“Endlich gegensteuern”: Blum-Geschäftsführer sorgen sich um Wettbewerbsfähigkeit des Standorts

Markt / 18.07.2024 • 13:09 Uhr
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Die Blum-Geschäftsführer Philipp und Martin Blum. blum (7)

Ein Jahr ohne Wachstum: Umsatz des Beschlägeherstellers sinkt im Wirtschaftsjahr 2023/24 leicht auf 2,3 Mrd. Euro. Nun hofft man auf Konjunkturbelebung sowie Maßnahmen der Politik.

Höchst Beim Höchster Beschlägehersteller Blum sind die Geschäftsführer Philipp und Martin Blum zufrieden. Obwohl man im Wirtschaftsjahr 2023/24 (1. Juli 2023 bis 30. Juni 2024) kein Wachstum schaffte, sondern mit 2,297 Milliarden Euro um 1,2 Prozent oder 27,3 Millionen weniger Umsatz erzielte, sei das angesichts der weltweiten Lage ein gutes Ergebnis.

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Blum-Hauptsitz in Höchst.

Ein Halbjahr schlecht, eines besser

Dabei sei das Jahr zweigeteilt gewesen, berichtet Philipp Blum. „Während der Umsatz zwischen Juli und Dezember zurückging, ist die Marktsituation ab 2024 wieder stabiler geworden. In Anbetracht der Rahmenbedingungen gibt dies Anlass zur Hoffnung, allerdings bleibt das Marktumfeld herausfordernd.“

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Geschäftsführer Philipp Blum.

Kaufzurückhaltung in Europa

Gerade die Inflation sorge dafür, dass sich die Kunden nun Neuanschaffungen wie Küchen oder Möbel sehr gut überlegen. „Das Umfeld ist von vielen Fragezeichen geprägt. Krisen bestimmen den Alltag. Wir sprechen über Zölle und Grenzen. All diese Unsicherheiten führen zu einer sehr passiven Haltung“, sagt Philipp Blum.

Gerade in Westeuropa habe man die Kaufzurückhaltung am stärksten gespürt. „Hier haben viele bereits während der Corona-Pandemie in ihr Zuhause investiert. Außerdem ist die Unsicherheit groß. Und Europa macht immerhin 44 Prozent unseres Umsatzes aus“, so der Geschäftsführer weiter. Indes gebe es von anderen Märkten wie USA oder Asien positive Signale.

Top 100 2024 Blum 1
Trotz Herausforderungen konnte auf Kurzarbeit verzichtet werden.

Natürliche Fluktuation

Um die insgesamt 9294 Mitarbeiter, davon 6637 in Vorarlberg, zu halten, habe man auf natürliche Fluktuation, auf eine Reduzierung von Überstunden und eine Ausweitung der Gleitzeitkonten gesetzt. „Bei Bedarf haben wir Beschäftigte auch in anderen Werken eingesetzt, dort, wo der Bedarf am größten war. Das war nicht für alle angenehm, aber so haben wir es ohne Kurzarbeit geschafft“, sagt Martin Blum.

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Geschäftsführer Martin Blum.

Investiert wurden im Wirtschaftsjahr 287 Millionen Euro, 182 Millionen davon in Vorarlberg. Das Werk 6 in Gaißau ist nun fertig, an den Werken 4 (Bregenz) und 2 (Höchst) laufen die Erweiterungen noch. Zudem wurde mit der belgischen Firma Van Hoecke ein langjähriges Partnerunternehmen gekauft. Für den Standort St. Pölten gibt es noch keine Neuigkeiten. Mittelfristig will Blum dort ein Werk bauen, allerdings hängt ein Starttermin von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.

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Blum kaufte im Jänner im Voith-Areal in St. Pölten rund 100.000 Quadratmeter Fläche.

Österreich verliert

Sorgen bereitet dem Beschlägehersteller die Wettbewerbsfähigkeit von Österreich im internationalen Vergleich. „Man muss schon schauen, dass wir hier nicht weiter verlieren. Die Kostenbelastung am Standort ist einfach viel zu hoch. Dazu kommen die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die sehr hohen KV-Abschlüsse“, so Martin Blum. Die Senkung der Lohnnebenkosten wäre dabei ein erster wichtiger Schritt. „Wir Unternehmer sind ständig gefordert, unsere Strukturen zu hinterfragen und effizienter zu werden, ohne an der Qualität einzubüßen. Dasselbe erwarten wir uns auch von Politik und Verwaltung.“

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Das gelte auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. „Wir arbeiten ehrlich und realistisch daran. Eine Regulierungsflut wäre auch hier ein Wettbewerbsnachteil.“

Was den Ausblick betrifft, sind Martin und Philipp Blum „vorsichtig optimistisch.“ Die Auftragslage sei herausfordernd, man erwarte keinen sprunghaften Anstieg. „Wir hoffen, dass die Konjunktur bis Ende des Jahres anzieht und dadurch die Nachfrage nach Küchen und Möbeln wieder zunimmt.“

Wirtschaftsjahr 2023/24

Umsatz: 2,297 Milliarden Euro (- 1,2 Prozent)

Umsatzverteilung: 44 Prozent EU, 15 Prozent USA, 41 Prozent andere Märkte

Mitarbeiter: 9294 (davon 6637 in Vorarlberg)

Lehrlinge: 347 (davon 34 in den USA, 10 in Polen, 4 in China)

Investitionen: 287 Millionen Euro (davon 182 Millionen in Vorarlberg)

Produktionsstandorte: 8 in Vorarlberg, weitere in den USA, Polen, Brasilien und China

Tochterunternehmen und Repräsentanzen: 33 weltweit

Belieferte Märkte: 120 weltweit