Kein Leiberl bei der Trikotsuche vor dem Achtelfinale

Markt / 27.06.2024 • 06:15 Uhr
Sport Kuster
Werner Kuster hat noch eine kleine überschaubare ÖFB-Auswahl. Wählerisch seien die Kunden schon lange nicht mehr. VN/Rauch

Wer zum Achtelfinale nun doch noch ein Trikot haben will, muss vor allem Glück haben.

Dornbirn Bei “Absolute Teamsport Kuster” in der Moosmahdstraße geht kurz nach Mittag das Telefon. “Nein, haben wir nicht mehr”, erklärt der Mitarbeiter routiniert. Man könne noch das Auswärtstrikot in L oder XXL anbieten, oder etwas für Kinder. 15 bis 20 Anrufe gebe es allein am Vormittag. Trikots für die österreichische Nationalmannschaft sind Mangelware und heiß begehrt.

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Seit Donnerstag kämpfen die Fans um die letzten Stücke. VN/Rauch

Dabei hat man das Auswärtstrikot erst vor zwei Tagen wieder nachgeliefert. “Innerhalb von zwei Stunden waren die Größen S und L ausverkauft, es ist unglaublich”, berichtet Werner Kuster. Nun kann er noch diese beschränkte Auswahl vorweisen. “Alles andere von Österreich ist praktisch weg.” Dies gilt nicht nur für Vorarlberg, sondern allgemein: “Ich versuche jeden Tag, bei Puma wieder etwas zu bekommen. Ich hatte schon die Möglichkeit, in ein Sonderlager zu kommen, aber die sind jetzt auch komplett erschöpft”, erklärt Kuster. Erst am Mittwoch habe er die Nachricht erhalten, dass es kategorisch nichts mehr gebe.

Auch Anrufe aus Deutschland

Dabei wäre es den Kunden inzwischen egal, welches Trikot sie bekommen. “Hauptsache ein Trikot – wobei das Auswärtstrikot fast schöner ist als das rote”, verrät Kuster. Und auch von der deutschen Nationalmannschaft ist alles ausverkauft. In der Branche häufen sich die Anrufe aus Lindau und Umgebung, die auf Restposten in Österreich hoffen. “Das deutsche Auswärtstrikot hatten wir ganze zwei Tage, das war auch sofort weg”, bestätigt Kuster. “Das ist total gut angekommen, auch in Deutschland.”

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Das Schaufenster weckt Hoffnungen, die immer schwieriger zu befriedigen sind. VN/Rauch

“Wir sind seit Donnerstag eines der wenigen Geschäfte, die überhaupt noch ein Trikotsortiment hatten”, ist der 75-Jährige überzeugt. Ein Rundgang durch die Geschäfte der Messestadt zeigt, dass Trikots Mangelware sind. Vereinzelt gibt es noch Fan-Shirts, Österreichfahnen und Gesichtsschminke sind ebenfalls rar. “Trotz guter Planung übersteigt die aktuelle Euphorie auch unsere Erwartungen. Eine kurzfristige Nachbestellung von Fanartikeln ist leider nicht möglich, da Aktionen bereits Monate im Voraus geplant werden”, räumt man beim UEFA-Partner Lidl ein.

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Bei den Konkurrenten um den Europameistertitel ist die Auswahl teilweise größer. VN/Rauch

“Für den Handel ist eine Europameisterschaft immer ein Blick in die Glaskugel”, betont Herbert Motter von der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Schließlich ist der Bedarf sehr abhängig vom Erfolg einer Mannschaft – und kann ab dem Achtelfinale von heute auf morgen enden. Entsprechend schwierig sei es, den Bedarf abzuschätzen. Beim ÖFB-Partner Intersport gibt es etwa Filialen, die ausverkauft sind. Hier kann man sich online zumindest noch gewisse Größen in die Filialen bestellen. Und auf das Achtelfinalspiel am Dienstag will man Fanartikel wie Fahnen wieder aufstocken. Beim Blick ins Internet findet man schnell obskure Anbieter, die jedes gewünschte Trikot scheinbar weit unter dem Originalpreis anbieten. Hier rät Motter jedoch zur Vorsicht, da deren Seriosität mehr als fraglich ist.

Es wäre aber unfair, diesen Ansturm auf die österreichischen Trikots nur den jüngsten Erfolgen zuzuschreiben. “Wir haben es schon beim Freundschaftsspiel gegen die Schweiz gesehen”, betont Werner Kuster. “Da haben wir schon viel Trikots verkauft, da war die Euphorie schon da.”

Leere Regale zum Achtelfinale
In vielen Geschäften findet man nur mehr Restposten, wie hier etwa Kindersocken. VN/Rauch

Zur Auswahl stehen immerhin noch Trikots anderen Favoriten von Frankreich bis Portugal. Ansonsten muss man sich wohl auf den Schminkkasten von der Fasnacht verlassen. Und bei Libro etwa verweist man auf das neutrale Fußball-Sortiment. “Fußballartikel wie Servietten, Becher, Piñatas, Folienballons und vieles mehr in neutralen Fußball-Designs sind bei uns sehr gefragt”, betont  Susanne Schürz, LIBRO-Geschäftsführerin. Und man habe genug Bastelmaterial, um sich selbst an Lösungen zu versuchen.