Unternehmer Bernhard Ölz: “Ein Arzt sagte zu mir: Gewöhnen Sie sich besser an den Rollstuhl”

Wie der Dornbirner Meisterbäcker nach einer schweren Gehirnblutung und trotz Rollstuhlprognose zu neuer Stärke und neuer Lebensqualität fand.
Bregenz Wenn jemand sagt, mein Leben ist besser als vor sieben Jahren, ist das zunächst kein Anlass, noch einmal genau nachzufragen, ob man es richtig verstanden hat. Bei Unternehmer Bernhard Ölz (54) von der gleichnamigen Dornbirner Großbäckerei schon. Denn vor sieben Jahren ereignete sich ein Schicksalsschlag, der sein Leben komplett auf den Kopf stellte.

Morgens im Büro, nachmittags im Krankenhaus
„Ich war morgens im Büro, ging über Mittag dann zum Sport und merkte, dass mir schwindelig wurde. Ich dachte zunächst, es ist der Kreislauf, aber plötzlich hat meine linke Körperhälfte nicht mehr funktioniert“, schildert Ölz. Er rief noch selbst die Rettung und kam ins Krankenhaus. Die Diagnose: Gehirnblutung. Nachsatz der behandelnden Ärztin: Sie werden sehr lange hier bleiben müssen.

Was folgte, war ein halbjähriger Klinikaufenthalt. “Ein Arzt sagte damals zu mir: Gewöhnen Sie sich besser an den Rollstuhl, denn Sie werden nie mehr laufen können. Ich habe in einer Krise gesteckt. Ich konnte nicht fassen, was da vorgefallen war. Denn zuvor war ich ein sehr aktiver Mensch und plötzlich war ich motorisch ausgeschaltet. Ich bin mit dem Rollstuhl durch die Klinik gefahren, um einen Ort zu suchen, an dem ich sterben kann.”

“Ich brauchte Hilfe”
Da habe er gespürt, dass er Hilfe benötige. “Ich habe mit einem Pfarrer und mit einem Psychologen gesprochen und ein Bild erarbeitet, wofür es sich lohnt, zu leben. Das war mein Sohn. Zudem waren in der Reha einige Menschen, die wieder auf die Beine gekommen sind. Ein 80-jähriger Patient hat zu mir gesagt, jetzt muss deine gesunde Seite der kranken Seite zeigen, wie es geht. Da habe ich entschieden, es den Ärzten zu zeigen und 120 Prozent zu geben”, betont der Unternehmer.

Nach fünf Monaten in der Klinik konnte Ölz mit seinem linken Fuß gegen die Bettkante drücken. “Da habe ich gewusst, jetzt habe ich es selbst in der Hand.” Sein Ziel: “Ich verlasse die Klinik ohne Gehhilfen.”

Weiterhin das Unternehmen geleitet
Die Zeit war aber nicht nur der Rehabilitation gewidmet, er führte auch weiterhin ein Unternehmen mit rund 1000 Mitarbeitern. “Ich habe zu meiner Familie gesagt, ich möchte keine vorschnelle Entscheidung treffen. Denn da war die Leidenschaft zum Betrieb und außerdem hat mein Gehirn ja funktioniert. Ich hatte zum Glück ein tolles Team und mein Bruder hat mich sehr unterstützt. Immer sonntags hatten wir in der Klinik kleine Meetings abgehalten.”
Leben hat an Qualität gewonnen
Heute beschreibt er sich selbst als zufriedener. “Wenn mich jemand fragt, ob ich die Zeit zurückdrehen möchte, zu dem Tag vor meiner Gehirnblutung, würde ich sagen: Nein. Denn mein Leben hat an Qualität gewonnen. Zuvor war ich oft ein Getriebener, heute sind mir ganz andere Werte wichtig. Ich bin glücklicher als vor sieben Jahren.”

Festival für mentale Stärke
Seine Geschichte von der Krise zur Stärke war Teil des Tomorrow Mind Festivals, das am Mittwoch im Festspielhaus stattfand. Verena Eugster und Patricia Zupan-Eugster haben die Veranstaltung im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, um die mentale Stärke in den Fokus zu rücken. Diese sei nicht nur für einen persönlich, sondern auch ein Gewinn für den Betrieb, in dem man arbeitet. “Auch eine gesunde Führungskultur macht Unternehmen nachhaltig erfolgreicher”, so Zupan-Eugster.
Dabei sprach Neurowissenschaftlerin Tania Singer etwa über das soziale Gehirn. Darunter versteht man Empathie und Mitgefühl – dies seien die Fähigkeiten der Zukunft, wichtig für den Zusammenhalt im Team, gut für die Reduzierung von Stress, für mehr Resilienz und letztlich für die mentale Gesundheit. “Die gute Nachricht ist, dass man das soziale Gehirn trainieren kann.”