“Es kann jeden treffen”: Bank der zweiten Chancen hilft Menschen in finanziellen Schwierigkeiten

Die „Zweite Sparkasse“ in Dornbirn unterstützt und begleitet Menschen in finanzieller Schieflage. Die Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich.
Dornbirn Auf den ersten Blick scheint es eine ganz normale Bankfiliale zu sein. Auf den zweiten Blick ist sie etwas Besonderes in der heimischen Banklandschaft. Die „Zweite Sparkasse“ in der Dornbirner Bahnhofstraße hilft Menschen dabei, finanziell wieder auf die Beine zu kommen.
Die zwei größten Unterschiede zu einer „normalen“ Bank? Einerseits engagieren sich dort nur ehrenamtliche Mitarbeiter (aktive Sparkasse-Mitarbeiter und Pensionisten), andererseits werden Kunden ausschließlich von sozialen Organisationen vermittelt.

Girokonto mit Bankomatkarte
Dafür erhält man ein Girokonto (ohne Überziehungsrahmen) mit Zugang zum Online-Banking sowie einer Bankomatkarte, mit der nur in Glücksspiel-Einrichtungen sowie Online-Glücksspiel/-Wetten nicht bezahlt werden kann. Inkludiert ist eine kostenlose Unfallversicherung, die Haushaltsversicherung gibt es zu günstigen Konditionen und wer etwa die Kaution für eine Wohnung nicht aufbringen kann, dem wird ein Mikrokredit dafür gewährt.

Recht auf Bankkonto
Das Projekt der ERSTE Stiftung zur Förderung finanzieller Gesundheit wurde 2006 ins Leben gerufen. Seither wurden mehr als 23.000 Menschen in Österreich bei der Überwindung ihrer finanziellen Schwierigkeiten begleitet. Vorarlberg war bisher noch ein weißer Fleck auf der Landkarte.
„Es gibt in der EU zwar das Recht für alle auf ein Basiskonto, aber die Zweite Sparkasse ist mehr als das. Die Menschen bekommen Betreuung und Unterstützung“, sagt Harald Giesinger, Vorstandsvorsitzender der Dornbirner Sparkasse und selbst auch einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter. „In unserer Gesellschaft ist jeder gefordert, sich einzubringen, damit es den Menschen besser geht“, verdeutlicht er seine Motivation und ist stolz darauf, dass sich auf den Aufruf zum Ehrenamt rund 50 Kollegen gemeldet haben.

So wie Verena Depaoli und Tuncay Cetinkaya. Depaoli ist Personalleiterin der Sparkasse Bregenz. „Mir ist es wichtig, mich zu engagieren und so der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Das Projekt Zweite Sparkasse begeistert mich, denn hier können Menschen in einer Notlage unterstützt und begleitet werden.“ Man müsse sich immer bewusst sein, dass man sehr schnell in so eine Situation geraten könne.

“Es kann jeden treffen”
Cetinkaya arbeitet seit 21 Jahren im Vertrieb der Dornbirner Sparkasse und nun in der Revision tätig. Auch er sagt: Es kann jeden treffen. „Deshalb ist es toll, dass es die Zweite Sparkasse und somit eine zweite Chance gibt. „Wichtig ist mir etwas zurückzugeben und den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.“

Die Vertreter der sozialen Organisationen begrüßen die Eröffnung der Bank. Simone Strehle-Hechenberger, Leiterin der ifs Schuldenberatung, betreut mit ihrem Team 3000 Klienten im Jahr. „Es ist ein tolles Projekt. Der Bedarf wird sehr groß sein.“