Götzner Unternehmen revolutioniert Anti-Terror-Training

Markt / 11.10.2024 • 18:03 Uhr
Fact Systems Thor
Der in Vorarlberg entwickelte Duellsimulator wird zur Vorbereitung auf gefährliche Situationen für die Bevölkerung sowie Militär und Polizei eingesetzt. FA

Kleines Vorarlberger Unternehmen liefert Duellsimulator an deutsche Elitetruppe. Facts System gewinnt Ausschreibung vor internationalen Großkonzernen.

Götzis, Berlin Attentate und Terroranschläge bringen in den letzten Jahren immer öfter Leid und Schrecken auch in die Zivilgesellschaft. Anschläge in stark frequentierten Einkaufsstraßen oder Großveranstaltungen, aber auch auf militärische Einrichtungen sind für Sicherheitskräfte besonders schwer zu bekämpfen. Deshalb setzen Polizei und Militär auf gute Trainingsmöglichkeiten, um im Ernstfall schnell und effizient Menschenleben retten zu können. Ein kleines Vorarlberger Unternehmen leistet dazu seinen nicht zu unterschätzenden Beitrag.

Konzerne als Mitbewerber

Die Firma FACT Systems GmbH mit Sitz in Götzis überzeugte mit ihrem Duellsimulator bei einer Ausschreibung das Kommando Spezialkräfte der Deutschen Bundeswehr (KSK) mit einem lasergestützten Gefechtssimulationssystem namens Thor. Die Konkurrenz bei der Ausschreibung war nicht zu unterschätzen: Die Rüstungskonzerne Rheinmetall aus Deutschland, Saab aus Schweden und Thales aus Frankreich, allesamt mit mehreren zehntausend Mitarbeitern, bemühten sich ebenfalls um den Auftrag. Dass ein Unternehmen mit sieben fixen und einer Handvoll freiberuflichen Mitarbeitern die Konzerne aussticht, das überraschte auch Geschäftsführer und Co-Gründer Patrick Riedesser. Selbstredend freut er sich über den Millionenauftrag – es geht um insgesamt 5,6 Millionen Euro – , wie er im Gespräch mit den VN bestätigt.

Patrick Riedesser 2
Firmenchef und Mitgründer Patrick Riedesser: “Dieser bedeutende Auftrag zeigt auch die hohe Anerkennung unserer innovativen Technologien und unseren Anspruch an Spitzenleistungen.” FA

Die Idee für den Duellsimulator hatte sein Bruder Marco Riedesser als er bei Ableistung seines Wehrdienstes mit einem ähnlichen Trainingssystem in Berührung kam. Er kaufte sich das vom österreichischen Bundesheer genutzte System später auf Ebay und analysierte es. Ergebnis: „Das kann ich auch“. Eigentlich war die Idee der Brüder Riedesser, ein ähnliches, aber besseres System für den Gaming-Einsatz, also für Computerspiele, zu entwickeln und herzustellen. Doch schon bald wurde die Polizei in gleich mehreren Ländern auf das Vorarlberger Produkt aufmerksam und kauften das System für ihre Trainings. „Eigentlich kommen wir aus dem Polizeimarkt, doch auch aus militärischen Kreisen mehren sich die Anfragen“, so Patrick Riedesser. Überhaupt wachse das Interesse in ganz Europa an Thor, berichtet er. Das System sei zwar entfernt im Rüstungsbereich anzusiedeln, „nichtsdestotrotz ist es in der heutigen Zeit notwendig und sinnvoll, den Behörden ein Werkzeug in die Hand zu legen, dass es ihnen ermöglicht, ihre Fähigkeiten weiter zu steigern, für unser aller Sicherheit“, so Riedesser.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Der Firefight- and Combat-Trainer Thor des Götzner Unternehmens, der übrigens komplett in Europa (Österreich, Deutschland, EU) gefertigt wird, sei „smart“ und deutlich einfacher einzusetzen als vergleichbare Produkte, erklärt der Firmenchef und biete sowohl maximale Flexibilität, hohe Präzision als auch einfachste Bedienbarkeit. Es ermöglicht sowohl dynamisches als auch stationäres Schießen und erleichtert die Integration von K9-Trupps, Präzisionsschützen, Zielen und mehr. Das System ist sogar in der Lage, Schüsse zu simulieren, die durch Glas- und Makrolon-Ziele (Makrolon ist ein transparenter, thermoplastischer Kunststoff, der sich durch seine extreme Schlagfestigkeit auszeichnet) abgefeuert werden.