Öffis im Vergleich: Diese Alternative schlägt Elektro- und Dieselbus

Verkehrsstudie der Hochschule Darmstadt zur Bundesgartenschau Mannheim: Das Ergebnis ist eindeutig.
Mannheim, Darmstadt, Wolfurt Die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim (BUGA Mannheim) war nicht nur ein Magnet für Besucher, sie war auch ein voller Erfolg für ein Verkehrsmittel, das inzwischen vor allem in Südamerika zeigt, was es zu leisten im Stande ist. Die Hochschule Darmstadt, Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen, nutzte die Gelegenheit, um auf deutschem Boden zu analysieren, wie gut sich Seilbahnen in Städten und im öffentlichen Verkehr bewähren und hat alle Parameter der BUGA-Bahn, die zwischen den beiden, zwei Kilometer voneinander entfernt liegenden Ausstellungsgeländen Spinelli- und Luisenpark verkehrte, zusammengetragen und analysiert. Die Bahn wurde während der 178 Tage dauernden Schau von drei Millionen Fahrgästen genutzt. Für den Seilbahnbauer Doppelmayr und die BUGA-Organisatoren ist das Ergebnis dieser Studie höchst erfreulich, wie die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen.

Für die Nachhaltigkeitsbetrachtung des Betriebs der BUGA23-Seilbahn wurden drei Verkehrssysteme gegenübergestellt und bewertet: die tatsächlich errichtete BUGA23-Seilbahn, eine fiktive Elektrobus-Verbindungsalternative und eine Dieselbus-Verbindungsalternative. Augenmerk wurde dabei von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann und seinem Team auf Aspekte Soziales, Ökonomie und Ökologie gelegt. Zupass kam der Bundesgartenschau Mannheim gGmbH, die im Vorfeld von der nachhaltigsten BUGA aller Zeiten versprach, beim Erreichen dieses Zieles sicherlich, dass ein Teil der Komponenten für die temporär errichtete Bahn von der Floriade in Almere – dem niederländischen Gegenstück zur deutschen Gartenschau – errichteten Seilbahn übernommen wurden. Die benötigten Bauteile wurden nach dem Abbau in Almere nach Mannheim transportiert und wiederverwendet. Die Kosten für Planung, Genehmigung, Bau, Betrieb und Rückbau der Seilbahn in Mannheim betrugen acht Millionen Euro.

In der Analyse der drei Verkehrssysteme und deren sozialen Auswirkungen wurden neben der Qualität der Anbindung auch subjektive Aspekte wie Fahrgefühl, Komfort und das Erlebnisgefühl untersucht. Ebenso wurden die Bereiche Unfallgefahr, soziale Sicherheit oder Barrierefreiheit betrachtet, berichtet Follmann. Nach dieser Bewertung ist die Seilbahn das sozial nachhaltigere Verkehrsmittel im Vergleich zu beiden Bus-Varianten. Gepunktet hat die Stadtseilbahn dabei insbesondere mit taktfreiem Betrieb und der Barrierefreiheit. Auch in Sachen Emissionen, Komfort und Erlebnis schneidet die Seilbahn besser als die Busse ab.
Neben Investitions- und Betriebskosten wurden im Bereich der Ökonomie Energieverbrauch, Personalbedarf und Flächenverbrauch berücksichtigt, ebenso nachgelagerte Prozesse wie Rückbau, Flexibilität und Recycling. Hier war das Ergebnis am knappsten: In der Gesamtbewertung der ökonomischen Nachhaltigkeit konnte die Seilbahn letztlich den Elektrobus knapp abhängen. Ausschlaggebend war dabei der niedrige Energie- und Flächenverbrauch. Im Bereich Ökologie wurde der deutlichste Unterschied zwischen den drei verschiedenen Verkehrsvarianten festgestellt. Die Seilbahn ist von der Hochschule Darmstadt mit Abstand am besten bewertet worden. Flächenversiegelung, Lärmbelastung sowie die Auswirkung auf die Luftqualität waren hier untersuchte Größen.

Derzeit errichtet Doppelmayr auch in Paris eine Stadtseilbahn. Die Region Île-de-France erwartet sich von dieser Anbindung an die Pariser Metro den Rückgang der täglichen Staus und eine zuverlässige Verbindung ins Stadtzentrum der Olympiastadt. Bei den Wettkämpfen ist die Seilbahn noch nicht im Einsatz, die Eröffnung der „Câble C1“ ist für das Jahr 2025 geplant, für Vorarlberger Verkehrsplaner wäre wahrscheinlich eine nochmalige Bewertung der bereits im Jahr 2015/16 durchgeführten Machbarkeitsstudie “Wälderbahn“ im Lichte der nun vorliegenden Studie und den Erfahrungen mit den bereits schon länger bestehenden Stadtbahnen kein Fehler.
