Viele Frauen würden mehr arbeiten, wäre Kinderbetreuungsangebot und Rollenbild ein anderes

Kinderbetreuungsangebot nach wie vor die große Herausforderung. Auch die verkrusteten Rollenbilder stören viele Frauen im Land.
Sulz Eine Kinderbetreuung in den Ferien zu bekommen, ist in Vorarlberg gar nicht so einfach. Entweder sind die Öffnungszeiten nicht vereinbar mit der Berufstätigkeit oder die Kosten sind wahnsinnig hoch. Ein Beispiel aus einer Gemeinde: Für drei Kinder sind für sechs Wochen Sommerbetreuung stolze 1800 Euro zu berappen. Wer da nicht den absoluten Top-Job hat, für den ist das nicht leistbar.
Viele mit einem Thema
Für die Interessenvertretung “Frau in der Wirtschaft” (FiW) ist die Kinderbetreuungssituation das Thema, das vorrangig angegangen werden muss. Neben vielen anderen Themen, die berufstätigen Frauen und Unternehmerinnen unter den Nägeln brennen. „Wir sind viele“, sagt FiW-Bundesvorsitzende Martha Schultz, selbst Unternehmerin. Die Schultz-Gruppe umfasst im Tiroler Zillertal unter anderem fünf Skigebiete, Hotels, mehrere Gastronomiebetriebe, ein Golfplatz oder ein Reisebüro. Damit meint sie die Zahl der Unternehmerinnen in Österreich – über 140.000 an der Zahl.

Und obwohl die Erwerbsquote von Frauen mittlerweile bei 73,4 Prozent liegt und fast jeder zweite Betrieb von einer Frau gegründet wird, sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor die große Herausforderung. Das liege, so Schultz, an fehlender Kinderbetreuung genauso wie an verkrusteten Rollenbildern. Dabei sei gerade das Kinderbetreuungsangebot das entscheidende Kriterium dafür, ob Frauen in Teilzeit arbeiten oder gar nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen.
Studie beauftragt
Um dies zu untermauern, wurde in Vorarlberg eine Studie durchgeführt. Von der Fachhochschule wurde gemeinsam mit dem economica-Institut untersucht, welche Auswirkungen die Hebung der Erwerbsquoten von Frauen für den Arbeitsmarkt hätten.

Befragt wurden 800 Personen – Frauen wie Männer. Flankiert wurde die Umfrage durch Workshops mit Eltern, Gemeindevertretern und Pädagoginnen. Das Ergebnis: „In Vorarlberg hinken wir sogar Österreich hinterher“, sagt Carina Pollhammer, Spar-Geschäftsführerin und FiW-Landesvorsitzende.
52,6 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, der Großteil davon in einem Arbeitsausmaß von 50 Prozent. Laut Studie könnten sich aber 41,4 Prozent der Frauen eine Aufstockung ihrer Arbeitszeit um 20 Prozent vorstellen, wenn die Rahmenbedingungen (Flexibilität bei Kinderbetreuung, Arbeitszeit und Arbeitsort) stimmen. „Konkret läge das brachliegende Potenzial in Vorarlberg bei 10.756 Vollzeitäquivalenten“, so Pollhammer.
Schließtage reduzieren
Erste Forderung von FiW ist eine Ferienbetreuung in den Sommerferien an den Pflichtschulen. Hier müsse es auch eine flächendeckende Plattform geben, in der alle Angebote inklusive Kosten transparent ersichtlich sind. Außerdem müsste generell an den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen etwas getan werden. Einrichtungen sollten mindestens 47 Wochen pro Jahr und 45 Stunden pro Woche geöffnet haben.

Aus eigener Erfahrung
Bei Katharina Rhomberg-Shebl (Fries Kunststofftechnik, Sulz) arbeiten immer mehr Frauen im Betrieb. “Aber wir spüren natürlich diese Themen. Solange sich das Bild in der Gesellschaft nicht ändert und es nicht bessere Betreuungsangebote gibt, wird sich nichts ändern. Es fehlt einfach der große Wurf.“ Dazu komme das steuerliche Thema. „Wir haben Mitarbeiterinnen, die gerne mehr arbeiten würden, aber dann netto weniger verdienen würden“, sagt die Unternehmerin, die selbst zwei kleine Kinder hat.