Vorarlberger Unternehmen liefert Energie für Neuseeland

Komplette Produktionsanlage für neuseeländischen Kunden – Energieanlage aus dem Land hilft Klimaziele zu erreichen.
Bludenz, Taupo (NZ) Im Jahr 1974 hat die Dieffenbacher Gruppe für die Spanplattenproduktion eine Einetagenpresse an das neuseeländische Unternehmen Fletcher Building geliefert. Sie funktioniert heute noch einwandfrei. Für das Management des Unternehmens, das in Neuseeland, Australien und im Südpazifik zu den Marktführern im Bereich Bau- und Baunebengewerbe bzw. -produkte zählt, ein guter Grund für das Unternehmen, das knapp 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, neuerlich auch Dieffenbacher zu setzen. „Dass unsere alte Presse uns so lange so gute Dienste geleistet hat, ist beeindruckend. Wir werden unsere neue Dieffenbacher-Anlage ebenso gut pflegen, damit sie mindestens genauso lange hält“, erklärt Paul Thorn, Fletcher Wood Products, Capital Works Manager bei Fletcher Building.
Mitten auf der Nordinsel
Diesmal hat das Unternehmen bei Dieffenbacher eine sogenannte Cebro-Gesamtanlage zur Herstellung von Fine OSB, also speziellen Spanplatten für den Möbelbau bestellt. Die Anlage wird am Standort des Fletcher-Tochterunternehmens Laminex in Taupo, im Zentrum der neuseeländischen Nordinsel, errichtet. Im Rahmen der Bestrebungen von Fletcher Building, das staatliche Ziel einer emissionsarmen Kreislaufwirtschaft in Neuseeland zu unterstützen, wird die Anlage mit dem neuen, besonders nachhaltigen Niedertemperaturtrockner ausgestattet.

Die Bludenzer Dependance des württembergischen Familienunternehmens, die aus der Bertsch Energy hervorgegangene Dieffenbacher Energy, steuert zu der großen Industrieanlage die höchstmoderne und deshalb hocheffiziente Energieanlage bei, berichtet das Bludenzer Unternehmen über den Auftrag aus der entlegenen Weltgegend. Derzeit ist das Kraftwerk mit dem Knowhow aus Bludenz auf der Reise um die halbe Welt – zumal die geopolitische Lage derzeit nicht gerade einfach, Die 15 Kesselteile mit einem Einzelgewicht von bis zu 53 Tonnen und Abmessungen von 5 mal 14 mal 4 Meter werden – so alles plangemäß läuft – im Mai ihren Bestimmungsort erreichen, informiert Dieffenbacher Energy-Geschäftsführer Wolfgang Lashofer im Gespräch mit den VN.
Höchste seismische Anforderungen
Nach ihrer Fertigstellung wird die 37-MW-Biomasse-Rostfeuerung Pressen mit Thermalöl und den ersten Dieffenbacher-Bandtrockner mit Warmwasser versorgen. Eine weitere besondere Anforderung für die Spezialisten aus Bludenz: Die Energieanlage wird in einem Erdbebengebiet mit höchsten seismischen Anforderungen errichtet.

Die Energieanlage, die von den Vorarlberger Ingenieuren entwickelt wurde, versorgt mit 25,3 Megawatt einen Bandtrockner und weitere Thermoöl-Verbraucher mit einer Leistung von 3,2 Megawatt. Für Fachleute: Der Bandtrocknerkreis wird kombiniert mit Dampf und Thermoöl beheizt. Gefertigt wurden die Teile beim Zulieferer Kotłomontaż Sp.zo.o. im polnischenSiemianowice Śląskie und von dort aus verschifft. Kotłomontaż hat bereits ab den 90er-Jahren mit dem Dieffenbacher Energy-Vorgänger Bertsch Energy zusammengearbeitet.

Wesentlicher Teil der Anlage, die Ende des Jahres in Betrieb gehen soll, ist der Niedertemperaturtrockner, der nur wenig thermische Energie verbraucht. “Er arbeitet bei niedrigeren Temperaturen im Vergleich zu einem Trommeltrockner und kann niederkalorische Energie aus der Abwärme anderer Anlagenkomponenten nutzen, die ansonsten ungenutzt bleiben würde, erklärt das Unternehmen mit Sitz in Eppingen.
Erfolgreiche Übernahme
Dieffenbacher hat die in Schwierigkeiten geratene Bertsch Energy Anfang 2023 übernommen. Die Bilanz nach einem Jahr kann sich sehen lassen. Der Auftragseingang liege bei rund 200 Millionen Euro, „das ist über 50 Prozent mehr als budgetiert“, informierte Geschäftsführer Lashofer Ende 2023 über das erste Jahr. Die Firma, Teil der Dieffenbacher Gruppe, beschäftigt an vier Standorten 160 Mitarbeiter und sucht weitere Fachkräfte.