Verena Eugster: “Es ist absurd, dass man sich hierzulande für Unternehmertum fast schon rechtfertigen muss”

Die Unternehmerin stellt fest: “Statt Visionen und Wachstum herrscht Frustration und Resignation.”
Wie konnte es so weit kommen, dass selbst die optimistischste Generation der Wirtschaft das Vertrauen verliert?
Das jüngste Stimmungsbarometer der Jungen Wirtschaft spricht eine alarmierende Sprache: 36 Prozent der Jungunternehmer:innen rechnen mit einem wirtschaftlichen Rückgang, nur 20 Prozent erwarten eine Verbesserung. Ein Stimmungsbild, das in der Vergangenheit undenkbar war – denn normalerweise stehen die Jungen für Tatendrang, Zukunftsglaube und Innovationsgeist. Doch jetzt? Statt Visionen und Wachstum herrscht Frustration und Resignation. Bürokratie-Wahnsinn, erdrückende Lohnnebenkosten, fehlende steuerliche Anreize – der Unternehmergeist erstickt unter einem Berg von Hindernissen. Wenn sogar Jungunternehmer:innen die Zuversicht verlieren, ist das nicht nur ein Warnsignal. Es ist ein Alarmsignal für die gesamte Wirtschaft.
Warum ist Investieren heute eine Mutprobe statt ein logischer Schritt?
Nur 17 Prozent der jungen Unternehmer:innen planen höhere Investitionen – der niedrigste Wert seit Jahren. Ein Land, das den Mut zur Investition verliert, verliert den Glauben an die Zukunft. Woran liegt es? Nicht an mangelnden Ideen, sondern an fehlendem Vertrauen. Vertrauen in eine Politik, die endlich erkennt, was auf dem Spiel steht. Anstatt mutig nach vorne zu gehen, müssen junge Unternehmer:innen ums Überleben kämpfen. Mehr Durchhaltevermögen als Innovationskraft? Das darf nicht zur neuen Realität werden. Wir brauchen keine Schönheitsreparaturen, sondern eine Generalsanierung der Wirtschaft. Drittens
Wollen wir eine verlorene Gründer:innen-Generation – oder eine Generation, die unser Land nach vorne bringt?
Wer gründet, bringt Mut, Ideen und Einsatzbereitschaft mit – und bekommt stattdessen Steine in den Weg gelegt. Es ist absurd, dass man sich hierzulande für Unternehmertum fast schon rechtfertigen muss. Es braucht jetzt klare Maßnahmen: Lohnnebenkosten runter, Bürokratie abbauen und Kinderbetreuung ausbauen. Das sind keine „Wünsche“– das ist die absolute wirtschaftliche Notwendigkeit. Wer Wachstum will, muss die Grundlagen dafür schaffen. Statt eine ganze Generation auszubremsen, müssen wir sie endlich zur Lösung machen. Doch das gelingt nur, wenn Politik und Öffentlichkeit endlich wieder die Jungen mitdenken: ihre Lebensrealitäten sehen, ernst nehmen und sie in Entscheidungen einbinden.
Verena Eugster ist im Bundesvorstand der Jungen Wirtschaft Österreich und Geschäftsführerin der W3 Create GmbH in Dornbirn.