Unfallreparaturen sind bei E-Autos deutlich teurer

Markt / 26.03.2024 • 16:21 Uhr
E-Auto Brand
Wenn ein E-Auto in einen Unfall verwickelt wird oder sogar in Brand gerät, sind die Kosten deutlich höher als bei anderen Autos. KfV/Dominik Sostmann

Versicherer beobachten die Situation. Im Moment keine Preiserhöhungen geplant.

Bregenz, Wien Die Reparaturkosten von E-Autos nach Unfällen sind markant höher als jene von Autos mit Verbrennermotoren. Zu diesem Schluss ist vor wenigen Monaten eine Studie des deutschen Gesamtverbandes der Versicherer gekommen. “Die Reparaturkosten von Elektroautos liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor”, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Diese Erkenntnisse gelten auch für Vorarlberger Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos.

Hauptproblem ist die Batterie

Die Mehrkosten hängen nach Angaben des GDV mit mehreren Gründen zusammen. Einer der maßgeblichen Gründe seien jedoch hohe Kosten bei beschädigten oder möglicherweise beschädigten Antriebsbatterien. Hier gebe es “verbesserungswürdige Tauschkriterien sowie Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten”. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten. Etwa weil sie sehr lange in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbädern bzw. in Löschcontainern zu Totalschäden werden. Außerdem gebe es lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.

E-Autos verursachen weniger Unfälle

Die Studie habe aber auch ergeben, dass in der Kfz-Haftpflichtversicherung Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner verursachen. “Noch deutlicher ist der Vorteil der Elektroautos in der Vollkaskoversicherung. Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, so Asmussen. Somit gebe es zwar teurere, aber vergleichsweise weniger Reparaturen bei E-Autos.

Vorarlberger Versicherer bestätigen Ergebnisse der Studie

Die Kernaussagen der Studie werden von Vertretern der Vorarlberger Versicherungswirtschaft bestätigt. “Es ist tatsächlich so, dass die Reparaturkosten bei E-Autos nach Unfällen deutlich spürbar über jenen von Autos mit Verbrennermotoren liegen”, erklärt UNIQA-Landesdirektor Markus Stadelmann auf wpa-Anfrage. Auch er bringt das vor allem in Zusammenhang mit der Antriebsbatterie, die oft aus Vorsichtsgründen präventiv getauscht werde, wenn der Verdacht einer Beschädigung bestehe. Zudem sehe man sich mit höheren Stundensätzen bei der Reparatur von E-Autos in Werkstätten konfrontiert.

Markus Stadelmann 2023
Uniqa-Direktor Markus Stadelmann: “Möglicherweise könnten irgendwann auch die Prämien für E-Autos steigen.” FA

Könnte einmal Auswirkungen auf Höhe der Prämien haben

Sollte die Kostenentwicklung bei Reparaturen von E-Autos so weitergehen, so habe das Auswirkungen auf die Finanzierung dieser Kosten für die Versicherungen. “Möglicherweise könnten irgendwann auch die Prämien für E-Autos steigen.” Andererseits würden E-Autos geringere Wartungsaufwände verursachen, da sie über weniger Bauteile verfügen. Das müsse man in der Gesamtbetrachtung berücksichtigen. Und zudem seien die Kostensteigerungen bei Reparaturen nicht allein auf E-Autos beschränkt. Beschädigte Assistenz-systeme bei Autos mit Verbrennermotoren seien in der Reparatur auch vergleichsweise teuer. Zudem hätten herkömmliche Autos ebenso immer mehr kostspielige Elektronik verbaut.

VLV: Hängt auch von der E-Auto-Marke ab

Auch bei der Vorarlberger Landesversicherung VLV sagte Vorstandsdirektor Robert Sturn, dass die Reparaturkosten bei E-Autos nach Unfällen spürbar höher seien. “Die Antriebsbatterie ist sehr heikel. Selbst bei kleinsten Schäden muss sie vorsichtshalber getauscht werden. Ihr Anteil am Gesamtwert eines E-Autos ist jedoch sehr hoch.” Die Reparaturkosten hängen nach Erfahrung der VLV aber auch von der jeweiligen E-Auto-Marke ab.

<p class="caption">VLV-Vorstand Sturn: Rasch handeln. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">VN/PS</span></p>
VLV-Vorstand Robert Sturn: Die VLV unterstützt die Mobilitätswende und dazu gehören eben auch E-Autos.” Derzeit ist keine Erhöhung der Versicherungsprämien angedacht. VN/Steurer

An eine mögliche Erhöhung der Versicherungsprämien denke man bei der VLV derzeit nicht, denn der Anteil von E-Autos sei nach wie vor vergleichsweise gering. Die VLV unterstütze bewusst die Mobilitätswende und dazu gehören eben auch E-Autos. “Aber natürlich müssen wir genauso die Kosten im Auge behalten”, so Sturn. Auch er gibt zu bedenken, dass der Service- und Wartungsaufwand bei E-Autos geringer sei als bei Verbrennerfahrzeugen.