Arbeitsmarkt im Land: „Die Ausgangslage ist gar nicht so schlecht“

Markt / 20.10.2024 • 13:00 Uhr
ABD0029_20240801 – HANNOVER – DEUTSCHLAND: ILLUSTRATION – 20.01.2021, Niedersachsen, Hannover: Wer in Elternzeit ist, darf eine TeilzeittŠtigkeit bis maximal 32 Stunden pro Woche im Monatsdurchschnitt ausŸben. (zu dpa: ÇGrŸne fordern Recht auf Homeoffice – besonders fŸr FrauenÈ) Foto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Julian Stratenschulte
Homeoffice und Coronazeit förderten den Trend zur Teilzeitarbeit weiter: Dazu kommt der demografische Wandel, der Arbeitsmarktexperten Sorgen macht. DPA

Demografischer Wandel und Trend zu Teilzeit fordert Maßnahmen auch am Vorarlberger Arbeitsmarkt. Ökonom fordert aber attraktiveres Steuersystem statt Prämie für Vollzeitarbeit.

Schwarzach, Wien Die Entwicklung des Vorarlberger Arbeitsmarktes ist in den vergangenen Monaten von einer steigenden Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Gleichzeitig wird von zahlreichen Branchenvertretern und Unternehmen aber weiterhin der Mangel an Fachkräften insistiert. Beides ist richtig, deshalb ist ein Blick auf die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes im Lichte der Demografie am Standort vonnöten, um im besten Falle durch gezielte Maßnahmen eingreifen zu können.

Hanno Lorenz hält eine Kostenexplosion für durchaus möglich.  Rössle
Agenda Austria-Ökonom Hanno Lorenz will an der Steuerschraube drehen, um Vollzeitarbeit wieder attraktiver zu mache . FA/Rössle

Hanno Lorenz, Ökonom und Arbeitsmarktspezialist beim Think Tank Agenda Austria, hat sich der Zahlen angenommen und für die VN analysiert. Die aktuellen Bewegungen und damit die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer ist mit einem Plus von 10,7 Prozent praktisch im Österreich-Schnitt. „Die Ausgangslage für die Entwicklung ist gar nicht so schlecht“, sagt Lorenz mit Blick auf den demografischen Wandel, der in Vorarlberg im Vergleich mit den anderen Bundesländern (außer in Wien) auf erträglichem Niveau erwartet wird. Das sorge für einen nicht so angespannten Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren. Der Stellenandrang in Vorarlberg ist deutlich niedriger als im österreichischen Durchschnitt, deshalb seien die aktuellen Arbeitslosenzahlen nicht besorgniserregend, nach wie vor sei „der Arbeitsmarkt ist gut“.

Trend zu Teilzeit

Hände in den Schoß zu legen, wäre aber falsch. Denn es heißt trotzdem, dass der nächste Engpass am Arbeitsmarkt sicher komme. Mit Blick auf das veränderte Arbeitsverhalten, so Lorenz, müssen sich Politik und Wirtschaft mit den Ursachen auseinandersetzen. Der Trend zur Teilzeitarbeit habe in den letzten Jahren zugenommen und könnte sich weiter verstärken. Deshalb sei eine Analyse notwendig, denn in den letzten Jahren haben, so Lorenz, sind offenbar immer mehr Menschen zur Erkenntnis gelangt, dass es „ganz gut auch so geht“. Solange die sozialen Leistungen funktionieren, sei Teilzeit eine Option für viele, „das scheint auszureichen“.

Arbeitsmarkt im Land: „Die Ausgangslage ist gar nicht so schlecht“

Eine einmalige Prämie für Menschen, die Vollzeit der Teilzeit vorziehen, sei allerdings der falsche Ansatz, stellt der Ökonom fest. „Die Bonuskultur ist eine österreichische Spezialität“, die nicht dauerhaft zu einem höheren Anteil des Vollzeiterwerbs führen werde, man müsse das Steuersystem ändern, betont der Agenda Austria Ökonom. Im Zusammenhang mit der wachsenden Teilzeitarbeit verweist Lorenz auf eine Untersuchung von Prof. Friedrich Schneider. Der Schwarzarbeitsexperte hat nämlich in den letzten Jahren auch eine ständige Zunahme von Pfusch vorgestellt. Dass Teilzeit und Schwarzarbeit zusammenhängen könnten, vermuten Ökonomen, Unternehmervertreter und auch Wirtschaftspolitiker schon länger.

Steuersystem ändern

Abhilfe, so Lorenz könnte eine Änderung des Steuersystems bringen, das Vollzeitarbeit wieder attraktiver mache. Eine Aufgabe für die künftige Bundesregierung, die egal wie diese aussieht, auf jeden Fall angegangen werden müsse, wolle der Standort Österreich und Vorarlberg auch künftig reüssieren. Eine Landesregierung könne nicht direkt eingriffen, so Lorenz, aber mit einer klaren Forderung an die Bundesregierung Fahrt in die Arbeitsmarktpolitik bringen.

Arbeitsmarkt im Land: „Die Ausgangslage ist gar nicht so schlecht“