Vorarlberger Firmen in Mexiko abwartend: Strafzölle sind “eigentlich Unsinn”

Markt / 03.02.2025 • 16:22 Uhr
Collini Mexiko
Vorarlberger Unternehmen produzieren in Mexiko – Insgesamt beschäftigen sie im Aztekenreich Tausende Mitarbeiter. FA/Collini

US-Präsident Trump machte mit seiner Drohung hoher Strafzölle ernst – für kurze Zeit. Denn schon am Montag setzte er die geplanten Zölle gegen Mexiko für einen Monat aus. Die Zölle hätten um Mitternacht in Kraft treten sollen. Vorarlberger Unternehmen, die in Mexiko Tausende Arbeitnehmer beschäftigen, zeigten sich am Montag abwartend bis gelassen.

Mexico City, Schwarzach Nach dem, was der neue US-Präsident in den ersten Tagen seiner zweiten Amtszeit, angeordnet hat, war man in den Nachbarländern der USA und in China auch nicht wirklich überrascht, als er am Wochenende saftige “Strafzölle” in Kraft setzte. Damit endet zumindest vorläufig nach gut 31 Jahren das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA einerseits mit dem Ziel Trumps, die Grenzen gegen illegale Migration abzuschirmen und um dem Schmuggel mit der Droge Fentanyl Einhalt zu bieten, und andererseits das Handelsbilanzdefizit der USA damit zumindest auszugleichen. Doch schon am Montag nahm der starke Mann aus Washington die Strafzölle vorerst für einen Monat aus.

Vorarlberger Firmen in Mexiko abwartend: Strafzölle sind "eigentlich Unsinn"
Collini-Geschäftsführer Günther Reis bricht für den Freihandel eine Lanze. “Wenn die Zölle in die Höhe gehen, gibt es in den USA deutliche Preiserhöhungen bei Autos”. VN/Steurer

Eine Reihe Vorarlberger Firmen, die in Mexiko angesiedelt sind und dort zusammen Tausende Mitarbeiter beschäftigen, beobachten die neue Politik am amerikanischen Kontinent. Was bedeutet es für Unternehmen wie Alpla, Hirschmann, Collini oder Meusburger, um nur die größten zu nennen? Der Verpackungshersteller Alpla ist im Land der Azteken mit 27 Werken vertreten, in der gesamten Region Mexiko/Mittelamerika beschäftigt das Unternehmen mehr als 2300 Beschäftigte. Allerdings: “Die Alpla Group ist in Mexiko mit 27 Betrieben vertreten, in den USA mit 16 Betrieben”, erklärt Daniel Lehner, Global Sales Director Food & Beverage, “beide Länder sind sehr wichtig für uns und tragen entscheidend zum Unternehmenserfolg bei. In beiden Ländern produzieren die Betriebe vor Ort für Kunden, die wiederum jeweils den lokalen Markt mit Konsumgütern versorgen.” Alpla sei ist somit von den Auswirkungen der Handelspolitik in der Region nicht direkt betroffen, verfolge die weitere Entwicklung jedoch aufmerksam”.

Lehrwerkstätte auf dem Niveau der österreichischen Ausbildungsstätte im Technical Center Toluca von Alpla Mexico.
Alpla forciert in Mexiko auch die Qualifizierung: Lehrwerkstätte auf dem Niveau der österreichischen Ausbildungsstätte im Technical Center Toluca von Alpla Mexico. VN/sca

Sofortige Auswirkungen erwartet man sich auch nicht bei Hirschmann Automotive. Der heutige CEO des Rankweiler Automobilzulieferers, Angelo Holzknecht, war es, der das seit 2015 produzierende Werk in St, Miguel, in dem rund 400 Menschen arbeiten,, aufgebaut hat. “Wir haben keinen direkten Export in die USA, wir produzieren Steckerkomponenten an ebenfalls in Mexiko ansässige Kabelssatzhersteller”. Dennoch komme es wahrscheinlich zu einer Volumensreduktion”, außerdem werde es Preiserhöhungen geben, so Holzknecht im Gespräch mit den VN. Er ist überzeugt, dass in der Causa Strafzoll allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. “Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Lösungen geben wird”, sagte er bereits vor der Eilt-Nachricht aus dem Weißen Haus. Vorderhand bedeute Trumps Anordnung aber Preiserhöhungen für Autos in den USA. “Der Schuss geht nach hinten los”, ist Holzknecht überzeugt.

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Hirschmann Automotive-CEO Angelo Holzknecht, der das Werk in Mexiko aufgebaut hat, ist überzeugt, dass bei weiteren Verhandlungen nach Lösungen gesucht wird.

Ebendieser Meinung ist auch Collini-Geschäftsführer Günther Reis. Das Hohenemser Unternehmen ist mit zwei Werken und 170 Mitarbeitern in Mexiko vertreten. “Derzeit ist es schwer zu sagen, wie betroffen wir von den Strafzöllen sind, denn wir exportieren nicht von Mexiko in die USA. Unsere Produkte werden in Autos deutscher Marken verbaut, die in Mexiko produzieren.” Sicher sei, dass die Zölle die Preise für Autos in den USA deutlich erhöhen. Die Maßnahme Trumps “ist eigentlich Unsinn”, stellt Reis fest. Am Schluss seien es nämlich die US-Konsumenten, die den Preis zu zahlen haben.

Vorarlberger Firmen in Mexiko abwartend: Strafzölle sind "eigentlich Unsinn"
Meusburger-Niederlassung in Querétaro, Mexiko. FA

Auch Roman Giesinger, Sprecher des Wolfurter Formnormalienherstellers Meusburger, sieht auf VN-Anfrage noch keinen Grund zur Panik. Meusburger beschäftigt in Querétaro, Mexiko, 15 Mitarbeiter. “Die Strafzölle treffen uns momentan nicht”, auch in der Logistik sehe man in der Verkaufsniederlassung derzeit kein Problem”, man müsse sehen was jetzt in Folge passiert, aber grundsätzlich sei der Kernmarkt des Unternehmens Europa, informiert Giesinger. Weitere Vorarlberger Unternehmen sind in Mexiko mit Verkaufsniederlassungen vertreten, doch sind Firmen aus Vorarlberg auch in den USA mit Produktions- und Serviceniederlassungen vor Ort.