Fachkräftemangel in Vorarlberg: AK fordert mehr Kinderbetreuung und gerechtere Löhne

Aktuelles Standort-Rating 2024: Arbeitskräftepotenzial in Vorarlberg wäre hoch, wenn man an gewissen Schrauben drehen würde.
Feldkirch Seit vier Jahren erstellt die Arbeiterkammer Vorarlberg ein jährliches Standort-Rating. Manches habe sich seit der ersten Publikation zum Besseren, manches aber auch zum Schlechteren entwickelt, attestieren Arbeiterkammer-Präsident Bernhard Heinzle und Direktorin Eva King.
Mehr Ältere als Jüngere
Heuer widmet sich die 124-seitige Publikation dem Thema Fachkräfte. Oder besser gesagt, dem Fachkräftemangel. Denn Arbeitskräfte werden im Land händeringend gesucht. „Im Jahr 2030 wird es in Vorarlberg mehr über 65-Jährige als unter 19-Jährige geben“, so King. Gleichzeitig sei die Durchschnittsdauer, um eine offene Stelle zu besetzen, auf 81 Tage gestiegen.
Die gute Nachricht: Es gäbe durchaus Arbeitskräftepotenzial im Land, wenn man an bestimmten Punkten ansetze. Kinderbetreuung, Qualifizierung und Steuergerechtigkeit.

Von Teilzeit zu Vollzeit
42 Prozent der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, geben an, aufgrund von Betreuungspflichten nicht in Vollzeit zu arbeiten. „Sie würden mehr arbeiten, wenn das Kinderbetreuungsangebot passen würde“, erklärt King. Nicht einmal die Hälfte der Einrichtungen würden es überhaupt ermöglichen, Vollzeit zu arbeiten.
Menschen mit Pflichtschulabschluss höher qualifizieren
Einen Hebel sieht die AK auch in der Qualifizierung. „Hier gibt eine Diskrepanz zwischen der Qualifikation der Arbeitssuchenden und den Anforderungen der Arbeitgeber.“ Gerade für Personen mit maximal Pflichtschulabschluss gebe es sehr wenige offene Stellen. Mit einer Qualifizierungsoffensive könnte man sie aber dabei unterstützen, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen.

Weniger Steuern auf Arbeit
Außerdem sieht die AK eine fehlende Gerechtigkeit bei der Verteilung des wirtschaftlichen Erfolgs. „Die Vorarlberger sind die Fleißigsten in Österreich. Ihre Stunden-Produktivität liegt bei 63 Euro“, betont Heinzle. „Aber im Jahr 2021 flossen nur knapp 44 Cent pro erwirtschaftetem Euro in Lohneinkommen.“ Ungleich verteilt sei auch die Steuerlast. Es müsse dahin gehen, dass die Menschen weniger Steuern auf Arbeit, dafür mehr Steuern auf Vermögen zahlen.
Heinzle ist überzeugt: „Wer Fachkräfte will, muss gute Bedingungen bieten.“ Denn es gäbe im Land genügend Arbeitskräfte, wenn man alle Potenziale heben würde. Dazu zähle auch der Wohnraum. Auch mit Vollzeitarbeit werde Eigentum für immer mehr Menschen völlig unleistbar. „Man muss den Menschen doch einen Grund geben, warum sie gerne arbeiten.“
Zu wenige gemeinnützige Wohnungen
Gleichzeitig liege Vorarlberg mit einem Anteil von knapp 13 Prozent an gemeinnützigen Wohnungen an letzter Stelle im Bundesländervergleich, fordert Heinzle hier mehr Engagement seitens der Politik, gemeinnützigen Wohnraum zu schaffen. „Für alle Spatenstiche würden wir den Spaten zur Verfügung stellen.“