Weltneuheit hinter der Vorarlberger Grenze: Diese Bahn fährt bald ohne Personal

Durch ein neues System mit neuem Wagen sollen gleich zwei Sorgen beseitigt werden.
Rheineck Es ist eine Weltneuheit: Von Rheineck nach Walzenhausen in der Schweiz, direkt hinter Gaißau und der Vorarlberger Grenze, soll ab 2026 die erste voll automatisierte Überland-Adhäsions- und Zahnradbahn der Welt fahren. Damit lösen sich gleich zwei Sorgen, die sonst auf die Betreiber, also die Appenzeller Bahnen, zugekommen wären.
„Die Umsetzung des automatisierten und fahrerlosen Betriebs auf der Linie Rheineck–Walzenhausen ist ein Meilenstein in der Digitalisierung des Bahnbetriebs”, sagte Marc Trippel laut einer Aussendung. Er ist Leiter der Division Signalling von Stadler. Der Schweizer Schienenfahrzeugbauer ist von den Appenzeller Bahnen mit dem Projekt beauftragt. Es werde wertvolle Pionierarbeit in Sachen automatisierter Bahnverkehr auf Überlandstrecken geleistet. „Davon werden eisenbahnbezogene Digitalisierungsprojekte auf der ganzen Welt profitieren”, ist Trippel überzeugt.
Triebwagen über 60 Jahre alt
Die knapp zwei Kilometer lange Verbindung von Rheineck nach Walzenhausen wurde bereits im 19. Jahrhundert errichtet, 1909 in Betrieb genommen und anschließend mehrmals verändert. Seit 1958 fährt der einzige Triebwagen auf den parallel zum normalspurigen Schienenverkehr verlaufenden Gleisen. Er ist in die Jahre gekommen und müsste ohnehin ausgetauscht werden.
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Dazu kommt, dass die Nachfrage nach der Fahrt zu dem Kurort gesunken ist. Es stand sogar zur Debatte, die Bahn durch einen Bus zu ersetzen, um Geld zu sparen. Nun sinken eben die Ausgaben für das Personal. Denn durch die von Stadler entwickelte CBTC-Lösung (Communications-based Train Control) erfolgt der Zugbetrieb fahrerlos. Die Mitarbeitenden der Appenzeller Bahnen in der Betriebszentrale können per Fernsteuerung eingreifen. Stadler rüstet erstmals eine Bergbahn mit diesem System aus.
Inbetriebnahme für 2026 geplant
Bereits heute würden zwar voll automatisierte Bahnen in Tunneln oder auf abgeschlossenen Gleissystemen, bei denen Hindernisse im Fahrweg sicher ausgeschlossen werden können, existieren. Aber: „Die neue Bahn auf der Linie Rheineck-Walzenhausen wird jedoch eine voll automatische Bahn sein, die in einem offenen System im freien Feld fährt. Die CBTC-Lösung muss daher auch die Überwachung des Fahrwegs und die Hinderniserkennung übernehmen”, heißt es von Stadler. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange, die Inbetriebnahme soll in gut zwei Jahren erfolgen.
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Der Zukunft der zweitsteilsten Schweizer Zahnradbahn steht also nichts mehr im Weg. Ein Glück, die rund sechsminütige Fahrt allein ist schon ein Genuss. Sie führt durch Tunnel und über ein Viadukt. Rund 270 Meter geht es in die Höhe. Dazu kommt für Wandernde und Ausflügler die herrliche Sicht auf den Bodensee. Ein Ausflug hat also nicht nur für Bahn-Enthusiasten einen Wert.