Ende des PV-Booms? Lustenauer Photovoltaik-Spezialist pleite

Markt / 15.05.2024 • 11:51 Uhr
Neis Kläranlage
Diese PV-Anlage wurde von NEIS über einer Kläranlage in Vorarlberg realisiert. Auch Industrieunternehmen aus dem Land setzten auf die Lustenauer Firma. FA

Unternehmen verweist auf stark verschlechterte Auftragssituation, Eigentümerin meldete bereits im Jänner Insolvenz an.

Lustenau, Frastanz Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass vor allem Firmen als auch öffentliche Institutionen neue PV-Anlagen präsentieren und ankündigen. Dennoch ist die Goldgräberstimmung in der Branche insgesamt gewichen, die Aufträge sickern bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2023 spärlicher, wie auch der Bundesverband Photovoltaic Austria berichtet. Insider erwarten, dass sich das auch in Insolvenzen abbildet.

Aufträge kurzfristig abgesagt

Getroffen hat es jetzt ein Lustenauer Unternehmen NEIS GmbH (New Energy Infrastructure Service), das in Vorarlberg, aber auch bundesweit sowie in der Region auf große Projekte verweisen kann, musste am Mittwoch den Gang zum Handelsgericht antreten und hat selbst einen Insolvenzeröffnungsantrag eingebracht.  Darin verweist sie auf die Marktsituation für Photovoltaikanbieter insgesamt und die damit verbundene Verschlechterung der Auftragslage für das Unternehmen. „Aufgrund der gestiegenen Zinsen und gesunkenen Strompreisen scheuen viele Kunden im Gewerbe- und Industriebereich aktuell vor Großinvestitionen zurück und sagen Aufträge kurzfristig ab“, heißt es seitens des Unternehmens.

Gleichzeitig haben die am Wettbewerb teilnehmenden Photovoltaikanbieter hohe Lagerbestände und stehen durch den starken Nachfragerückgang unter Druck der finanzierenden Banken. Infolgedessen des Preiskriegs werden laut NEIS GmbH z.B. Photovoltaik-Aufdachanlagen nicht kostendeckend verkauft, teilweise sogar unter den Gestehungskosten, was die Ertragslage weiter beeinträchtige. Mit einer zeitnahen Verbesserung der Marktsituation und dem Abbau von Überkapazitäten sei nicht zu rechnen. Deshalb soll das Unternehmen auch nicht weitergeführt werden.

Knappe Million Euro Passiva

Die Schulden werden vom Unternehmen mit 942.500 Euro angegeben, die Aktiva sollen rund 330.000 Euro betragen. Beschäftigt werden von NEIS sechs Mitarbeiter. Zum Masseverwalter wurde Anwalt Ralph Vetter bestellt. Die Prüfungs- und Berichtstagsatzung findet am 12. Juli 2024 beim Landesgericht Feldkirch statt. Das Unternehmen bietet den Kunden ein Rundumpaket von der Planung und Errichtung von Photovoltaik- und Batteriespeicheranlagen bis zum Handel und der Materialbeschaffung.

Konkursverfahren im Jänner

Bereits am 7. Jänner wurde über die 100 Prozent-Gesellschafterin der jetzt insolventen Firma, die Firma ARCSol GMBH (Unternehmensberatung, Schwerpunkt: erneuerbare Energien) in Frastanz ein Konkursverfahren eröffnet. Geschäftsführer und Gesellschafter hie wie dort ist Alexander Netzer. Die Verbindlichkeiten der ARCSol wurden damals mit 270.000 Euro beziffert. Damals war es nicht die Geschäftslage, die zur Insolvenz führte, sondern, dass ein Geschäftsanteil um einen Abtretungspreis von 350.000 Euro erworben wurde und der fällige Betrag von 270.000 Euro nicht bezahlt werden könne. Das Konkursverfahren wurde inzwischen aufgehoben, Insolvenzverwalter dieses als Holding konzipierten Unternehmens war Anwalt Hannes Rauch.