Bei Prestigeprojekt in Berlin wird auf Handwerker aus dem Bregenzerwald gesetzt

Schwarzenberger Unternehmen stellt seine Handwerkskunst bei Sankt Hedwigs-Kathedrale auch international unter Beweis.
Schwarzenberg Schmidinger Möbelbau in Schwarzenberg hat früh den Spagat geschafft. Einerseits seine Handwerksstruktur zu erhalten und andererseits durch Kooperationen mit internationalen Designern auch Aufträge auf der ganzen Welt zu realisieren. So wurde das in dritter Generation von Wolfgang Schmidinger geführte Familienunternehmen etwa mit der Gesamtmöblierung der Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin beauftragt.


Fertigung bis Oktober
Aktuell läuft die Fertigung in Schwarzenberg sowie in Bregenzerwälder Partnerbetrieben im Bereich Metall, Glas, Polsterung und Holz auf Hochtouren. Hergestellt werden über 700 Kirchenstühle sowie verschiedene Vitrinen, etwa für die berühmte Neapolitanische Krippe und historische Reliquienfiguren. Dazu kommen Gabentische, Kredenzen, Opferstöcke und ein Kerzenring, genauso wie liturgische Objekte wie Altar und Ambo („Tisch des Wortes“) für die Unterkirche. Alle Objekte sollen im Oktober nach Berlin geliefert werden.


Langer Weg zum Auftrag
Der Weg zu diesem Auftrag war lang. Zu Beginn stand die Entscheidung der Jury im Rahmen eines Wettbewerbs zur Neugestaltung der Kathedrale, an dem sich knapp 170 Architekturbüros beteiligten. Sie entschied sich für den Entwurf von Sichau & Walter Architekten in Kooperation mit dem österreichischen Künstler Leo Zogmayer. Mit einer Vorlaufzeit von acht Jahren lieferte Schmidinger Möbelbau dann einige Prototypen und Bemusterungen und erhielt letztlich den Zuschlag. „Ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil für uns war die inzwischen beachtliche Referenzliste an Möbeln für sakrale Räume“, sagt Wolfgang Schmidinger.


Der Ursprung dieser einst kleinen Nische reicht dabei ins Jahr 2000 zurück, als er mit Leo Zogmayer zum ersten Mal zusammentraf. Der Kremser Künstler wollte den Stuhl als liturgischen Gegenstand in den sakralen Raum integrieren. Das erste gemeinsame Projekt war die Ausstattung einer kleinen Kapelle im Stift Wilten in Tirol.

Heute, zwei Jahrzehnte später, ist die Erfahrung und Kompetenz der Schwarzenberger Manufaktur im sakralen Bereich sehr nachgefragt. Die Referenzliste ist lang und reicht von der „Feuerhalle“ am Wiener Zentralfriedhof über die katholische Pfarrkirche Sievering in Wien, die Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in Würzburg bis hin zur Trauerhalle in Erbach in Eltville.

Form und Symbolik
Für Wolfgang Schmidinger und sein Team liegt ein besonderer Reiz darin, „Sakralmöbel zu schaffen, die zumindest eine Lebensdauer von einem Jahrhundert haben. Es geht nicht nur um die Möbel, sondern auch um die Aufgabe, die sie durch ihre Form, Symbolik und Anordnung langfristig zu erfüllen haben. Im bescheidenen Rahmen erinnert die Geschichte an die Bregenzerwälder Barockbaumeister, die von 1657 bis in die 1780er Jahre auszogen, um in Europa Kirchen und Klöster mit ihren handwerklichen Fähigkeiten zu perfektionieren.”

Neben den sakralen Möbeln fertigt das Unternehmen aber genauso Küchen, Wohnmöbel und Innenausbauten aus Holz. Bereits im Jahr 1991 wurde eine eigene Möbelkollektion entwickelt. Nach wie vor werden nach Entwürfen von nationalen und internationalen Designern Stücke in Serien produziert und an Tischlerkollegen, Endkunden und Handelspartner geliefert.