Alarmierender Anstieg von Firmenpleiten in Vorarlberg: Was Experten für 2025 erwarten

159 Unternehmen meldeten heuer Insolvenz an. Immer mehr Verfahren werden mangels Vermögen erst gar nicht eröffnet.
Feldkirch Es ist nicht nur ein Gefühl, dass es in Vorarlberg heuer deutlich mehr Firmenpleiten gibt als noch im vergangenen Jahr. Auch die Zahlen des KSV1870 belegen das.
Nachdem es in den Jahren 2022 und 2023 zu einer Normalisierung der Insolvenzsituation nach der Corona-Pandemie kam, steigt heuer das Insolvenzniveau in Vorarlberg spürbar an. Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung mussten im Jahr 2024 in Vorarlberg 159 Unternehmen Insolvenz anmelden. Insolvenztreiber sind der Handel, die Bauwirtschaft und der Bereich Beherbergung/Gastronomie.
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Gestiegene Fremdkapitalzinsen, Energie- und Personalkosten seien Themen, die nicht spurlos an den heimischen Betrieben vorbeigehen. Daneben hat sich auch das konjunkturelle Umfeld eingetrübt.
Regina Nesensohn, KSV1870-Leiterin des Standorts Feldkirch, erklärt: „Wirtschaftliche Schwächeperioden bei den wichtigsten Abnehmern Vorarlberger Produkte im europäischen Raum wirken sich nach meiner Erfahrung nicht unmittelbar auf die Insolvenzzahlen aus. Hier gibt es immer eine Nachlaufzeit von ein paar Monaten. Klar ist aber, dass bei einem stotternden Wirtschaftsmotor besonders die Industrie und das produzierende Gewerbe negative Auswirkungen spüren. Sollte es nicht rasch zu einer Erholung der Konjunktur kommen, erwarte ich, dass es auch in Vorarlberg zu Anpassungen der betrieblichen Strukturen kommen wird.“

Kein Grund zur Panik, aber …
Der Blick auf eine längerfristige Entwicklung der Insolvenzzahlen zeige, dass aktuell kein Grund zur Panik besteht. Aber: Hat ein Unternehmen seine betrieblichen Kennzahlen nicht im Blick und wirtschaftet es nach dem Motto: „Was bisher gut funktioniert hat, wird auch in Zukunft funktionieren!“, kann es sehr rasch zu unternehmensgefährdenden wirtschaftlichen Turbulenzen kommen. „Je mehr Unternehmen in die Pleite rutschen, desto größer ist die Gefahr, dass infolgedessen auch finanziell gesunde Unternehmen über kurz oder lang mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben und den Anker werfen müssen“, erklärt Regina Nesensohn.
Die Zahl der nicht eröffneten Verfahren steigt
Im Zuge der aktuellen wirtschaftlichen Situation betrachtet der KSV1870 auch die Entwicklung rund um die nicht eröffneten Insolvenzen mit Argusaugen. Gegenüber dem Vorjahr wurden heuer um 35 Prozent mehr Fälle in Vorarlberg mangels Vermögens (insgesamt 57 Fälle) nicht eröffnet, da nicht einmal mehr 4000 Euro zur Deckung der Gerichtskosten vorhanden sind.
Insgesamt rechnet der KSV1870 damit, dass der Insolvenztrend anhalten wird. „Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass wir in puncto hoher Insolvenzzahlen nicht am Ende des Tunnels angekommen sind, sondern uns mittendrin befinden“, so Nesensohn. Auch, weil Faktoren wie Energiekosten, Konsumnachfrage oder geopolitische Entwicklungen weiterhin maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen hätten.
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Zumindest sei das Auslaufen der KIM-Verordnung ein guter Schritt, um der Baubranche neues Leben einzuhauchen. „Inwieweit dieser Schritt bereits 2025 in der Realität spürbar sein wird, bleibt abzuwarten“, sagt Nesensohn. Erschwerend komme hinzu, dass aktuell gewährte Überbrückungskredite im Zusammenhang mit der Corona-Krise zur Rückzahlung fällig werden.