zu umfahren. Und verschlimmert die Gesamtsituation nur. Das möchte das Land Vorarlberg gemeinsam mit der Regio Klostertal-Arlberg und der Asfinag mit gezielten Maßnahmen nun verhindern.
Bereits vor einem Jahr hatte es dazu ein Pilotprojekt gegeben. Doch: “Die Maßnahmen im vergangenen Jahr haben leider nicht die erhoffte Wirkung gezeigt”, sagt der Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann. “Ganz im Gegenteil: Die heimische Bevölkerung wurde zusätzlich verärgert. Das darf nicht sein!”

Nun der nächste Versuch: Jahrelange Beobachtungen zeigen, dass die Samstage im Februar aufgrund der Ferienstarts in Bayern, in den Niederlanden und in Österreich jeweils zu den verkehrsstärksten Reisetagen im Vorarlberger Wintertourismus zählen. Daher wird an den Samstagen, 3. und 10. Februar, die kleinere Variante getestet und an den Samstagen, 17. und 24. Februar, die größere. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.
Abfahrverbote im Februar
Das heißt, dass an den ersten beiden Samstagen folgende Abschnitte von 8 bis 18 Uhr gesperrt werden: die Ein- und Ausfahrtsrampe in Fahrtrichtung Arlberg bei der Anschlussstelle Bings, die Ausfahrtsrampe der Halbanschlussstelle Braz-West, die Einfahrtsrampe in Fahrtrichtung Arlberg bei der Halbanschlussstelle Braz-Ost, die Einfahrtsrampe in Fahrtrichtung Arlberg bei der Anschlussstelle Langen.

Das vorrangige Ziel sei laut Land, die Leistungsfähigkeit auf der S16 voll auszunützen. Analysen haben nämlich gezeigt, dass an starken Reisetagen aufgrund von vielen Auf- und Abfahrten im Bereich der S16 mit nur einem Fahrstreifen je Richtung die Leistungsfähigkeit auf der Schnellstraße teilweise auf die Hälfte des möglichen Werts einbricht. Das hat umfangreiche Staus auf der S16 und dadurch weiter zunehmenden Ausweichverkehr zur Folge. Die Theorie: Durch den Umstand, dass die S16 durch die Sperrungen eine größere Verkehrsmenge pro Stunde aufnehmen kann, wird der Bedarf zur Nutzung von Ausweichrouten geringer.
Aufgrund der baustellenbedingten Brückensperre auf der L92 ab Jänner 2024 ist Stallehr an den betreffenden Samstagen nur über die L93 zu erreichen. Diese wird zur Sackgasse. Als Begleitmaßnahme ist eine Dosierampel zur Bündelung des Verkehrs bei der Ortseinfahrt von Dalaas vorgesehen. Zudem soll die Engstelle auf der L97 bei Braz-Ost durch wechselseitiges Anhalten des Verkehrs, verbunden mit einem Fahrverbot für Kraftfahrzeuge mit über 3,5 Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht auf der L97 zwischen den Halbanschlussstellen Dallas und Braz Ost, entschärft werden. In Langen ist am Knoten Anschlussstelle Langen/L97/L197 eine Regelung durch Handzeichen geplant, um das Einfahren von Klösterle kommend zu erleichtern.
An den Samstagen, 17. und 24. Februar, werden diese Regeln beibehalten und darüber hinaus auch Maßnahmen im Raum Bludenz, Bürs und Nüziders gesetzt, um den Stauausweichverkehr entlang der L190, der L81, L82, L91 und L97 und der Klarenbrunnstraße in Bludenz zu reduzieren. Dazu werden Fahrverbote “ausgenommen Zielverkehr Bezirk Bludenz” erlassen.

Konkret sind gesperrt: Nüziders, Kreisverkehr Anschluss Bludenz-Nüziders: für L190 Fahrtrichtung Bludenz und für Sägebachstraße Fahrtrichtung Nüziders; Nüziders, Kreuzung L193/L91: für L91 Fahrtrichtung Nüziders/Bludenz; Nüziders, bei Anschluss Brandnertal: für L81 Fahrtrichtung Nüziders/Bludenz; Bürs, Kreisverkehr L82 Hauptstraße – Herrenau: für L82 Fahrtrichtung Bludenz; Bludenz, Kreuzung L190/L97: für L97 Fahrtrichtung Klostertal; Wald am Arlberg, Kreuzung L97 – Arlbergstraße: für L97 Fahrtrichtung Klösterle.
Dauerhafte Maßnahme angestrebt
Dazu gibt es weitere Begleitmaßnahmen: In Nüziders werden zur Unterbindung von Ausweichverkehr im niederrangigen Straßennetz zusätzlich die Einfahrten in den Illweg (ab Kühbrückweg) und in Richtung Landstraße (ab L190) verboten. In Bürs werden zur Unterbindung von Ausweichverkehr im niederrangigen Straßennetz zusätzlich die Einfahrten von der L81 in die Außerfeldstraße und in die Schesastraße verboten. In Bludenz wird zur Unterbindung von Ausweichverkehr die Einfahrt von Westen in die Klarenbrunnstraße untersagt.

Die Fahrverbote und Begleitmaßnahmen werden von Straßenaufsichtsorganen kontrolliert, der überregionale Verkehr soll an den Kontrollpunkten zurück auf das hochrangige Straßennetz geleitet werden. Der lokale und regionale Verkehr ist von den Fahrverboten ausgenommen. Das Land warnt aber: “Durch die Einfahrtsverbote in das untergeordnete Straßennetz können sich für die lokale Bevölkerung kleinräumige Umwege ergeben.”
Ob die Maßnahmen auch den gewünschten Erfolg bringen, wird überwacht und evaluiert. “Aus den Erfahrungen der beiden Varianten soll dann die angestrebte dauerhafte Maßnahme entwickelt werden”, heißt es vom Land. Für Simon Tschann ist klar: “Damit ist dann aber auch genug “probiert” worden. Wir brauchen Lösungen. Und um es ganz klar zu sagen: Ohne Abfahrsperren wird es wahrscheinlich nicht gehen. Wir müssen unsere Bevölkerung entlasten.”
Dass sich die aktuelle Situation ändern muss, findet auch Manfred Ladstätter, Geschäftsführer vom Taxiunternehmen “Der Lecher”. Für ihn geht es darum, den für die Kunden gewohnten Service aufrechtzuerhalten. Grundsätzlich sei es also zu begrüßen, den Durchreiseverkehr Richtung Tirol von den Nebenstrecken fernzuhalten. Ladstätter hofft allerdings darauf, dass es für die Taxi- und Chauffeurunternehmen die zugesicherte Ausnahmegenehmigung gibt. Vergleichbar wird es im Tirol gehandhabt.
