„Schwierig, sich von einem ganzen Leben zu trennen“: Unternehmerin Désirée Schindler über das emotionale Erbe ihres Vaters

Markt / 12.03.2025 • 10:00 Uhr
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Désirée Schindler und Antiquitätenexperte Mario Hämmerle. Servus TV

Beat Schindler war bis zu seinem Tod ein passionierter Sammler. Für seine Tochter stellte sich die Frage, was mit seinem Nachlass passieren soll.

Kennelbach Im März 2024 verstarb Beat Schindler. Der Unternehmer gründete in den 1960er-Jahren auf dem Areal der ehemaligen Textilwerke Schindler in Kennelbach einen Wirtschafts- und Gewerbepark und baute diesen zu einem wichtigen Standort für die Region aus.

„Schwierig, sich von einem ganzen Leben zu trennen“: Unternehmerin Désirée Schindler über das emotionale Erbe ihres Vaters
Beat Schindler verstarb im vergangenen Jahr. vn

“Mein Papa war zwar 86 Jahre alt, aber er starb für uns doch überraschend. Er ging erst mit 84 in Pension”, erzählt Désirée Schindler im Gespräch mit den VN. Neben seinem unternehmerischen Wirken war Beat Schindler sein Leben lang auch ein leidenschaftlicher Sammler. „Ich weiß gar nicht, woher er überhaupt die Zeit dafür gefunden hat. Er war Hobbyfotograf, hat Modelleisenbahnen und Kunstgegenstände gesammelt und von all seinen Reisen immer besondere Stücke mitgebracht. Und er hat sich nie von etwas getrennt“, sagt seine Tochter, für die sich nach seinem Tod die Frage stellte, was mit seinem umfangreichen Nachlass passieren soll.

Sehr viel an Familiengeschichte

„Ich war zunächst offen gesagt ziemlich überfordert damit, denn im Haus waren auch viele Stücke, die mit der Geschichte der Familie zu tun haben und außerdem viele technische Geräte.“ Deshalb entschloss sie sich, den Lustenauer Experten Mario Hämmerle, der auch in der TV-Serie “Bares für Rares Österreich“ auftritt, zu kontaktieren.

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Mario Hämmerle verschaffte sich zunächst einen Überblick. Servus TV

„Ich wollte nicht alles verkaufen, sondern vielmehr seine Einschätzung haben. Was ist es überhaupt? Hat es einen historischen Wert?“, erzählt Désirée Schindler, die heute das Familienunternehmen in siebter Generation führt. „Nicht nur mein Vater war ein großer Sammler. Mein Urgroßvater Friedrich-Wilhelm Schindler hielt 2000 Patente. Da hat sich auch einfach wahnsinnig viel an Familiengeschichte angesammelt“, beschreibt sie die ganze Bandbreite der Verlassenschaft.

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Schindler und Hämmerle trafen sich mehrfach zum Lokalaugenschein im Haus. Servus TV

“Hat viel Überwindung gekostet”

So kam Mario Hämmerle ins Boot. „Er war oft im Haus, hat alles recherchiert und sehr viel Zeit investiert“, erzählt Schindler. Die Unternehmerin und der Experte verstanden sich gleich auf Anhieb gut und bauten Vertrauen auf. Dann erzählte ihr Hämmerle, dass eine neue TV-Sendung geplant ist, bei der Experten und Händler bei ihrer Arbeit begleitet werden, und dass er gerne den Schindler-Nachlass zeigen würde. „Ich war skeptisch und es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, fremde Menschen in das Haus zu lassen.“

Letztlich ließ sie sich aber doch von der Idee überzeugen. „Das ganze Team war sehr wertschätzend und während der Dreharbeiten ist dann auch die Idee entstanden, einen Flohmarkt zu veranstalten.“

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Für den Flohmarkt wurden alle Stücke mit Preisen beschildert. Servus TV

Auch wenn das alles andere als leicht für sie war. „Für mich war es anfangs fürchterlich emotional. Ich musste mich ja von einem ganzen Leben trennen. Da stand das rote Sofa, auf dem ich als Kind oft mit meiner Mama gesessen bin, und plötzlich trägt das jemand aus dem Haus. Aber ich habe auch gelernt, dass man sich von Dingen trennen muss. Am Ende war es die richtige Entscheidung, und von vielen Stücken weiß ich, wohin sie gegangen sind und dass sie dort geschätzt werden.“

Museum in Planung

Dabei ist sie mit dem Ausräumen noch lange nicht fertig. „Ich schaue mir alles einzeln an, ob es vielleicht einen historischen Wert hat.“ Denn den Stücken mit Industriegeschichte will Désirée Schindler in Zukunft ein eigenes Museum auf dem Schindler-Areal in Kennelbach widmen.

Seit vielen Jahren ist das Schindler-Areal nun Firmensitz der Head AG, aber auch vieler Klein- und Mittelständischer Unternehmen, die im ersten Wirtschaftspark Vorarlbergs eine Heimat gefunden haben.
Das Schindler-Areal in Kennelbach ist unter anderem Firmensitz von Head AG und vielen Klein- und Mittelständischen Unternehmen. vn

Sie selbst sei „keine Sammlerin“. Und auch wenn das Ausräumen der „Villa Kunterbunt“, wie sie ihr Elternhaus gerne nennt, emotional sehr herausfordernd war, bezeichnet sie die Zusammenarbeit heute als Glücksfall. „Ich kann jedem empfehlen, Dinge auszusortieren und einen Experten zurate zu ziehen. Am Ende war das eine glückliche Fügung.“

Im TV

Die Sendung “Die Schatzjäger – Händler und Experten bei der Arbeit” ist am Donnerstag, 20. März, ab 20:15 Uhr bei Servus TV oder bereits vorab in der Mediathek zu sehen.