Geld anlegen: Warum das Bauchgefühl teuer werden kann

Markt / 09.12.2024 • 18:27 Uhr
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Wer auf eigene Faust in den Aktienhandel einsteigt und sich dabei auf sein Bauchgefühl verlässt, hat schlechte Karten. Das sagen Fachleute und zeigen die Zahlen. AFP

J.P. Morgan-Spezialist informierte bei Vortrag in Dornbirn über Anlageformen und Börsenpsychologie. Interesse an Alterenativen zum Sparbuch wächst stetig.

Dornbirn, Schwarzach Der aus einer Dornbirner Auswandererfamilie stammende  Anthony Joseph Drexel hat sich in seiner neuen Heimat USA um den Wertpapierhandel und insbesondere um die berühmteste Börse der Welt, New York Exchange, nicht nur Verdienste erworben – er wird auch als „The man who made Wall Street“ und Erfinder der modernen Finanzwelt bezeichnet. Nicht zuletzt gründete er zusammen mit John Pierpont Morgan Drexel Morgan & Company, heute als J.P. Morgan Chase, mit einer Bilanzsumme von über 2600 Mrd. US-Dollar die größte Bank der USA und unter den Top 3 weltweit.

Fast ein “Heimspiel”

Deshalb könnte man es fast als „Heimspiel“ bezeichnen, dass die Dornbirner Sparkasse heuer mit Executive Director Markus Sevcik von J.P. Morgan Austria einen Vertreter dieser Bank mit Dornbirner Geschichte bei ihrer Wertpapierveranstaltung begrüßen konnte. Der Finanzfachmann lockte fast 200 Sparkassen-Kunden mit seiner Expertise zu der Veranstaltung, die Jahr für Jahr mehr Vorarlberger interessiert. Für Sparkasse Dornbirn Vorstand Martin Jäger, der zusammen mit Sevcik die VN-Redaktion besuchte, eine konsequente Entwicklung. Denn auch wenn viele Kunden noch auf traditionelle Anlagenformen setzen, so Jäger, interessieren sich immer mehr für alternative Anlagen, die auch mehr abwerfen als das klassische Sparbuch. „Wir sparen uns arm“, stellen die beiden Finanzexperten auf die traditionellen Sparformen fest, stellen aber auch eine deutliche Tendenz der Anleger zu Bonds, Fonds und Aktien fest.

Jäger martin JP Morgan
Sparkasse Dornbirn-Vorstand Martin Jäger (li.) und Markus Sevcik von J.P. Morgan Austria raten Sparern zu Sparbuchalternativen. VN/Sca

„Der Informationsbedarf ist groß“ stellt Sevcik fest und gibt gleich einen ganz wichtigen Tipp: „Das Bauchgefühl ist in diesem Bereich nicht der beste Ratgeber“, vielmehr sei Einsteigern geraten, sich auf die Expertise von Fachleuten zu stützen, die auch wie das J.P.Morgan Asset Management die entsprechenden Daten an den Börsen ständig auswerten und im Blick haben. Sie wissen auch das Auf und Ab an den Börsen richtig zu deuten.

„Derzeit ist in den USA gutes Geld zu verdienen“, so Sevcik mit Blick auf das Börsenhoch nach der US-Präsidentenwahl. „Der Ausgang ist ein klares Signal“, sagt er und stellt klar, dass es nicht unbedingt um Freude über den Trump-Sieg dabei gehe, „wer vorne ist, ist nicht wirklich relevant“. Doch Wahlergebnisse geben den Pfad vor, sorgen für eine gewisse Stabilität, erklärt der Anlageprofi. Generell gebe es derzeit einen KI-Hype, „Daten sind das neue Gold“ so der J.P. Morgan-Experte, diesmal seien es aber nicht die kleinen Start-ups, die dafür sorgen, sondern die großen Player am IT-Markt. Natürlich sei für viele auch Blockchain interessant, so Sparkassen-Vorstand Jäger, doch gerade J. P. Morgan habe dazu keine Angebote, ergänzt Sevcik.

Generell seien die z. B. von in diesem Fall von der Sparkasse aufgelegten Fonds ein guter Einstieg in den Finanzmarkt, rät Vorstand Jäger auch vorsichtigen Sparern, sie bieten gute Rendite bei einem überschaubaren Risiko. „Da gibt es eine hohe Zufriedenheit der Kunden, die wenigsten sind enttäuscht“. Überhaupt sei es auch beim Kauf eines individuellen Aktienportfolios kein Fehler, wenn man einen längeren Zyklus veranschlage, rät auch Sevcik den Anlegern. Und wie man auch anhand der Daten feststellen kann, fährt man mit Rat besser als mit dem Bauch.

Was auch nicht schaden kann, wiederholen die beiden Finanzexperten einen langgehegten Wunsch der Branche, wäre eine gute Finanzbildung bereits in den Schulen. Wenn man sich besser auskenne, könne man auch tatsächlich mehr aus seinem hart verdienten Geld machen als sich mit einem Sparbuch zwar redlich, aber wegen der Rendite in Wahrheit „arm spart“.