Kika-Mitarbeiter hängen vor Weihnachten weiter in der Luft

Markt / 21.11.2024 • 12:12 Uhr
Kika Betriebsversammlung
Die Betriebsversammlung bei Kika Dornbirn ging in der Küchenabteilung des Möbelhauses über die Bühne. FA

AK- und GPA beraten Mitarbeiter: Betriebsversammlung im einzigen Vorarlberger Möbelhaus der insolventen Kika/Leiner-Gruppe. Weitere Schritte muss der Insolvenzverwalter setzen.

Dornbirn Die vergangenen Jahre waren für die Mitarbeiter des schwer angeschlagenen Möbelhändlers Kika/Leiner eine Berg- und Talfahrt, die am 14. November einen weiteren Tiefpunkt erreichte. Die Gruppe, einst ein ernsthafter Mitbewerber von XXXLutz und Ikea, wurde nach dem Signa-Debakel Ende Mai 2023 verkauft, die Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Mit den neuen Besitzern wurde ein großer Schnitt gemacht – im Zuge dessen wurden von 40 Filialen 23 geschlossen und 1500 Mitarbeiter gekündigt. Nun stehen die verbliebenen 17 Filialen auf der Kippe, das Unternehmen beschäftigt derzeit noch 1400 Mitarbeiter.

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Wie se mit dem Standort in Dornbirn weitergeht, ist derzeit ungewiss. Mehr Information soll es geben, wenn der Insolvenzverwalter seine Maßnahmen vorstellen wird. VN/Steurer

Das Kika-Möbelhaus in Dornbirn, das einzige der Gruppe im Land wurde damals behalten – doch die Mitarbeiterzahl in Vorarlberg ist stark geschrumpft. Wie es nun weitergeht, wissen die verbliebenen rund 30 Mitarbeiter nicht, sie hängen in der Luft und das so kurz vor Weihnachten. Am Mittwoch abend informierten die Gewerkschaft GPA und die Vorarlberger Arbeiterkammer die Kika-Angestellten in Dornbirn über ihre Rechte und die Möglichkeit, wie es mit ausstehenden Zahlungen weitergeht, so Marcel Gilly, Geschäftsführer der GPA im Gespräch mit den VN. „Die Mitarbeiter wissen nicht, wie es weitergeht und ob es überhaupt weitergeht“, so der Gewerkschafter. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, schnell sicherzustellen, dass die Ansprüche der Mitarbeiter abgegolten werden.“ Die Frage, ob die Kika-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten oder gekündigt werden, steht ebenfalls noch unbeantwortet im Raum.

Warten auf Maßnahmen

Informiert wurde von Gilly und AK-Experte Marco Agostinelli auch darüber, wie das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung weitergeht. Der vom Gericht bestimmte Masseverwalter ist der St. Pöltner Anwalt Volker Leitner, der sich derzeit ein Bild von der finanziellen Situation macht. Sein Vorteil: Er war schon beim vergangenen Insolvenzverwalter in dieser Rolle. Spätestens am 17. Jänner, dem Termin der Gläubigerversammlung, sollte es dazu belastbare Informationen geben. „Es kann aber auch schon früher sein“, so Gilly, der nun zusammen mit der AK Vorarlberg die Mitarbeiter betreut und bei allen notwendigen Schritten, dabei unterstützt, ihre Ansprüche zu sichern. „Die Mitarbeiter können mit uns rechnen“, betont er.

Kika Marco Agostinelli (AK) Kika-Mitarbeiterin
Marco Agostinelli von der Arbeiterkammer im Gespräch mit einer Kika-Mitarbeiterin. FA

Offen ist weiterhin, ob der Standort in Dornbirn, auf Dauer weitergeführt wird. Deshalb gibt es darüber nach wie vor keine Informationen. Was es gebe, so ist aus dem Umfeld des insolventen Unternehmens, seien Interessenten. Doch allfällige Gespräche müssen warten, bis der Sanierungsplan vorliege. Was jetzt schon begonnen hat, ist der Abverkauf. Seit gestern wird auf lagernde Waren 20 Prozent Rabatt gewährt. Die Ermäßigung gelte aber nicht für Ausstellungsstücke und es sei kein allgemeiner Ausverkauf, hieß es am Donnerstag zur APA. Unklar ist unterdessen noch, bei welchen Anzahlungen von Kunden die Verträge erfüllt, die Waren also geliefert werden. Der Insolvenzverwalter brauche noch etwa zwei Wochen für die Prüfung der Fälle, sagte Stephan Mazal von der Creditreform im “Kurier”.

Abverkauf und Gutschein-Stopp

Nach der Eröffnung des Kika/Leiner-Insolvenzverfahrens vergangene Woche werden in den Filialen des Möbelhauses, wie bereits berichtet, keine Gutscheine mehr angenommen. Wer nun noch offene Gutscheine hat und Geld zurückbekommen möchte, muss den offenen Betrag als Insolvenzforderung anmelden. Ein Verlust für die Gutschein-Inhaber ist aber vorprogrammiert: Denn zurückfließen wird allerdings nur die im Verfahren festgelegte Quote und nicht der volle Gutschein-Wert.

Kika Marcel Gilly, Marco Agostinelli
Anwälte der Mitarbeiter sind Marcel Gilly von der Gewerkschaft GPA und Marco Agostinelli von der Arbeiterkammer Vorarlberg. FA