So wirken sich fällige Covid-Kredite auf Pleiten in Vorarlberg aus

Die Covid-Überbrückungskredite, die 2020 vergeben wurden, sind heuer fällig. Im Nachbarbundesland Tirol spricht ein Experte von Hunderten Pleiten. Banker, Sanierungsexperten und Gläubigervertreter sehen das in Vorarlberg anders.
Schwarzach Als im Jahr 2020 Covid das ganze Land zum Stillstand nötigte, konnten Unternehmen auf sogenannte Covid-Überbrückungskredite, die schnell entwickelt wurden, zugreifen, um sich über Wasser zu halten. Was auch zahlreiche Vorarlberger Firmen machten. Austria Wirtschaftsservice (aws) oder der Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) übernahmen die Haftung zwischen 80 und 100 Prozent.

In Österreich sind diese Kredite, die von den heimischen Banken abgewickelt wurden, auf eine fünfjährige Laufzeit begrenzt, sie werden also spätestens heuer fällig. Und das könnte auch in Vorarlberg für Firmen zum Problem werden. Der Tiroler Sanierungsfachmann Christoph Strobl skizzierte im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung ein Horrorszenario mit Hunderten drohenden Pleiten alleine in seinem Bundesland. Vorarlberger Fachleute sehen die Sache indes gelassener. Es werde auch heuer Insolvenzen im Land geben, doch die Ursache dafür seien nicht in den fälligen Überbrückungskrediten, sondern in den aktuellen Herausforderungen für die Firmen zu suchen.
“Keine Turbulenzen”
Wohl waren im vergangenen Jahr bei Insolvenzen auch Covid-Kredite betroffen – rund vier Millionen Euro bis Ende Oktober 2024 – doch ursächlich für die Pleiten seien die vom aws oder der ÖHT garantierten Kredite nicht gewesen. „Wenn jemand den Überbrückungskredit nicht bedient hätte, dann wären wir schon früh darauf aufmerksam geworden“, erklärt Gerhard Hamel, Vorstandschef der Volksbank Vorarlberg, „denn es wurden halbjährliche Raten vereinbart“. „Wir sehen deshalb keine großen Turbulenzen deswegen“, sagt er. Zumindest nicht durch die Covid-Überbrückung. Viel schwieriger sei die Lage durch die Wirtschaftskrise, betont Regina Nesensohn, Leiterin des KSV 1870-Standortes Vorarlberg, und weist auf Energie-, Rohstoff- und Bürokratiekosten hin, welche es den Unternehmern auch heuer wieder schwierig machen. „Wir beobachten das Thema“, erklärt sie, „doch Insolvenzen wegen der Covid-Überbrückungskredite sind bisher Einzelfälle“.

Die Überbrückungskredite waren für die Firmen eine gute Sache, zollt der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Landesbank, Michael Alge, dem Staat Lob. Und wenn es Firmen gebe, welche die Kredite noch nicht zurückzahlen konnten, dann gebe es Lösungen, etwa eine Umschuldung der Bank. Doch wenn es keine positive Fortführungsprognose für ein angeschlagenes Unternehmen gebe, dann können die Banken das nicht machen. „Wer Schwierigkeiten hat oder diese kommen sehe, sollte sich frühzeitig, also nicht erst fünf vor zwölf, beim Bankberater melden“, schlägt Alge vor.

Für Banken ist eine Umschuldung kein einfaches Unterfangen, klärt Sanierungsexperte Herbert Loos, Vorarlberger Regionalverantwortlicher des Forums für Restrukturierung und Turnaround, kurz: ReTurn, auf. Die Banken müssen dann die schwere Entscheidung treffen, die Kredite in die eigenen Bücher zu schreiben oder fällig zu stellen. Für die Geltendmachung der Bundeshaftung ist nämlich die Einleitung eines Insolvenzverfahrens gesetzliche Voraussetzung.

Dass sich die Fälligstellung der Corona-Kredite zu einem Flächenbrand entwickelt, sieht Loos nicht. „Leider hat man in einzelnen Unternehmen die Endfälligkeit verschlafen.“ Durch die Ausfallshaftung der aws sei aber eine Umschuldung – ohne weitere Sicherheiten – nicht so einfach. „Doch alle regionalen Banken, mit denen wir zusammenarbeiten, zeigen sich – aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage – sehr verständnisvoll.“ Doch Fakt sei, „dass jede Neufinanzierung auf dem Geschäftsmodell und der Managementqualität des Unternehmens basiert.“