Wieso eine Dorener Spezialität künftig aus Feldkirch kommt

Markt / 22.08.2024 • 14:59 Uhr
Gold im wahrsten Sinne des Wortes. Die Bergkäse der Alma Bergsennereien räumten bei der Käseprämierung in Wieselburg ab. FA
Dieses Lebensmittel von Weltruf wird in Vorarlberg handwerklich hergestellt. Künftig wird es andernorts, aber mit gleicher Rezeptur wie bisher, produziert. FA

Gemeinsam in die Champions League: Zwei der größten Vorarlberger Lebensmittelerzeuger nutzen gegenseitig Synergien. Produktionsbetrieb in Doren wird geschlossen.

Doren, Feldkirch, Hörbranz Im Jahr 1901 wurde die Sennerei Huban in Doren als einzige k.u.k. Landeskäserei-Schule der Monarchie gegründet – nach 123 Jahren wird die Sennerei in den nächsten Wochen ihre letzten Käse produzieren. Die Zukunft der Sennerei, die seit 1. Juni 2019 als Alma Bergsennerei Huban geführt wird, ist besiegelt. Trotz umfangreicher Investitionen sei eine wirtschaftliche Zukunft des Traditionsbetriebes nicht mehr darstellbar, so Daniel Marte, Verantwortlicher für die Marke Alma bei der Rupp AG.

Broekmans, Wachter, Marte Rupp AG
Rupp-CEO John Broekmans, Raimund Wachter (Geschäftsführer Vorarlberg Milch eGen), und Alma-Chef, Rupp-Vorstand Daniel Marte sind überzeugt, dass diese Partnerschaft die Vorarlberger Käsekompetenz weiter stärkt. FA

Im Zuge der Firmenübernahme wurde auch die Liegenschaft von der Rupp Sennerei Immo GmbH erworben, die in den vergangenen Jahren saniert und mit einer PV-Anlage versehen wurde. Auch der Maschinenpark wurde modernisiert – hat alles nichts genützt. Am Mittwochabend wurden die 22 liefernden Landwirte darüber informiert, am Donnerstagvormittag gab es außerdem eine Mitarbeiterversammlung. „Bei diesem Schritt ist uns wichtig, den Landwirten eine Zukunftsperspektive mit fairem Milchgeld zu bieten“, deshalb habe man auch mit benachbarten Sennereien Gespräch geführt, um in Doren die Heumilchwirtschaft und die Qualität von Alma Naturkäse zu sichern.

Originalrezept und -milch

Den begehrten Käse der Sennerei wird es weiterhin geben: Mit der Milch und der Original Rezeptur aus der Dorener Sennerei, wie Marte verspricht. Die acht Mitarbeiter erhalten ein Stellenangebot innerhalb des Unternehmens. Damit wolle man ihre Arbeitsplätze sichern und ihre Expertise weiterhin nutzen. Hergestellt werden die Käsespezialitäten ab Mitte September aber bei Vorarlberg Milch in Feldkirch.

„Damit haben wir eine starke Vorarlberger Lösung gefunden“, freuen sich Marte und der Geschäftsführer der Vorarlberg Milch, Raimund Wachter, im Gespräch mit den VN.  Die Vorarlberg Milch eGen (eGen: eingetragene Genossenschaft) bringt in die strategische Partnerschaft ihre vorhandenen Produktions- und Reifekapazitäten ein und wird die mehrfach preisgekrönten Alma Schnittkäse nach den traditionellen Rezepturen produzieren. Gereift werden sie im hauseigenen Reifekeller von Alma.

Bergsennerei Huban
Die Alma Bergsennerei Huban in Doren wurde in den vergangenen Jahren auf neuesten Stand gebracht, doch sei sie wirtschaftich nicht zu betreiben. FA

Die Bremse in Doren wurde gezogen, weil die vergangenen Jahren auch am Käsespezialitätenbereich nicht spurlos vorbeigegangen sind: Hohe Energiekosten, die Coronamaßnahmen und die Inflation haben die Wettbewerbssituation massiv verschärft. Damit muss auch die Vorarlberg Milch zurechtkommen und kann durch die Vereinbarung mit Alma ihren Betrieb, in welchen in den vergangenen Jahre viel Geld investiert wurde, optimal ausnutzen, so Wachter. Man habe schon bisher eine gute Partnerschaft gepflegt, eine Rivalität habe nie bestanden. Wichtig sei beiden Partnern, dass die regionale Kompetenz damit weiter gestärkt werde. Ziel ist es nämlich mit den Jahr für Jahr preisgekrönten Käsen der beiden Erzeuger in der Spitzenklasse, „in der Champions League“ unterstreicht Wachter, weiter und gesund zu wachsen.

Regionalität im Fokus

Zur Regionalität gehören auch die kurzen Transportwege, die wie bereits jetzt auch künftig vom Dornbirner Logistikunternehmen Schluge durchgeführt werden. Die Firma Schluge wird dann wohl auch die Käselaibe der Vorarlberg Milch zum Schneiden und Verpacken nach Lindenberg bringen, wo sie in einem Schwesterunternehmen der Alma in modernen Produktionsanlagen geschnitten und verpackt werden, „was für uns Vorteile in der Vermarktung ergibt“. Für ihre Produkte – die Sortimente der beiden strategischen Partnern überschneide sich nicht – sehen sie große Chancen, denn die Nachfrage nach Käse steige gerade im obersten Segment.

Eines der Großprojekte im zurückliegenden Geschäftsjahr 2018/19 war die Errichtung des Käsekompetenzzentrums der V-Milch.  FA
Das Käsekompetenzzentrums der Vorarlberg Milch in Feldkirch.  FA

Alma produziert weiterhin in den Bergsennereien Lutzenreute und Hinteregg Vorarlberger Bergkäse g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung) und ist der größte Abnehmer der Sennalpen für Vorarlberger Alpkäse g.U. Bei der nun verabredeten Partnerschaft ist kein Geld geflossen, verrechnet werden die gegenseitigen Leistungen. Noch offen ist die künftige Nutzung der Sennerei Huban.