Ob das den Gästen schmeckt? Vorarlberg richtet Tourismus neu aus

Saisonen werden aufgelöst, statt Zielgruppen gibt es Interessengruppen und die Vielfalt ist das Alleinstellungsmerkmal.
Bregenz Leider war der Himmel verhangen, doch der Veranstaltungsort war mit Bedacht gewählt: Die Weitsicht vom Gebhardsberg in Bregenz sollte die vielfältigen Möglichkeiten eines Urlaubsaufenthaltes in Vorarlberg dokumentieren. Thema der Pressekonferenz des Vorarlberg Tourismus war trotz des Sommerbeginns nämlich nicht der Start in die Sommersaison. Klassische Abgrenzungen wie „Sommer-„ bzw. „Wintertourismus“ sind für die Strategen nämlich passé. „Wir lösen die Denkweise in klassischen Sommer- und Wintersaisonen, Markt- und Produktgrenzen auf”, erklärt dazu Tourismusdirektor Christian Schützinger mit Verweis auf die Tourismusstrategie 2030, die Gäste wie Einheimische begeistern soll.
Einheimische als Urlaubsgäste
Denn Touristen sind, so der zuständige Landesrat Christian Gantner, mit Blick auf die Strategie “Bürger auf Zeit”, umgekehrt sind die Vorarlberger Bürger natürlich auch potenzielle Gäste in den Tourismusregionen des Landes. Immerhin ist die Zahl der Gäste aus Österreich, der zweitgrößten Gästegruppe in Vorarlberg, um drei Prozent gewachsen. Nach Bundesländern gewichtet, kommen “die meisten österreichischen Gäste in Vorarlberg aus Vorarlberg”, so Schützinger.

Saisonzahlen, zumindest aus dem letzten Jahr, gibt es dennoch: Im Sommer 2023 urlaubten über 1,4 Millionen Menschen (+6,9 Prozent zu 2022) von Mai bis Oktober in Vorarlberg, sie buchten etwa 4,5 Millionen Übernachtungen (+4,2 Prozent). Ob auch die Statistiker so konsequent sind wie die Strategen und die klassischen Saisonen negieren, ist nicht klar. Klar ist hingegen, dass der Koordinator der Strategie, der stellvertretende Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus, Joachim Kresser, zuerst die Parameter ändern muss: Denn es gibt auch keine Zielgruppen mehr, die heißen jetzt Interessengruppen und sind nach Vorlieben segmentiert: Radfahrer, Kulturinteressierte, Kulinariker, Wanderer. .…
Vielfalt ist Trumpf
Auch die gedruckten Prospekte werden wohl bald Geschichte sein: Weil die Menschen online ihre Traumdestination suchen, gibt es künftig “digitale Zwillinge”, die das Ganzjahresangebot in allen Bereichen künftig an die Kundschaft bringen sollen. Klingt einfacher, als es ist: Vorarlberg Tourismus bereitet digitale Werkzeuge auf und stellt Inhalte zur Verfügung: über Datenmanagementsysteme wie die V-Cloud, Bilddatenbanken und Kollaborationsprojekte, die eine effiziente Zusammenarbeit im Tourismussystem ermöglichen, erläutert Kresser. Auf dem Programm stehen auch Nachhaltigkeit, sanfte Mobilität und eine Kulinarikoffensive. Das Alleinstellungsmerkmal der Destination Vorarlberg? “Die Vielfalt”, betont Landesrat Christian Gantner.