Warum sich dieser Autohändler von Strafzöllen nicht beeindrucken lässt

Markt / 11.07.2024 • 15:23 Uhr
BYD_Ellensohn_Dornbirn_09.06.2024-compressed.pdf
Die Planungen sind abgeschlossen, an der Landesstraße L 190 sind bereits Fahrzeuge vor dem künftigen Autohaus plaziert. FA/Jakob J. Mayr 

Chinesische Autohersteller überraschen mit E-Autos zu unschlagbaren Preisen. Doch während die EU mit Strafzöllen reagiert, bleibt ein Vorarlberger Autohändler gelassen. Welche Geheimwaffe hat er in der Hinterhand?

Rankweil, Dornbirn „Bau Dir deinen Traum“ ist der latinisierte chinesische Firmennamen Bǐyàdí. Und ist auch das Motto eines Autobauers, der in der breiten Öffentlichkeit außerhalb des roten Riesenreichs nicht sehr bekannt war. Das hat sich schlagartig geändert: Zum einen ist BYD nämlich Hauptsponsor der UEFA Euro 24 und prägt sich dank Bandenwerbung bei den Spielen ein, zum anderen ist das Unternehmen ein Gigant, welcher der EU, aber auch Elon Musk das Fürchten lehrt. BYD ist nämlich der weltweit größte Hersteller von E-Autos und Plug-in-Hybriden und hat 2023 über drei Millionen Autos mit Stecker verkauft.

Portraits Manfred und Edgar Ellensoh, Foto vor geplantem neuen Autohaus Schwefel 54 b, Toyota Ellensohn Dornbirn
Autohändler Edgar Ellensohn hat schon mal die Wagen vorfahren lassen vor dem neuen BYD-Stützpunkt. VN/Steurer

Seit Mai 2023 ist die Marke auch in Vorarlberg präsent. Das Autohaus Ellensohn, das bis dahin über Jahrzehnte Toyota exklusiv im Programm hatte und inzwischen auch die koreanische Marke Hyundai in Vorarlberg vertritt, hat die Landesvertretung für die aufstrebende Marke übernommen und hatte gleich einen guten Start hingelegt, wie Edgar Ellensohn im Gespräch mit den VN berichtet. Deshalb wälzt das Familienunternehmen, das 110 Mitarbeiter an den Standorten Rankweil, Dornbirn und Bürs (zwei weitere Standorte sind in Innsbruck) beschäftigt nicht nur Pläne für die Marke, sondern macht auch Nägel mit Köpfen „statt zu träumen“.

BYD_Ellensohn_Dornbirn_09.06.2024-compressed.pdf
Ansicht des Autohauses von der Straße.

Dafür ein eigenes Autohaus für die Marke im Dornbirner Schwefel. Die Arbeiten dafür haben schon begonnen. Der Standort ist für das Autohaus historisch – es war der erste Stützpunkt des Rankweiler Autohändlers in Dornbirn, dazwischen nutzten der ARBÖ und verschiedene Firmen das Gebäude. Die Planungen sind abgeschlossen, so Ellensohn, derzeit werden die Aufträge vergeben, und schon in kurzer Zeit soll das BYD-Autohaus mit Ausstellung, Verkauf und Service für die Kunden geöffnet werden.

BYD_Ellensohn_Rankweil_09.06.2024-compressed.pdf
In Rankweil ist zuerst ein Servicepoint und ein Ausstellungsraum geplant (im Hintergrund: Hotel Firmament). FA

Das Interesse an den E-Autos des in Shenzhen beheimateten Herstellers ist groß. Seit Mai 2023 wurde rund 200 Autos in Vorarlberg verkauft, damit wurden die Vorarlberger österreichweit Sales Champion. Edgar Ellensohn erwartet sich eine weitere Zunahme der Verkäufe. Das werde sich auch nach Verkündung von EU-Strafzöllen für chinesische Elektrofahrzeuge nicht ändern, ist Ellensohn überzeugt. „Die Verfügbarkeit von Fahrzeugen, die sich bereits in der EU befinden ist gegeben. Alle Modelle sind am Lager und für diese Autos gelten die Strafzölle nicht“, so der Autohändler. Außerdem erwarte man sich für BYD deutlich niedrigere Strafsteuern, nämlich vorderhand rund 17 Prozent, weil das Unternehmen eine Produktion in der EU aufbaue.

Seit der BYD-Premiere in Vorarlberg hat sich auch die Modellpalette verdoppelt: Inzwischen sind sechs Modelle im Angebot, die vor allem von Unternehmen und Freiberuflern gekauft wurden, wobei sich der Marktanteil von privaten Mobilisten ständig erhöhe, informiert Edgar Ellensohn. Natürlich gebe es auch Kleintransporter, die von Handwerkern und Gewerbetreibenden geschätzt werden, schließlich – und das ist ja eine Ursache für die Verhängung von Strafzöllen durch die EU – sind die chinesischen E-Fahrzeuge beim Preis unschlagbar. Aufgerüstet wird deshalb auch in Folge in Rankweil: Gegenüber dem Ellensohn-Stammsitz wird ein Gebäude für die Ausstellung der E-Kfz errichtet, außerdem gebe es dort künftig eine Elektroservicebox, signalisiert Ellensohn den künftigen Stellenwert der Marke im Autohaus und verabsäumt dabei nicht zu erwähnen, dass man nicht nur auf Elektro setze, sondern alle Antriebsarten im Angebot habe.