„Es gibt im Top-Management mehr Stefans als Frauen“

Zwei Frauen mit einer Mission: Lisa-Marie Fassl und Diana Eglseder setzen sich für mehr weibliches Unternehmertum ein.
Dornbirn Lisa-Marie Fassl und Diana Eglseder haben es sich unabhängig voneinander zur Aufgabe gemacht, mehr Frauen dazu zu motivieren, Gründerinnen zu werden. Die eine in Wien als Geschäftsführerin des Frühphasen-Venture-Capital-Fonds „Fund F“ und Gründerin des Startup-Netzwerks „Female Founders“. Die andere in Vorarlberg als Geschäftsführerin von Startup Vorarlberg und Co-Gründerin der Fempower Community.
Bei der ersten Startup Convention in der Fachhochschule Vorarlberg stellten sie das Thema weibliches Unternehmertum in den Fokus. Denn sie orten sowohl in der Gründerszene als auch im Management von Firmen noch viel Ungleichgewicht und dementsprechend Nachholbedarf.

Diverse Teams sind erfolgreicher
Laut aktueller Deloitte-Studie verfügen nur 17 Prozent der Unternehmen in Österreich über ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zwischen Mann und Frau im Top-Management. „Es gibt mehr Stefans als Frauen“, verdeutlicht Fassl. „Und das, obwohl jede Statistik beweist, dass diverse Teams erfolgreicher sind, dass die Mitarbeiterfluktuation geringer ist und die Zufriedenheit im Team höher. Jedes Unternehmen müsste also Interesse daran haben, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit mehr Frauen im Management vertreten sind.“

Neudenken von Karrierewegen
Was es dazu braucht? „Man muss das Bild von Führung neu denken. Man ist nicht am erfolgreichsten, wenn man am längsten arbeitet. Man muss Effektivität anders messen und weibliche Karrierewege explizit fördern. Dazu gehört auch, Frauen bei Stellenausschreibungen richtig anzusprechen“, sagt Eglseder.
Wieso bei Gründungen nach wie vor rein männliche Teams die Mehrheit bilden? „Viele denken gar nicht daran, eine Frau ins Team zu holen. Denn gegründet wird oft aus dem Freundeskreis heraus. Aber wenn man darauf hinweist, hat es den positiven Effekt, dass es einen Perspektivenwechsel gibt.“
Investoren und gemischte Teams
Auch für Investoren seien gemischte Teams positiv. „Sie wollen ja Geld verdienen. Da ist es wichtig, jeden Risikofaktor zu reduzieren. Und gemischte Teams performen nachweislich besser.“ Dennoch würden gerade Gründerinnen von Investoren oft herablassend behandelt, sagt Fassl. „Sie werden nach ihrer Kinderplanung gefragt und ob sie sich das zutrauen. Das wird ein Mann nicht gefragt.“

Deshalb haben Fassl und ihre Geschäftspartnerin auch ihren eigenen Fonds begründet, bei dem der finale Abschluss im Dezember erfolgt. Das ursprüngliche Ziel von 20 Millionen Euro soll dann übertroffen sein. Auch große Investoren sind an Bord. Der Fokus liegt dabei auf Technologie-Start-Ups. Voraussetzung: Sie müssen mindestens eine Frau im Team haben.