Bankenkrieg zu Ende: “Ich hatte nie Zweifel, dass wir im Recht sind”

Markt / 18.06.2024 • 16:54 Uhr
BTV Stadtforum Innsbruck
Bei den Hauptversammlungen im Hauptquartier der BTV, dem Stadtforum in Innsbruck, überzog die Bank Austria die Vorstände mit Anträgen: Sitzungen dauerten über zehn Stunden. FA/Schrott

Nach 59 Klagen und Anträgen: UniCredit Bank Austria gibt ihren Kampf gegen die BTV auf.

Innsbruck, Wien, Schwarzach Am Dienstagabend lehnte sich Gerhard Burtscher zurück und genoss, den Sonnenuntergang und ein gutes Glas Wein. “Das habe ich mir dann doch gegönnt”, erzählt er im Gespräch mit den VN. Der Dienstagabend war für ihn so besonders, weil damit ein fünfeinhalbjähriger Konflikt beendet wurde, der mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgefochten wurde: Ein Kampf vor Gerichten, mit zig Rechtsanwälten, Gutachtern und persönlichen Anschuldigungen – es ging um viel Geld und Macht.

Vor den Kadi gezerrt

Gerhard Burtscher ist Vorstandsvorsitzender der Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV). Die Regionalbank mit Sitz in Innsbruck wurde vom größten Aktionär, der Unicredit Bank Austria, vor den Kadi gezerrt, denn die Italo-Banker hatten und haben nun auch künftig keinen Einfluss auf das Geschäftsgebaren. Die Großbank ist nämlich aufgrund des Syndikatsvertrages, der Anfang der 50er Jahre geschlossen wurde, um sich gegen den Zugriff der Besatzungsmächte wirksam zu wehren, zwar Hauptaktionär, hat aber relativ wenig Einflussmöglichkeiten auf die Geschäfte von BTV, Oberbank und BKS. Die wiederum sind im Ringelreihen bei den jeweils anderen Banken beteiligt und halten ebenfalls abwechselnd den Aufsichtsratsvorsitz. Geschlossen wurde der Syndikatsvertrag mit der damaligen Creditanstalt, die Unicredit kaufte die Beteiligung an den drei regionalen Banken bei der Übernahme mit und wollte spätestens 2019 nicht nur Rendite, sondern auch das Sagen in Innsbruck, Linz und Klagenfurt haben.

BTV
Ist erleichtert, dass der fünfeinhalb Jahre dauernde Konflikt nun vorbei ist: Der Vorarlberger Vorstandsvorsitzende der Bank für Tirol und Vorarlberg, Gerhard Burtscher. FA/Schrott

Daraus ist nichts geworden: Die UniCredit hat jetzt endgültig einen Schlussstrich unter diese Auseinandersetzung gezogen, nachdem auch die letzte Entscheidung des Oberlandesgerichts Wien zu ungunsten des Großaktionärs ausgegangen ist. “Ich hatte nie Zweifel, dass wir im Recht sind”, freut sich Burtscher, der im Zuge der Auseinandersetzung mit insgesamt 59 Klagebegehren und Anträgen auch persönlich auf hohe Summen verklagt. “Das ist jetzt vorbei, das fühlt sich gut an”, freut er sich, endlich könne er und die Bank sich wieder ausschließlich dem Geschäft widmen. In den vergangenen Jahren wurde jedes Wort des Bankers und seiner Kollegen aus der Drei Banken-Gruppe auf die Goldwaage gelegt, jedes Schriftstück so verfasst, dass es von der “Anwaltsarmada” der Unicredit Bank Austria nicht gerichtlich verwertet werden konnte. Schlaflose Nächte habe er zwar nicht verbracht, aber “die Wochenenden waren anfangs schon belastet”, berichtet der Banker über diese Zeit.

BTV-Vorstandschef Burtscher: Konservative Geschäftspolitik zahlt sich aus. VN/RP
BTV-Vorstandschef Burtscher war von Anfang an davon überzeugt, dass die Drei-Banken-Gruppe aus dem Konflikt erfolgreich hervorgeht. Gespräch in der VN-Redaktion 2019. VN/RP

“Kraft hat mir gegeben, dass bis auf diesen einen Aktionär alle anderen hinter uns gestanden sind. Auch die Kunden haben uns den Rücken gestärkt”, erzählt Burtscher und gewinnt dem Streit um Millionen und Macht auch gute Seiten ab. “Die BTV gehört jetzt zu den am intensivsten geprüften Banken Europas – neben der Bankenaufsicht, dem Wirtschaftsprüfer und der internen Revision hat nun auch eine Armada an spezialisierten Rechtsanwälten jahrelang jedes Haar in der Suppe gesucht.” Umso mehr freue es ihn, dass die BTV und ihre Schwesterbanken aus dieser Auseinandersetzung gestärkt hervorgehen.

“Nur eine Minute lang”

Welche Ausmaße die Auseinandersetzung, die in der Branche und in Österreich einzigartig war, angenommen hat, dokumentiert eine Summe: Allein die Gerichtsgebühr in einem der Verfahren betrug 13,5 Millionen Euro. “Glücklicherweise hat die Unicredit kein einziges Klagebegehren durchgebracht”, so Burtscher, “und muss deshalb die millionenschweren Gerichtskosten tragen”. Auch wenn er nie gezweifelt habe, im Recht zu sein, so Burtscher, “hat mich die Sache persönlich gefordert. Es ist schon vorgekommen, dass ich darüber nachgedacht habe, die Sache hinzuschmeißen. Aber nur eine Minute lang”, so Gerhard Burtscher. Und sein Versprechen auf der Hauptversammlung 2019 kann er auch einlösen. “Alle Entscheidungen der BTV werden weiterhin ausschließlich in Innsbruck getroffen.”