versus Festival als Gipfeltreffen der kontroversen Meinungen

Markt / 05.04.2024 • 16:21 Uhr
versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Richard David Precht (r.), Verena Eugster und Max Lude im Gespräch. vn/Steurer

Veranstaltung in Gaschurn zelebriert den Mut zum Diskurs – von Europas Zukunft bis zur Rolle von Sünde und Vergebung.

Gaschurn „Warum haben wir verlernt, andere Meinungen zuzulassen und auch auszuhalten?“ Diese Frage steht genau dafür, weshalb es das versus Festival gibt. Inmitten des Skigebiets Silvretta Montafon auf 2014 Metern Höhe wird an drei Tagen der Diskurs gefeiert.

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Diskutiert wurde mitten im Skigebiet. vn/Steurer

Bei der Veranstaltung, organisiert von den Agenturen w3 create und Towa, werden drängende Themen unserer Zeit beleuchtet und eifrig diskutiert, auch und vor allem, wenn man nicht einer Meinung ist.

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Richard David Precht. vn/Steurer

Wo steht Europa?

So gingen Philosoph Richard David Precht und Unternehmer Max Lude etwa der Frage nach, wo Europa derzeit steht. Und das Zeugnis fällt nicht gerade schmeichelhaft aus. „Europa bewegt sich nicht, es steht mit dem Rücken zur Wand“, attestiert Lude und spricht von Angst, Unsicherheit und Zweifel, die man dringend loswerden müsse. „In Europa gibt es eine fehlende Akzeptanz für Veränderung. Das frustriert mich.“

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Beim versus Festival darf diskutiert werden, auch wenn die Meinungen konträr sind. vn/Steurer

Prechts Diagnose ist nicht viel positiver. „Es regiert die schlechte Laune. Wer immer gewonnen hat, wem es materiell immer gut gegangen ist, ist nicht mehr hungrig.“

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Autor und Suchtberater Dominik Forster. vn/Steurer

Rolle der Künstlichen Intelligenz

Auch die Rolle von Künstlicher Intelligenz war dabei Thema. „Ich finde es super, wenn KI künftig Jobs ersetzt. Denn meist sind dies langweilige Verwaltungsjobs mit Routinearbeit“ so Precht. Schließlich hätten Maschinen schon früher körperliche Arbeit ersetzt. Körperliche Routinearbeit sei durch geistige Routinearbeit ersetzt worden. Lude plädiert gar für ein „Hospiz für Unternehmenspraktiken, die nicht mehr zeitgemäß sind.“

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Ordensschwester Ursula Hertewich. vn/Steurer

Neben den Fragen, wohin sich der Tourismus entwickelt, wie Sozialismus und Kapitalismus zusammengehen oder wie man Rückschläge verarbeitet, standen auch geistliche Themen auf der Agenda des versus Festivals.  

Zwischen Sünde und Vergebung

Wo fängt Sünde an und wie wichtig ist Vergebung? Darüber diskutierten am Berg Militärdekan Pater Dietmar Gopp, Ordensschwester Ursula Hertewich und Dominik Forster, Autor, ehemaliger Drogensüchtiger und nun in der Suchtprävention tätig.

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Die Diskussion führte Militärdekan Pater Dietmar Gopp. VN/Steurer

„Sünde ist für mich, wenn man sich von seinem eigenen Weg entfremdet. Sie macht durchaus auch Sinn, zumindest wenn ich danach etwas verändere und Dinge anders mache“, ist Hertewich überzeugt. Forster saß wegen Drogenhandels in Hochsicherheits-Jugendhaft. „Es war richtig, dass ich verurteilt wurde, aber hinter jedem Kriminellen steckt auch immer eine Geschichte. Es ist auch immer eine Antwort auf die Lebensumstände.“

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Die Teilnehmer am Berg. VN/Steurer

Bei ihm führten suchtkranke Eltern, ein schwerer Unfall, Mobbing in der Schule und falsche Vorbilder dazu, dass er auf die dunkle Seite geriet. „Ohne Liebe hätte ich es nicht geschafft“, ist er heute überzeugt. „Die beste Suchtprävention ist die Lust aufs Leben.“

Dem kann Schwester Ursula nur zustimmen. „Man braucht ein Wofür, für das es sich zu kämpfen lohnt.“

versus Festival im Skigebiet (Nova Stoba am Berg)
Veranstalterinnen und Partner: Patricia Zupan-Eugster und Verena Eugster mit Arno Schuchter (Generali) und Gerhard Burtscher (BTV). VN/Steurer