Studie zeigt: So entscheidet Kommunikation über Erfolg oder Misserfolg von Großprojekten

Markt / 22.09.2024 • 16:45 Uhr
s18, s 18, S 18-Planungsausstellung, Motive von den Kojen mit den Experten, die dort die CP-Variante erklären
Die Riedstraße S18 steht seit Jahrzehnten im Zentrum eines Schlagabtausches von Befürwortern und Gegnern. vn

Autor Professor Frank Brettschneider: “Interessant ist, dass jenes Instrument, das am seltensten eingesetzt wird, als am nützlichsten beurteilt wird.”

Bregenz Bau- und Infrastrukturprojekte gehören zu der Kategorie an Vorhaben, die oft auf Widerstände stoßen, sei es bei Anwohnern, Naturschutzorganisationen oder Bürgerbewegungen. „Kommunikation hat dabei eine Präventivfunktion, damit der ganz große Stress erst gar nicht entsteht“, sagt Professor Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim, der im Auftrag des Beratungsunternehmens clavis (Bregenz, Innsbruck, Wien und Bozen) eine Studie dazu verfasst hat.

Darin geht es darum, inwieweit eine entsprechende Kommunikation zum Erfolg eines Projekts beiträgt, welche Maßnahmen hier besonders wirken und wie es dabei um das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag steht.

224 Projekte unter der Lupe

Befragt wurden dazu die Projektwerber von insgesamt 224 Projekten in Österreich, Südtirol und Deutschland mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 426 Milliarden Euro. Darunter sind öffentliche wie auch private Projekte aus den Bereichen Verkehr, Infrastruktur, Energie, Unternehmen, Wohnen oder Ressourcenabbau wie etwa der Brenner-Basistunnel oder das Lünserseewerk. Es sei die umfassendste Studie im deutschsprachigen Raum, so Brettschneider im VN-Gespräch.

Projekt nachvollziehbar machen

Darin geben nun 72 Prozent an, dass Kommunikation den Erfolg ihres Projekts positiv beeinflusst hat, 17 Prozent geben an, dass sie die Auswirkungen bislang nicht final beurteilen können, vier Prozent sprechen von negativen Auswirkungen. Wichtigster Punkt: Der Einsatz von Kommunikation habe die Projektplanungen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar gemacht und ein kooperatives Miteinander gefördert.

Frank brettschneider
professor Frank Brettschneider und Dieter Bitschnau (clavis) bei der Präsentation der Studie in Bregenz.

Dialog mit Zufalls-Bürgern

Das Spektrum der Kommunikationsarbeit ist dabei enorm und reicht von Pressearbeit bis hin zu Informationsveranstaltungen und Social Media. „Interessant dabei ist, dass jenes Instrument, das am seltensten eingesetzt wird, als am nützlichsten beurteilt wird. Das sind Dialog-Veranstaltungen mit Zufalls-Bürgern. Das machen nicht viele Projektverantwortliche, aber wenn sie es tun, hat es sehr positive Effekte“, sagt Brettschneider. Auf einer normalen Infoveranstaltung seien oft „die üblichen Verdächtigen. Diese würden aber nicht repräsentativ für die Bevölkerung stehen. „Mit Zufalls-Bürgern bekommt man indes ein deutlich vielfältigeres Bild als mit einer Bürgerinitiative und die Erfahrung zeigt, dass deren Empfehlungen oft sehr hilfreich sind.“

Emotionale Bürgerinitiativen

Auch die Faktoren, die den Erfolg eines Projekts schmälern, werden in der Studie benannt. Das sind vor allem fehlende politische Unterstützung, emotionale Bürgerinitiativen oder zu späte Kommunikation. Außerdem geben 62 Prozent der Befragten an, dass der Nutzen durch Kommunikation höher als die Kosten ist, 29 sprechen von einem ausgewogenen Verhältnis.

„Wir selbst sind natürlich vom Wert der Kommunikation überzeugt. Umso wichtiger war es uns deshalb, das Thema wissenschaftlich analysieren zu lassen“, sagt Dieter Bitschnau, Geschäftsführender Gesellschafter von clavis.

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